Bild: teslamag.de
„In zehn Minuten kommt Elon“, raunte ein Tesla-Mitarbeiter im Info-Stand auf dem Gelände der Gigafactory in Grünheide bei Berlin am frühen Abend einem Kollegen zu, und kurz darauf erschien auf den riesigen Bildschirmen die Aufforderung, dem CEO über Twitter Fragen zu stellen. Wenig später betrat Elon Musk dann tatsächlich die Bühne für das „Giga-Fest“, zu dem er hauptsächlich die lokale Bevölkerung an diesem Samstag eingeladen hatte. Das Fest sei für die Befürworter der Fabrik unter ihnen, sagte der Tesla-Chef zunächst. Später beantwortete er Fragen – und sagte unter anderem, die deutsche Gigafactory werde wohl noch in diesem Jahr die ersten Model Y ausliefern und bis Ende 2022 ihre volle Kapazität einschließlich Zellproduktion erreichen.
Tesla-Fabrik nicht fertig, aber bereit
Die Fabrik ist, wie man in ungeführten Rundgängen durch das Hauptgebäude sehen konnte, noch längst nicht fertig. Tesla präsentierte zwar eine ziemlich komplette Produktion mit Robotern und Maschinen, die während der Rundgänge nur gedachte Teile bearbeiteten, transportierten oder herstellten. Aber große Bereiche des Gebäudes waren entweder noch leer oder mit Sichtschutzwänden abgetrennt. Trotzdem ist das, was bislang steht, bereits produktionsbereit, wie mehrere an verschiedenen Stationen positionierte Tesla-Mitarbeiter erklärten. Einer sagte einem YouTuber sogar in die Kamera, innerhalb von zwei Stunden nach dem „Go“ könne man jederzeit loslegen.
Auf jeden Fall fehlt bislang die Genehmigung dafür nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz – alles in Grünheide wurde bislang auf der Grundlage von Vorab-Zulassungen gebaut, installiert und getestet. Kommende Woche soll aber die langwierige Öffentlichkeitsbeteiligung abgeschlossen sein, und das Land Brandenburg hat deutlich signalisiert, dass die Tesla-Fabrik auch die endgültige Genehmigung bekommt. Und abends auf dem Giga-Fest ließ auch CEO Musk wissen, dass Tesla dann im Prinzip loslegen kann: „Wir werden hoffentlich die ersten Autos im Dezember ausliefern“, sagte er mit Blick auf die lokale Produktion.
Ebenfalls bestätigte der Tesla-Chef, dass das deutsche Model Y vorerst nicht mit den neuen Batterie-Zellen im 4680-Format gebaut wird, die Teil seiner tragenden Struktur sein sollen. Auch die will Tesla in Grünheide produzieren, doch dieser Teil der Anträge kam erst in diesem Juni hinzu, und bislang ist nicht einmal die Gebäude-Hülle für die Zellproduktion fertig. Anfangs werden die Zellen für Grünheide deshalb von außerhalb Europa kommen, sagte Musk, höchstwahrscheinlich von „Tesla China“. Damit dürfte er eher die dortigen Lieferanten CATL und LG Energy Solutions gemeint gaben als das eigene Unternehmen.
5000 Model Y pro Woche ab Ende 2022
Nachdem Musk die deutschen Auslieferungen ab diesem Jahr angekündigt hatte, schränkte er zunächst ein, das höre sich gut an, aber der eigentlich schwierige Teil sei nicht der Start, sondern das Erreichen der Massenproduktion. Das werde ab dem Start der Produktion mehr Zeit in Anspruch nehmen, als bis dahin für den Bau der Gigafactory gebraucht wurde, sagte der Tesla-Chef.
„Ich bin zuversichtlich, dass wir Ende des nächsten Jahres die Massenproduktion erreichen“, erklärte Musk dazu. Das ist angesichts der vorigen Aussage überraschend früh, denn schon im Mai 2020, also vor etwa eineinhalb Jahren, war ein Bagger bei so etwas wie dem ersten Spatenstich auf dem Tesla-Gelände beobachtet worden. Trotzdem will der CEO jetzt schon Ende 2022 mehr als 5000 Autos pro Woche in seiner Gigafactory Berlin-Brandenburg bauen lassen und „hoffentlich näher an 10.000“. Und das gelte für die gesamte Fabrik, also einschließlich der eigenen Zell-Produktion, wie er präzisierte. Von Einzelstücken zur Produktion in Massen zu kommen, sei extrem schwierig und erfordere enorm viel Arbeit, wiederholte Musk ein Motiv, das er zuletzt häufig angesprochen hat – scheint es sich und seinem Team aber in relativ kurzer Zeit zuzutrauen oder jedenfalls abzuverlangen.