Die erhoffte und von ihm zugesagte Party mit CEO Elon Musk gab es nicht, auch keine Feier und keine Ankündigung, und bisher nicht einmal eine endgültige Genehmigung für das gesamte Projekt. Trotzdem war es nach der Einschätzung eines kundigen Beobachters des Geschehens um die Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin an diesem Donnerstag so weit: „Ich finde, dass wir auch ohne Spatenstich-Zeremonie sagen können, dass Tesla jetzt den ersten Spatenstich gemacht hat“, schrieb auf Twitter @tobilindh und veröffentlichte ein neues Drohnen-Video, in dem Raupen und Bagger eine riesige Grube ausheben, wohl für die ersten Fundamente. Andere schlossen sich seiner Einschätzung an.
Tesla-Baubeginn in aller Stille
Hat der eigentliche Bau der deutschen Tesla-Fabrik also tatsächlich soeben begonnen, und kaum jemand hat es zunächst richtig mitbekommen und Tesla nichts davon gesagt? Beides ist möglich, denn das Gigafactory-Geschehen wird zwar intensiv mit Drohnen beobachtet und dann auf Twitter besprochen, aber ohne offizielle Auskünfte ist es nicht immer zu durchschauen. Tesla wiederum kommuniziert allgemein nur selektiv und durch den CEO persönlich, und eine Anreise von Musk nach Berlin ist derzeit schon aus Pandemie-Gründen kaum denkbar. Aktuell muss er sich zudem darum kümmern, mit SpaceX zwei Astronauten in den Weltraum zu bekommen.
Also wird die Welt wohl vorerst auf eine Gigafactory-Bauparty mit Musk verzichten müssen, zumal das Projekt in seiner Gesamtheit ohnehin noch nicht genehmigt ist. In dieser Woche teilte das Brandenburger Umweltministerium zwar mit, Tesla dürfe flache Fundamente für einige Gebäude, Rohrleitungen, Stützen und Baugruben errichten. Wie zwei vorherige Genehmigungen für Roden und Planieren des Geländes gilt aber auch diese nur unter Vorbehalt der ausstehenden Gesamt-Zulassung des Tesla-Projekts. Reibungslos geht diese nicht voran, denn verspätet stellte Tesla fest, dass für den sandigen Boden zum Teil wohl Pfahl-Fundamente nötig sind. Tests dafür wurden schon vorbereitet, aber weil das zum Teil vor der nötigen Erlaubnis geschah, läuft jetzt ein Bußgeld-Verfahren gegen Tesla.
All das ist vielleicht nicht das beste Umfeld für eine Giga-Party, aber von der Arbeit abhalten lässt sich Tesla davon erkennbar nicht. Schon Anfang der Woche hatte sich eine Vielzahl von schweren Bau-Maschinen bereit gehalten, nach dem Eindruck von Beobachtern für einen bevorstehenden Start. Und nachdem am Mittwoch die Freigabe vom Land zumindest für erste Fundamente ohne Pfähle kam, verloren die Teams vor Ort am Donnerstag keine Zeit. Große Bagger schaufelten lastwagenweise weichen, schon planierten Boden weg, sodass eine lange, flache Grube entstand. Anderswo wurden weiter Baustraßen befestigt.
Grube für Gigafactory-Hauptgebäude
Ein Spaten wurde in Grünheide noch nicht gesichtet und somit auch kein erster Spatenstich im engeren Sinn; eine genaue Definition für diesen symbolischen Akt gibt es sowieso nicht. Doch er steht grob dafür, mit dem Aushub von Boden zu beginnen. Und wenn das mit den ersten Pfählen, die Mitte Mai für Tesla in den Brandenburger Boden gerammt wurden, noch nicht begonnen hat, dann spätestens mit den aktuellen Bagger-Arbeiten wohl tatsächlich. Laut @tobilindh fanden sie dort statt, wo bald ein Teil des Gigafactory-Hauptgebäudes stehen soll.