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Druck auf Musk: Tesla-Board soll aktiv werden, deutsche Regierung kritisiert Twitter-Sperren

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Bild: Tesla (Musk bei Haupversammlung 2021)

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Elon Musk hat viel erreicht und bewegt, doch die Übernahme von Twitter scheint ihn an seine Grenzen und darüber hinaus zu treiben – möglicherweise sogar finanziell. Nachdem er in dieser Woche erneut für Milliarden Dollar Tesla-Aktien verkaufte und allgemein den Eindruck erweckt, seinen Job als CEO dort zu vernachlässigen und den Ruf des Unternehmens zu beschädigen, fordern Anleger, dass das Board ihn stärker kontrollieren sollte. Gleichzeitig hatte Musk am Donnerstagabend einen Auftritt auf Twitter, in dem er eine eigenwillige Auffassung der von ihm nach eigenen Angaben verfolgten Redefreiheit zeigte.

Tesla-Board soll CEO kontrollieren

Musk habe das Elektroauto-Unternehmen „im Stich gelassen“, schrieb am Mittwoch Leo Koguan, der im September als drittgrößter privater Aktionär von Tesla bekannt wurde und seitdem nach eigenen Angaben in den Kurs-Verfall hinein kräftig nachgekauft hat. Er habe als Fan von Musk investiert, erklärte er auf Twitter, und ihm wäre lieber, wenn der CEO dieser Aufgabe nachkomme. Der Analyst Dan Ives, der die Aktien weiter mit „outperform“ einstuft, schrieb am Montag von einem nicht endenden „Twitter-Alptraum“ und dass Musk Tesla als Geld-Automaten nutze.

Langsam werde der Punkt erreicht, ab dem das Board gezwungen sei, aktiv zu werden, schrieb Ives laut einem Bericht von Financial Review weiter. Der Fondsmanager Gary Black mit großer Tesla-Position und hohem Kursziel schloss sich auf Twitter an: Als Folge des aktuellen „Zirkus“ würden institutionelle Anleger auf deutlich mehr Steuerung durch das Board drängen. Unter dieser Twitter-Nachricht von Black wurde über Möglichkeiten diskutiert, im Zweifelsfall für eine neue Besetzung des Gremiums zu sorgen, das dem CEO bislang offenbar weitgehend freie Hand lässt.

https://twitter.com/garyblack00/status/1603368606787858432

All das spielte sich ab, kurz nachdem Musk einen Twitter-Account sperren ließ, der die Positionen des von ihm genutzten SpaceX-Flugzeugs veröffentlichte. Zuvor hatte er erklärt, zur Unterstützung der Redefreiheit genau dieses Konto bestehen zu lassen. Doch nach der Sperrung änderte er die Twitter-Regeln und erklärte das damit, dass sein jüngster Sohn am Vorabend im Auto von einem Verrückten verfolgt worden sei. Einen direkten Zusammenhang mit dem Flugzeug-Tracking schien es ebenso wenig zu geben wie eine Anzeige des Vorfalls bei der Polizei. Aber nach der Regel-Änderung wurden auch Accounts gesperrt, die zum Beispiel die Flüge russischer Oligarchen verfolgen.

Twitter-Chat mit Musk verschwunden

In einem Beitrag zu den neuen Regeln erklärte @TwitterSafety, Nachrichten mit dem Echtzeit-Standort von Personen würden ab jetzt gelöscht und Konten, die darauf spezialisiert seien, würden gesperrt. Das scheint aber sehr eng (oder weit) ausgelegt worden zu sein. Denn am Freitag waren nicht nur mehrere reine Flugzeug-Tracker nicht mehr aufrufbar, sondern auch die von mindestens acht Journalisten, die über die überraschende Sperrung des auf Musk spezialisierten Accounts berichtet hatten. Und als der neue Besitzer dazu in einem Twitter-Chat kritisch befragt wurde, schaltete er den offenbar einfach aus.

Teile des komplett gelöschten Twitter Space mit Musk wurden von anderen Nutzern mitgeschnitten und veröffentlicht. Laut einem Bericht der Washington Post, deren Reporter Drew Harwell es ebenfalls traf, kamen die Journalisten-Sperren ohne Warnung und zunächst ohne Erklärung. In dem Chat sagte Musk, sie hätten Links auf seine Adresse veröffentlicht. Dem widersprach Harwell für sich persönlich und erklärte, nur auf den bei Twitter gesperrten Account @ElonJet verlinkt zu haben. Der Tesla-Chef aber bestand darauf, der Journalist habe ihn „gedoxxt“, also private Daten veröffentlicht. Wer das tue, werde gesperrt, „Ende der Geschichte“. Dann verließ Musk den virtuellen Raum, und nach Angaben von Teilnehmern endete kurz darauf abrupt der ganze Chat.

Aktualisierung: Zu der Sperrung der Journalisten (aus der inzwischen wohl eine vorübergehende von sieben Tagen wurde) hat sich das Auswärtige Amt geäußert, also das Außenministerium der Bundesrepublik unter Leitung der Grünen-Politikerin Annalena Baerbock. Presse-Freiheit dürfe „nicht nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden“, schrieb das Ministerium am Freitagvormittag auf Twitter. Dazu veröffentlichte es Bildschirm-Fotos, auf denen die Accounts von acht Journalisten zusammen mit dem Hinweis zu sehen sind, dass sie gesperrt wurden.

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