Bild: Tesla (Symbolfoto)
Im Herbst 2020 begann Tesla als erster westlicher Elektroauto-Hersteller, in der Basis-Version seines Model 3 einen Akku aus so genannten LFP-Zellen von CATL einzusetzen. Zuerst wurde es in dieser Version nur in China verkauft, später aber auch nach Europa exportiert – und andere West-Hersteller wie Volkswagen oder Mercedes kündigten ebenfalls an, bei manchen Modellen auf LFP setzen zu wollen. Für Tesla erklärte CEO Elon Musk in diesem Februar sogar, alle Elektroautos mit Standard-Reichweite würden auf LFP umgestellt. Das hat sein Finanzvorstand Zachary Kirkhorn jetzt bestätigt – und zugleich erklärt, dass diese Zellen lokal produziert werden sollen.
Tesla will global auf LFP umsteigen
LFP ist die englische Abkürzung für Lithium-Eisenphosphat und lässt erkennen, dass für Zellen mit dieser Chemie weder Nickel noch Kobalt gebraucht wird. Das sind die beiden teuersten Zutaten für die heute leistungsfähigsten Batterien, wie Tesla und andere Elektroauto-Hersteller sie einsetzen. Das für LFP nötige Eisen dagegen ist ebenso wie Lithium viel billiger und reichlich vorhanden, wie Musk dazu erklärte. Auf längere Sicht werde Tesla zu zwei Dritteln Kapazität aus LFP-Zellen nutzen, sagte er in diesem Juli sogar.
In China gibt es bereits zwei Tesla-Modelle mit LFP-Akku von CATL: das Model 3 Standard plus und das Model Y in dieser Ausführung; das Model 3 wird zudem auch in andere Länder einschließlich Europa exportiert. Im aktuellen Quartalsbericht bestätigt das Unternehmen aber, dass die Umstellung „global“ erfolgen soll. Einen Zeitplan dafür nennt es nicht, aber im August bekamen auch US-Kunden das Angebot, für eine kürzere Lieferzeit ein Model 3 mit LFP-Batterien aus China zu nehmen. Regulär scheinen in den USA aber auch für den kleinsten Tesla noch Zellen von Panasonic genutzt zu werden, denn das dort angegebene Gewicht liegt rund 200 Kilogramm unter dem für Europa, und LFP macht Elektroautos wegen seiner geringeren Energie-Dichte schwerer.
Nach der Bekräftigung im Quartalsbericht ist es aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis die ganze Welt Standard-Teslas mit LFP-Akkus bekommt. Zudem erklärte Finanzchef Kirkhorn in der anschließenden Telefon-Konferenz, dass die Zellen dafür nicht mehr alle aus China stammen sollen. Alle wichtigen Teile für Elektroautos aus verschiedenen Fabriken sollen „lokalisiert“ sein, sagte er, also aus der Nähe bezogen. Das bedeute, dass sie zumindest auf demselben Kontinent produziert werden sollen, auf dem die jeweilige Fabrik steht, und vorzugsweise noch näher.
Blade-Batterien von BYD bestellt?
Somit ist damit zu rechnen, dass Tesla zum Beispiel Batterien für das Model Y aus der Gigafactory in Grünheide bei Berlin auch dann nicht sämtlich selbst produzieren wird, wenn die eigene Zellfertigung auf demselben Gelände läuft; anfangs sollen sie ohnehin mit Zellen aus China ausgestattet werden, wie CEO Musk Anfang Oktober bei einem Fest dort bestätigte. Doch wenn auch das deutsche Model Y als Standard-Version kommt, bräuchte Tesla dafür früher oder später einen europäischen LFP-Lieferanten. Denn in eigenen Werken sollen nach bisherigen Informationen nur die selbst entwickelten 4680-Zellen produziert werden, und im Juli sagte Musk, für LFP werde Tesla voraussichtlich ein anderes Format nutzen.
Ähnlich würde auch in den USA eine Produktion oder eben eher ein Lieferant für LFP-Batterien gebraucht. Außerhalb von China gibt es noch nicht viel davon, aber Tesla soll zusätzlich in Verhandlungen mit BYD als dem zweiten großen Produzenten in dem Land stehen. Der verpackt seine LFP-Zellen zudem in ein platzsparendes Klingen-Format („Blade“), sodass die geringere Energie-Dichte zum Teil wieder ausgeglichen wird. Laut einem aktuellen Bericht aus China hat Tesla 10 Gigawattstunden LFP-Zellen bei BYD bestellt – und das Unternehmen soll zumindest schon eine kleine Fabrik dafür in Kalifornien haben.