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Neuer Masterplan für Elektroauto-Laden: 1 Mio. Ladepunkte müssen nicht mehr unbedingt sein

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Bild: BMDV

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Am Mittwoch hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (s. Foto) zusammen mit dem Sprecher seiner Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur einen Masterplan für dieses Thema vorgestellt, der kurz vorher vom Bundeskabinett beschlossen wurde. Es ist nach dem ersten von November 2019 sogar schon der zweite, und man könnte sagen, dass seitdem beim Elektroauto-Laden zwar viel passiert ist, aber eher von privater Seite. In dem neuen Plan wird das Ziel wiederholt, bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte in Deutschland zu haben – doch so richtig ernst scheint es nicht mehr genommen zu werden.

2023 Ausschreibung für Lastwagen-Laden

Die Million deutsche Ladepunkte der Vorgänger-Regierung schaffte es, ergänzt um erwünschte 15 Millionen Elektroautos auf den Straßen bis 2030, auch in den Ampel-Koalitionsvertrag. Im zweiten Masterplan wird sie als Ziel erwähnt und bekräftigt. Inzwischen habe Elektromobilität die Markteinführungsphase hinter sich gelassen und ein breiter und dynamischer Hochlauf begonnen, heißt es in dem neuen Dokument. Das erfordere engagiertes Handeln, um rechtzeitig die Voraussetzungen für diese Entwicklung zu schaffen.

Bei den 68 Einzelmaßnahmen, die auf diese Einleitung folgen, handelt es sich allerdings hauptsächlich um Vorhaben und Ankündigungen. Noch zu den konkreteren zählt die Information, dass das Verkehrsministerium nicht nur bis Ende 2022 den Bedarf für Nutzfahrzeug-Ladestellen in Deutschland erfassen, sondern selbst dafür sorgen will, dass der Aufbau dieses Netzes beginnt: „möglichst in Q3/2023“ werde es eine Ausschreibung für erste Stationen geben, von denen ausgehend das Netz ausgebaut werden soll.

Von dem „Deutschlandnetz“ mit 1000 schnellen Ladestandorten, das einer der zentralen Punkte im ersten Masterplan war, ist in der Neuauflage nicht mehr viel die Rede. Nach Zuschlägen in zwei Teilausschreibungen von Ende 2021 prüfe die Nationale Leitstelle jetzt verbleibende Lücken, heißt es dazu. Ab nächsten Jahr soll der für 2025 errechnete Bedarf an Elektroauto-Ladepunkten auf Rastanlagen ausgeschrieben werden, auch auf bewirteten, wenn deren Betreiber nicht von sich aus aktiv werden. Synergien mit dem Aufbau des Lkw-Netzes werden dabei angestrebt.

1 Mio. Ladepunkte für 15 Mio. Elektroautos?

Laut einer App-Übersicht gibt es in Deutschland mittlerweile insgesamt rund 500 Standorte, an denen man Elektroautos an mindestens drei Säulen mit mindestens 150 Kilowatt Leistung aufladen kann – und die aktuell an die 150 deutschen Supercharger-Standorte von Tesla, von denen rund zwei Dutzend für alle Elektroautos geöffnet sind, kommen noch hinzu. Die Infrastruktur ist also schnell gewachsen, während die Ampel-Regierung mit Planen beschäftigt war.

Angesichts der schnellen Zunahme gerade bei schnellen Gleichstrom-Ladestellen scheint sie sich insgeheim fast schon von der Absicht verabschiedet zu haben, für die 1 Million öffentlichen Ladepunkte aus den beiden Masterplänen zu sorgen. In der Presse-Konerenz zu der neuen Auflage wurde der Ladestellen-Leiter gefragt, ob das Ziel bei einem aktuellen Stand von 70.000 denn noch zu erreichen sei. Darauf antwortete er, man müsse nicht nur zählen, sondern auch beachten, dass ein schneller Ladepunkt in derselben Zeit mehr Elektroautos bedienen kann als ein langsamer. Beim vorgesehenen Monitoring des Ausbaus werde die Leitstelle deshalb auch andere Kennzahlen definieren, um zu prüfen, „dass wir auf Kurs sind“.

Eine ähnlich abweichende Rechnung, aber konkreter, machte am Tag nach der Masterplan-Vorstellung der Energie-Konzern EnBW auf, der sich derzeit mit Aral Pulse einen Wettlauf um die meisten schnellen Elektroauto-Ladestellen liefert: Er meldete den Bau-Beginn für einen großen neuen Standort nahe Hannover, der 32 Ladeplätze und als interessante Neuerung einen Bereich mit Staubsauger und Reifendruck-Prüfgeräten bieten soll. EnBW rechne mit 15 Millionen zugelassenen Elektroautos in Deutschland 2030, schreibt das Unternehmen, macht sich also das Ampel-Ziel zu eigen. Dafür sollen nach seinen Angaben aber 130.000-150.000 schnelle Ladepunkte genügen, die mit ihrer hohen Leistung 2,5-3 Millionen langsame ersetzen könnten.

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