Bild: Tesla (Archiv)
Er sei dann mal eine Weile weg, hatte Tesla-CEO Elon Musk Anfang dieser Woche auf Twitter verkündet, aber seine selbst verordnete Pause dauerte nur etwa zwei Tage. Und die hat er offenbar zum Nachdenken genutzt, dann kaum hatte er sich am Donnerstag mit einem Video zu einem weiteren SpaceX-Raketenstart zurückgemeldet, äußerte sich der Tesla-Chef in erhöhter Frequenz zu vielen Themen, mehrere davon kontrovers.
Für Twitter- und gegen Amazon-CEO
SpaceX werde die Menschheit multiplanetar machen, erklärte Musk zunächst noch recht harmlos, und das sei auch dringend nötig, weil die Sonne die Erde in etwa einer halben Milliarde Jahren werde verdampfen lassen. Dann verteidigte er erneut seinen CEO-Kollegen Jack Dorsey bei Twitter, der immer wieder sowohl wegen Management-Fehlern als auch wegen des Umgangs mit Inhalten auf der Plattform kritisiert wird. „Jack tut sein Bestes. Ich stehe hinter ihm“, schrieb der Tesla-Chef.
Das alles war zumindest friedlich, aber in weiteren Nachrichten kritisierte Musk zunächst scharf einen dritten CEO, Jeff Bezos von Amazon, zu dem aufgrund von dessen eigenen Raketen-Plänen ohnehin eine gewisse Rivalität unter Milliarden besteht. Als „wahnsinnig“ bezeichnete der Tesla-CEO die Entscheidung von Amazon, ein E-Book eines Journalisten über Coronavirus-Daten nicht zum Verkauf anzubieten, was mit Verstößen gegen Richtlinien bei diesem Thema begründet wurde. „Es wird Zeit, Amazon aufzuspalten. Monopole sind falsch!“, legte Musk dann noch eine weit reichende Forderung und Behauptung nach.
Time to break up Amazon. Monopolies are wrong!
— Elon Musk (@elonmusk) June 4, 2020
Amazon machte die Entscheidung bald rückgängig, wofür sich der Autor bei der Twitter-Community bedankte. Aber über den Angriff des Tesla-Chefs wurde vorher (und auch nachher noch) intensiv berichtet.
Politik-Schelte vom Tesla-CEO
Und als hätte Musk wieder Geschmack an Twitter-Kontroversen gefunden, äußerte er sich am Freitagabend kalifornischer Ortszeit ohne erkennbaren Anlass noch zur US-Politik – erst zu einem konkreten Thema und dann allgemein. „Wahrscheinlich bekomme ich dafür Ärger, aber ich glaube, ich muss das mal sagen“, moderierte der Tesla- und SpaceX-CEO seine nächste Nachricht sogar an. Darin erklärte er dann, dass der Verkauf von Marihuana in den USA bis vor kurzem noch als Straftat behandelt wurde, in der Zeit der Corona-Sperren aber in großen Teilen des Landes schon als unverzichtbare Wirtschaftsaktivität gegolten habe. Und trotzdem seien wegen Marihuana noch viele Menschen im Gefängnis. Das sei weder sinnvoll noch richtig, schrieb Musk.
Eine entspannte persönliche Haltung gegenüber Marihuana-Konsum hatte der Tesla-Chef schon im September 2018 gezeigt, als er in einem Podcast-Interview an einem angebotenen Joint zog. Später erklärte er, die Droge eigentlich abzulehnen, aber trotzdem wurde der Auftritt kritisiert – zumal Musk einen Monat zuvor ohne echte Grundlage auf Twitter behauptet hatte, die Finanzierung für einen Wegkauf von Tesla von der Börse für 420 Dollar pro Aktie „gesichert“ zu haben. 420 ist in den USA ein Code für Marihuana-Konsum, und in einem Verfahren wegen der Ankündigung räumte Musk ein, den von ihm errechneten Tesla-Wert bewusst auf 420 aufgerundet zu haben, um seine Freundin Grimes zu beeindrucken.
Selling weed literally went from major felony to essential business (open during pandemic) in much of America & yet many are still in prison. Doesn’t make sense, isn’t right.
— Elon Musk (@elonmusk) June 6, 2020
Neben dem widersprüchlichen Umgang mit Drogen nahm sich Musk dann noch die US-Politik allgemein vor. „Die Gerontokratie hat den Kontakt zum Volk verloren“, kritisierte er, was mit zehntausenden Likes bedacht wurde (bei der vorherigen Marihuana-Nachricht waren es am Samstagmittag deutscher Zeit aber schon hunderttausende). Als einzige Lösung falle ihm ein, dass sich mehr Bürger an den Kandidaten-Vorwahlen der Parteien in den USA beteiligen sollten – die aber wirklich lästig organisiert seien.
Tesla-Chef zurück an allen Fronten
Tesla selbst kam bei Musks Twitter-Rückkehr zunächst etwas kurz. Doch auch sein Elektroauto-Unternehmen vergaß der CEO nicht: Vor seinem Ausflug in die Politik verwies er auf einen sehr positiven Bericht über das Tesla Model Y im Wall Street Journal und erinnerte daran, dass man einen Tesla in nur zwei Minuten online bestellen kann. Musk ist also zurück auf Twitter – an allen Fronten, und es werden nicht weniger.