Tesla produziert nicht nur Elektroautos, sondern baut auch die dafür nötige Infrastruktur auf. Bislang bedeutet das vor allem Werkstätten und das Supercharger-Netz zum Nachladen, doch in den USA ist Tesla mit einem eigenen Angebot auch bereits in den verwandten Markt der Auto-Versicherungen eingestiegen und hat in Deutschland eine Tochter für dieses Geschäft eintragen lassen. Laut der Rating-Agentur Moody’s hat das Tesla-Angebot Potenzial, die traditionelle Versicherungsbranche unter Druck zu setzen – auch weil andere Elektroauto-Hersteller nachziehen könnten.
Niedrigere Kosten für Tesla-Versicherung
Ein als Tesla Insurance bezeichnetes Angebot gibt es derzeit in fünf US-Bundesstaaten, wobei das in Kalifornien aus regulatorischen Gründen noch konventionell ist. In den übrigen Staaten aber richten sich die zu bezahlenden Prämien dynamisch nach dem Safety Score, den Tesla auch für die Aufnahme in den Beta-Test mit der Autopilot-Software FSD nutzt: Nach fünf Faktoren wird das individuelle Unfall-Risiko des Kunden ermittelt, das über die Höhe der Prämie bestimmt. Laut Tesla kann man dadurch im Durchschnitt 20-40 Prozent sparen und als besonders sicherer Fahrer sogar 30-60 Prozent.
Diese Schätzung machte sich in einer Studie über Versicherungen jetzt die Rating-Agentur Moody’s zu eigen, berichtet die Branchen-Publikation Insurance Journal daraus. Unter anderem könne Tesla bei diesem Geschäft von niedrigeren Kosten für Marketing und Abwicklung profitieren – die Beziehung zu Käufern der eigenen Elektroautos bestehe ja ohnehin schon, und bei der Bearbeitung von Schäden würden Sensor- und Kamera-Daten helfen. Das wiederum ermögliche laut Moody’s niedrigere Prämien und setze somit etablierte Versicherer unter Druck, mit ähnlichen Innovationen nachzuziehen.
Eine direkte Bedrohung für den Sektor ist das Tesla-Angebot nach Einschätzung der Rating-Agentur nicht, berichtet Insurance Journal weiter. Als Grund dafür wird genannt, dass das Unternehmen Versicherungen nur für die eigenen Elektroautos anbieten wolle – der anvisierte Markt ist also vorerst begrenzt. Jedoch könnten andere Hersteller intelligenter Autos dem Tesla-Beispiel folgen, was dann insgesamt ein erhebliches Risiko durch neue Konkurrenz bedeuten würde. Und selbst wenn sie auf eigene Angebote verzichten, würden sie laut Moody’s die Fahrdaten ihrer Kunden kontrollieren und diese gewiss nur gegen einen Anteil am Gewinn den klassischen Versicherungen überlassen.
Safety Score verringert Unfall-Risiko
Nach Aussagen von Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn Ende Januar hat sich das eigene Angebot bislang bewährt. In Texas werde es zum einen gut angenommen, zum anderen zeige sich, dass die Unfall-Wahrscheinlichkeit bei Kunden mit aktivierter Safety-Score-Berechnung (s. Bildschirm-Foto aus der Tesla-App oben) tatsächlich etwa 30 Prozent niedriger sei. Ebenso würden höhere Ergebnisse dabei mit selteneren Unfällen einhergehen. Zunächst will Tesla laut Kirkhorn den US-Markt zu 80 Prozent abdecken, Ende dieses Jahres könnte Europa an der Reihe sein. Eine Gesellschaft dafür auf Malta wurde schon im vergangenen Frühjahr eingetragen. In diesem Februar folgte die deutsche Tochter Tesla Insurance Ltd. (German Branch) mit Sitz an der Adresse der Gigafactory in Grünheide bei Berlin.