Der Aufbau der neuen Tesla-Gigafactorys im US-Bundesstaat Texas und im deutschen Grünheide geht gut voran, und beide sollen noch in diesem Jahr mit der Produktion des Model Y beginnen. Das bekräftigte CEO Elon Musk am Montagabend in der Telefon-Konferenz zu den Geschäftszahlen im zweiten Quartal dieses Jahres. Allerdings hatte er auch eine neue Information für den Fall, dass sich die geplante neue Bauweise für das Model Y aus den beiden Fabriken nicht rechtzeitig umsetzen lässt.
Backup-Plan für konventionelles Model Y
In Brandenburg wie Texas will Tesla nach früheren Informationen erstmals sowohl den hinteren als auch den vorderen Teil des Fahrzeug-Rahmens für das Model Y an einem Stück in riesigen Druckguss-Maschinen herstellen. Dazwischen ist ein Akku-Element geplant, das mit den neuen dicken 4680-Zellen selbst eine tragende Funktion haben soll (s. Foto oben). Im US-Werk Fremont wird bislang nur der Heck-Rahmen in Giga-Pressen gegossen, und der Akku aus 2170-Zellen ist kein Bestandteil der Fahrzeug-Struktur.
Diese Kombination von neuen Technologien bedeute ein hohes Produktionsrisiko, hatte Musk zunächst mit Blick auf die Gigafactory bei Berlin schon zuvor erklärt. Jetzt ließ er zusätzlich erkennen, dass Tesla für den Fall von hartnäckigen Problemen konkret vorgebaut hat. „Wir vertrauen darauf nicht als die einzige Möglichkeit“, sagte der Tesla-Chef zu den Plänen mit strukturellen 4680-Zellen, „wir haben einen Backup-Plan mit einem nicht-strukturellen Paket und im Prinzip 2170-ern“.
Darüber war bereits spekuliert worden, aber bis zu der Telefon-Konferenz am Montag gab es keine offizielle Bestätigung von Tesla-Seite. Aus physikalischer und wirtschaftlicher Sicht seien die eigenen 4680-Batterien klar die beste Wahl, sagte Musk dazu weiter. Aber es sei so viel neue Technologie damit verbunden, dass sich kaum voraussagen lasse, wann alles funktioniert und wann die Produktion ein hohes Volumen erreicht.
Tesla gewinnt Zeit mit China-Import
Zur Serienproduktion der Zellen selbst hatte der Tesla-Chef vor kurzem gesagt, diese sei noch nicht im Griff. In der Konferenz sprach er zusammen mit seinem Technik-VP Drew Baglino von großen Fortschritten, aber auch verbleibenden Herausforderungen. Laut Baglino ist deren Lösung nur eine Frage der Zeit – sie seien nicht wissenschaftlich, sondern rein technisch begründet. Musk bezeichnete als „sehr wahrscheinlich“, dass Tesla das Ziel von 100 Gigawattstunden jährlicher Zell-Produktionskapazität bis Ende 2022 erreichen kann, nach Baglinos Worten ist das „möglich“.
Kunden und vielleicht auch Aktionäre dürften vor diesem Hintergrund beruhigend finden, dass das Model Y aus Texas und Grünheide nicht auf sich warten lässt, bis alle Probleme mit der neuen 4680-Zelle im Griff sind. Seit Anfang Juli ist zudem bekannt, dass die durch die Verzögerungen bei Giga Berlin entstandene Nicht-Verfügbarkeit von Model Y in Europa vorerst durch Importe aus China behoben wird. Schon damit hat Tesla Zeit gewonnen – und die neue Backup-Ankündigung von Musk könnte ebenfalls dazu beitragen.