Bild: BMVI
Nach der Coronavirus-Krise im vergangenen Jahr scheint der deutsche Auto-Markt jetzt hartnäckig in Lieferketten-Problemen zu stecken. Nach einer Verbesserung im Juni lag die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in diesem Juli um rund 25 Prozent unter der vor einem Jahr. Immerhin zeigten Elektroautos (reine und hybride zum Aufladen) erneut starkes Wachstum. Nach Angaben der Bundesregierung wurde dadurch das Ziel von 1 Million Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen erreicht – doch das könnte nicht nur wegen des Plugin-Einschlusses etwas voreilig gewesen sein.
Tesla im Juli mit stärksten Wachstum
Laut den neuen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes wurden im Juli 2021 insgesamt 236.393 Pkw in Deutschland neu zugelassen, weniger als vor einem Jahr und damit erst recht als im Juli 2019. Das relativ gesehen stärkste Wachstum in diesem schwachen Markt verzeichnete erneut Tesla. Hier nahmen die Auslieferungen im Jahres-Vergleich um 141 Prozent zu – erreichten aber trotzdem nur die für einen Quartalsanfang typisch niedrige Zahl von 489. Die Mercedes-Tochter smart als mittlerweile ebenfalls reine Elektroauto-Marke verzeichnete im Juli einen Rückgang, aber in den ersten sieben Monaten des Jahres mit 202 Prozent das insgesamt höchste Wachstum noch vor Tesla mit 169 Prozent.
Die Zahl der neu zugelassenen reinen Elektroautos betrug laut KBA 25.464 Stück. Das waren 51,6 Prozent mehr als im Juli 2020 und bedeutete 10,8 Prozent Anteil am deutschen Pkw-Gesamtmarkt – in diesem Juni war dieser Wert mit 12,2 Prozent auch dank eines neuen Tesla-Rekords noch höher gewesen. Die Zahl der neuen Plugin-Hybride stieg im Juli um 57,7 Prozent auf 30.154, wuchs also anders als im Juni stärker und war höher als die der reinen Elektroautos. Bei Diesel- und Benziner-Neuzulassungen gab es dagegen einen Rückgang um 47,9 Prozent und 39,6 Prozent.
Die Schwäche bei konventionellen Autos auf der einen Seite und die Stärke der (teilweise) batteriebetriebenen auf der anderen Seite ist also unübersehbar. Großen Anteil daran hatte in Deutschland die Corona-Wirtschaftskrise im vorigen Sommer, in der die Bundesregierung ihren Beitrag zum Umweltbonus für Elektroautos auf bis zu 6000 Euro verdoppelte.
Regierung feiert 1 Million Elektroautos
Tatsächlich wurde nach ihren Angaben im Juli auch das Ziel von 1 Million Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen erreicht. Etwa 54 Prozent davon, also 540.000 Stück, sollen reine Batterie-Autos sein, der Rest hybride. In einer Mitteilung des Verkehrsministeriums schon vor der Veröffentlichung der KBA-Zahlen lobten sich die Minister Andreas Scheuer (Verkehr), Peter Altmaier (Wirtschaft) und Svenja Schulze (Umwelt) dafür. Als neues Ziel gab Scheuer 14 Millionen E-Fahrzeuge bis 2030 aus.
https://twitter.com/auto_schmidt/status/1422454687614316557
Je nach Betrachtungsweise wurde die jetzt gefeierte Million verfrüht oder verspätet erreicht. Eigentlich galt das 2009 gesetzte Ziel (es schließt Plugin-Hybride mit ein) schon für 2020. Im September 2018 verschob Bundeskanzlerin Angela Merkel es aber auf 2022, was jetzt mehr als eingehalten wurde. Der viel auf Twitter aktive Auto-Analyst Matthias Schmidt hat aber dennoch ein Haar in der elektrischen Erfolgssuppe gefunden: Nach seinen Angaben schließt die von den Ministern genannte Million nicht nur Plugin-Hybride mit ein, sondern auch Nutzfahrzeuge. Nur mit Pkw wird das Ziel nach seiner Schätzung im September erreicht.