Nach dem nach Ansicht selbst vieler Fans nicht sehr gelungenen Auftritt von Tesla-CEO Elon Musk in der Telefon-Konferenz zu den Geschäftszahlen im vierten Quartal meinten manche, er solle solche Termine doch seinem Finanzvorstand Zachary Kirkhorn überlassen. Schließlich gehe es bei dem vierteljährlichen Börsen-Ritual um das Geschäft und Finanzen, nicht um die Visionen, zu denen der CEO auch am Mittwoch wieder abschweifte. Weil er zuvor ein Produkt-Update angekündigt hatte, das dann aber nur in weiteren Verschiebungen und einer Absage bestand, zeigten sich Anleger trotz der starken Q4-Zahlen enttäuscht und ließen die Tesla-Aktie am Donnerstag um gut 11 Prozent fallen. Dabei hatte die Konferenz zumindest für einen Bereich konkrete Neuerungen gebracht – aus dem Mund von Kirkhorn.
Internes Gespräch in Tesla-Führung
Teil des Earnings Call ist bei Tesla stets auch das Verlesen von Anleger-Fragen, die vorher im Internet eingereicht und unterstützt werden können und dann beantwortet werden. Die erste führte zu der Aussage, dass Tesla derzeit nicht an einem Elektroauto für 25.000 Dollar arbeitet, die zweite zu einem kleinen internen Gespräch unter den Teilnehmern der Unternehmensseite. Ein Aktionär wollte wissen, ob Tesla demnächst in den Markt für Haustechnik einsteige. Die Antwort darauf überließ Musk dem Senior-VP Drew Baglino, der die Idee als passend bezeichnete. Dann schaltete sich der CEO ein, dann Lars Moravy, Fahrzeug-VP, und kurz redeten sie nur noch miteinander darüber, wie leicht das Tesla eigentlich fallen würde.
Erst nach weiteren Ausflügen in die fernere Autonomie-Zukunft und einen humanoiden Tesla-Roboter kam dann eine Frage, zu der Finanzchef Kirkhorn etwas zu sagen hatte: In welchen US-Bundesstaaten die Tesla-Versicherung angeboten wird, wann die übrigen folgen und wann die internationale Expansion beginnt. Derzeit sind es fünf Bundesstaaten, lautete Kirkhorns konkrete Auskunft dazu, wobei die Versicherung in Kalifornien aus regulatorischen Gründen noch konventionell sei.
You should be voted out of office
— Elon Musk (@elonmusk) January 27, 2022
Musk erklärte dann, man setze sich sehr intensiv dafür ein, dass Kalifornien seine Regeln ändert. Dort sei die direkte Auswertung von Fahrdaten, wie Tesla sie nutzt, um dynamisch seine Tarife zu berechnen, nicht erlaubt. Aber das sei nicht im Sinne der Verbraucher, denn denen werde dadurch sowohl die Chance genommen, dank der Informationen sicherer zu fahren, als auch die auf niedrigere Prämien. Was er mit „intensiv kämpfen“ für eine Lockerung meinte, demonstrierte der Tesla-Chef am Tag darauf auf Twitter: Kaliforniens Versicherungskommissar schrieb dort, man habe nicht vor, auf per Wahl beschlossene Datenschutz-Regeln zu verzichten, und Musk sprach sich daraufhin für seine Abwahl aus.
Versicherung auch für Europa
Sein Finanzchef Kirkhorn aber hatte am Mittwoch weitere konkrete Informationen. Nach drei Monaten in Texas zeige sich, dass viele Kunden ein Versicherungsangebot von Tesla annehmen würden. Auch wirtschaftlich funktioniere das Programm dort, was die eigene Absicht bestärke, es möglichst schnell auszubauen. Das interne Ziel sei, bis Ende 2022 in den USA 80 Prozent der Tesla-Kunden auch die Versicherung anbieten zu können. Ob sich das erreichen lasse, hänge von den Regulierern in den einzelnen Bundesstaaten ab. Wenn diese Expansion in den USA gut vorankomme, werde Tesla seine Aufmerksamkeit dem europäischen Markt zuwenden, möglicherweise gegen Ende dieses Jahres, sagte Kirkhorn. Relativ kurz nach dem Start des Model Y aus der Gigafactory bei Berlin könnte also eine lokale Versicherung dafür hinzukommen.