Website-Icon Teslamag.de

LFP-Zellen nicht nur bei Tesla: Deutsche Spezialfirma startet Material-Produktion

ibu-tech drehrohrofen lfp material

Bild: IBU-tec

Anzeige

Schon in einem Tesla Model 3 stecken reichlich Komponenten von deutschen Zulieferern, ergab vor kurzem eine Uni-Studie, und dass der Deutschland-Anteil mit der Produktion des Model Y in der neuen Gigafactory bei Berlin höher wird, kann man sich leicht vorstellen. Die Batterien für Elektroautos aus jeder Tesla-Fabrik sollen auf demselben Kontinent und möglichst noch näher entstehen, sagte Finanzvorstand Zachary Kirkhorn zum Beispiel vor kurzem. In Europa gibt es in dieser Hinsicht noch nicht viel zu kaufen, weshalb das deutsche Model Y vorerst China-Batterien bekommen soll. Aber auch in Deutschland und bei seinen Nachbarn ist reichlich Zellproduktion im Aufbau und geplant – und eine Spezialfirma aus Sachsen meldete jetzt, mit der Herstellung von Material für einen neuerdings sehr gefragten Batterie-Typ begonnen zu haben.

Tesla setzte Trend zu LFP-Batterien

Derzeit ist vor allem, aber längst nicht nur, von Tesla viel davon zu lesen. Das Unternehmen will sämtliche Elektroautos mit Standard-Reichweiten auf Akkus aus Zellen auf der Grundlage von Lithium-Eisenphospat umstellen, bekräftigte Mitte Oktober Finanzchef Kirkhorn. Solche LFP-Zellen werden aktuell vor allem in China produziert und verwendet, doch vor etwa einem Jahr begann Tesla als erster westlicher Hersteller, sie in seinem dortigen Model 3 einzusetzen und es auch nach Europa zu exportieren.

In dieser Woche konkretisierte Mercedes-Chef Ola Kallenius eine ähnliche Ankündigung: Die Elektroautos EQA und EQB sollen 2024 und 2025 mit LFP-Akkus kommen, sagte er laut Automotive News, nachdem sein Unternehmen diese im Oktober 2020 als „kostenoptimierte Option für den Einstiegsbereich“ gelobt hatte. Und bei einem Power Day in diesem März erklärte zum Beispiel auch Volkswagen, im Basis-Segment in Zukunft LFP nutzen zu wollen.

Wie Tesla-Chef Elon Musk dazu gesagt hat, liegt der große Vorteil dieser Chemie in der fast unbegrenzten Verfügbarkeit der wichtigsten Kathoden-Zutaten Eisen und Lithium – ganz anders als bei den teuren Rohstoffen Nickel und Kobalt für die heute leistungsfähigsten NCM- und NCA-Zellen. Produziert werden müssen aber natürlich auch die Materialen für LFP erst einmal. Und angesichts des offensichtlich wachsenden Bedarfs trifft es sich vielleicht gut, dass ein deutsches Unternehmen jetzt damit begonnen hat.

Kathoden-Material von Spezialfirma

Darüber informierte vergangene Woche die IBU-tec advanced materials AG mit Sitz in Weimar. Laut der Firmen-Historie ist sie 1885 als Dekorstein-Hersteller gegründet worden und seit 2017 als Technik-Dienstleister für die Chemie-Industrie mit eigenen Anlagen an der Börse notiert. Nach dem Auslaufen eines internationalen Patents beginne bei IBU-tec die Produktion eines Materials, das künftig als LFP 400 angeboten werde, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Nachfrage danach sei schon seit Anfang des Jahres hoch, mit Auslaufen des Patents seien vier erste Bestellungen eingegangen.

Dem Namen getreu handelt es sich bei LFP 400 um „reines Lithium-Eisenphosphat“, wie ein Sprecher von IBU-tec Steck teslamag.de auf Anfrage mitteilte. Es entstehe durch das Aufbereiten und Mischen der Rohstoffe mit anschließender Kalzinierung in Drehrohröfen (s. Foto oben). Das Material sei für die Weiterverarbeitung zu Kathoden vorgesehen. Zu den eigenen Kunden würden sowohl reine Kathoden-Hersteller zählen als auch solche, die komplette Batterien produzieren. Zu der Frage, ob dazu Tesla gehört oder voraussichtlich gehören werde, konnte der Sprecher keine Auskunft geben. Man sei mit Kunden im wie außerhalb des Automobil-Bereichs im Gespräch, schrieb er dazu nur.

Neugier weckt die Informationen in der Mitteilung des Unternehmens, dass ein wichtiges Patent für die LFP-Produktion ausgelaufen sei. Dabei gehe es um ein gemeinsames Schutzrecht von Hydro Quebec und der University Montreal in Kanada sowie eines französischen Forschungsinstituts, erklärte der Sprecher dazu. Die Inhaber hätten bislang nur in begrenztem Umfang Lizenzen vergeben. Ob mit dem Auslaufen des Patents viele weitere Unternehmen in Europa in die LFP-Produktion einsteigen werden, wollte der Sprecher nicht beurteilen. IBU-tec gehe aber wegen der notwendigen Expertise für Betrieb und Bau der erforderlichen Anlagen davon aus, fünf bis sieben Jahre Vorsprung vor möglichen Konkurrenten zu haben.

Produktion könnte rasch erhöht werden

Aktuell beträgt die Produktionskapazität für LFP 400 etwa 3000 Tonnen pro Jahr, informierte der Sprecher weiter. Umgerechnet in Material reiche das für etwa 1,5 Gigawattstunden, was aber von der jeweiligen Batterie abhänge. Mit dem Mittelwert gerechnet, würde die aktuelle Kapazität also für LFP-Zellen für nur etwa 30.000 Elektroautos reichen, wenn sie einen Akku mit eher bescheidenen 50 Kilowattstunden (Tesla ist offenbar gerade dabei, ein Model 3 mit 60 kWh LFP-Batterien in Europa einzuführen) haben. Aber die Produktion ließe sich laut dem Sprecher innerhalb von 18-24 Monaten auf das Doppelte bis Dreifache steigern.

Anzeige
Die mobile Version verlassen