Bild: Mazda
Unter den größeren Automobil-Herstellern auf dem europäischen Markt hätte es Mazda eigentlich am dringendsten nötig, mit Hilfe von Elektroautos seine CO2-Bilanz aufzubessern, um Strafzahlungen zu vermeiden: Laut einer Studie von PA Consulting muss Mazda 877 Millionen Euro bezahlen, mehr als seinen Gewinn im Jahr 2018, weil der durchschnittliche Ausstoß seiner Autos 2021 noch bei 134,8 Gramm CO2 liegen dürfte. Immerhin einen schicken Bilanz-Verbesserer wollen die Japaner jetzt ab diesem Herbst und damit lange vor dem Tesla Model Y in Europa ausliefern: den Crossover MX-30, rein elektrisch und von Mazda als besonders umweltfreundlich gepriesen, aber doch irgendwie nur ein halbes Elektroauto.
Leistung Klassen unter Tesla
Die große Schwäche des MX-30 im Vergleich zu Tesla und der zunehmenden Zahl anderer Elektroautos ist seine Reichweite – die von Mazda aber als Öko-Stärke dargestellt wird. Der japanische Elektro-Crossover kommt mit nur 35,5 Kilowattstunden Akku für rund 200 Kilometer bis zum Nachladen, was knapp halb so weit ist wie zum Beispiel beim billigsten Tesla Model 3. Laut Mazda ist das für urbane Kunden genug, und das Maximum, was man in ein Elektroauto einbauen sollte, wenn es unter Einbeziehung der CO2-Emissionen bei der Akku-Herstellung noch klimafreundlich sein soll.
Die Serienproduktion des MX-30 sei soeben in einem Werk in Japan gestartet worden, teilte Mazda jetzt mit. Wie der Verbrenner-Cousin CX-30 ist er in einem kompakten und hochbeinigen Format gehalten, ein Crossover eben zwischen SUV und Coupe. Mit knapp 4,4 Metern Länge ist er merklich kürzer als Tesla Model 3 und Model Y, Beschleunigung von 0-100 Stundenkilometer (9,7 Sekunden) und Höchstgeschwindigkeit (140 km/h) sind in Ordnung, aber Klassen unter Tesla. Die Auslieferungen in Europa sollen im Herbst beginnen.
Wankelmotor statt mehr Akku
Interessant ist der Preis. Der Mazda MX-30 soll nach Umweltprämie nur rund 27.000 Euro kosten, etwa halb so viel wie ein Tesla Model 3 mit großem Akku. Von Preis und Größe her eher vergleichbar sind der bald kommende VW ID.3 und dessen Crossover-Ableger von VW selbst und weiteren Volkswagen-Marken. Aber auch die werden nicht mit Reichweiten unter 300 Kilometern antreten, während Mazda zufrieden von einer „optimalen Balance zwischen einer für die Kunden beruhigenden Reichweite und den CO2-Emissionen in einer Lebenszyklus-Betrachtung“ mit nur 200 Kilometern antritt.
Mazdas Europa-Chef hatte schon in diesem Januar erklärt, er verstehe, wenn manche europäische Kunden mehr Reichweite wollten. Aber statt größerer Akkus wie bei VW oder Tesla kündigte er als Lösung einen effizienten Wankelmotor aus dem eigenen Haus an. Dieser solle als Range Extender dem MX-30 bei Bedarf deutlich mehr Reichweite verleihen, ohne dass er dafür stets einen schwereren und unter mehr CO2-Aufwand gefertigten Akku an Bord haben muss. Damit würde das halbe Elektroauto von Mazda zumindest zu einem ganzen Hybriden.