Die ersten Erfahrungen mit Model 3 Standard-Reichweite plus (SR+) aus der Gigafactory in China, die in einer Premiere für Tesla mit Akkus aus billigeren LFP-Zellen ausgestattet waren, verliefen negativ: Frühe Besitzer in Europa klagten über niedrige Lade-Geschwindigkeiten, Abbrüche weit vor 100 Prozent und Sprünge bei der Reichweiten-Anzeige. Tesla hatte sich als erster westlicher Hersteller für die Verwendung der bewährten, aber weniger leistungsfähigen LFP-Chemie in einem modernen Elektroauto entschieden, was nach den ersten Berichten schon wie ein Fehler aussah. Inzwischen aber hat ein Software-Update für den China-Tesla Besserung auf breiter Front gebracht – und LFP-Zellen werden so gefragt, dass andere Hersteller sich hinten anstellen müssen.
Auf Tesla folgten VW und Daimler
Die LFP-Zellen für Tesla in China, wie sie sonst eher in Nutzfahrzeugen oder einfachen Elektroautos eingesetzt werden, stammen von dem lokalen Hersteller CATL, der mit LG Energy Solution um die Stellung als Weltmarktführer bei Lithium-Ionen-Batterien insgesamt rangelt. Bevor die Entscheidung von Tesla bekannt wurde, hatte kaum jemand damit gerechnet. Doch der Vorteil von LFP-Zellen ist nicht nur, dass sie weniger kosten: Sie kommen auch ganz ohne den umstrittenen Rohstoff Kobalt aus und bestehen insgesamt aus weniger knappen Materialien.
Tesla-Chef Elon Musk kündigte schon beim Batterie-Tag im September 2020 an, dass Elektroautos mit niedrigeren Ansprüchen an die Energie-Dichte in Zukunft LFP-Batterien bekommen sollen. Vor kurzem bekräftigte er das und verwies zur Begründung auf die Knappheit von Nickel, die ihm mit Blick auf mehr Batterien die größten Sorgen mache.
Nachdem Tesla sich erst einmal mit LFP vorgewagt hatte, wurde die Chemie, wie bei der Einführung im Model 3 von einem Analysten vorausgesagt, tatsächlich auch bei westlichen Herstellern wieder salonfähig. Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess kündigte im Oktober 2020 an, für das kommende Klein-Elektroauto (gerechnet wird mit einem Modell für 20.000-25.000 Euro in 2025), würden LFP-Batterien verwendet. Und in einer Präsentation von Mercedes-Benz aus demselben Monat wurde die Technologie als „kostenoptimierte Option für den Einstiegsbereich“ bezeichnet.
CATL-Kunde Great Wall muss auf LFP warten
Auch ein LFP-Elektroauto von Mercedes dürfte noch auf sich warten lassen, aber die Tesla-Konkurrenz in China ist schneller. Mehrere lokale Hersteller haben Modelle mit solchen Batterien für die nähere Zukunft angekündigt, Xpeng zum Beispiel bei P7 und G3 noch in diesem Jahr. Doch zumindest bei CATL scheint es derzeit gar nicht so einfach zu sein, die neuerdings wieder gefragten Zellen zu bekommen: Das Elektroauto Ora R3 von Great Wall Motors wird bereits mit LFP-Akku angeboten, aber laut einem Bericht aus China müssen Kunden auf diese Variante aktuell lange warten. Ein Sprecher des Unternehmens nannte als Grund dafür, dass die Bestellungen von Tesla bei CATL ein viel höheres Volumen hätten, weshalb die anderen Kunden warten müssten.