Tesla-CEO Elon Musk scheint sein Übernahme-Angebot für die Nachrichten-Platform Twitter wirklich ernst zu meinen – nachdem er zunächst 9,1 Prozent der Anteile gekauft hatte, schlug er einen Preis von 54,20 Dollar pro Aktie für den Rest vor und legte wenig später auch Zusagen über die für den Kauf nötigen Milliarden-Kredite vor. Weil Musk dafür mehrere Unternehmen namens X Holding gründete, wird zudem spekuliert, er plane eine ganz große Lösung, in der Tesla, SpaceX und Twitter unter ein Dach kommen. Ebenfalls eine Rolle dabei spielen dürfte dann Boring Co als ein weiteres von Musk geführtes Unternehmen. Denn wie es jetzt mitteilte, hat es inzwischen ebenfalls eine mehrfache Milliarden-Bewertung erreicht.
Musk will mit Boring Straßen in 3D
Erst als Tochter von SpaceX und seit 2018 unabhängig soll Boring ein weiteres der von Musk identifizierten großen Probleme für die Menschheit lösen helfen: nicht endende Staus. Schnelle Tunnel-Systeme auf mehreren Ebenen für Elektroautos sollen in Zukunft Besserung bringen. Außerdem hat Boring in Las Vegas zwei Röhren unter einem Messe-Gelände gebohrt und betreibt dort einen Tesla-Shuttle mit drei Stationen (s. Foto oben). Die Vergrößerung auf 51 Stationen unter der ganzen Stadt wurde bereits genehmigt.
Solche Loop-Strecken in Las Vegas und anderswo will das Unternehmen mit dem zusätzlichen Kapital verstärkt aufbauen, das es laut einer Mitteilung von dieser Woche aufgenommen hat. Demnach stellen bekannte Risikokapital-Firmen Boring 675 Millionen Dollar zur Verfügung, was eine Gesamtbewertung von 5,675 Milliarden Dollar bedeute. Damit hat Musk offiziell sein drittes Milliarden-Unternehmen: Tesla ist an der Börse aktuell sogar wieder mehr als 1000 Milliarden Dollar wert, SpaceX wurde im vergangenen Herbst mit gut 100 Milliarden Dollar bewertet, und jetzt kommt noch Boring hinzu. Mit Partnern hat Musk außerdem 2016 Neuralink gegründet, das Schnittstellen zum Gehirn entwickelt.
Straßen müssen in die dritte Dimension gehen, heißt es in der Boring-Mitteilung zu der Finanzierungsrunde, die mit einem Musk-Zitat beginnt, laut dem nicht einmal der mächtigste Mensch der Welt gegen Stau gewinnen könne. Mit „einem großen Tunnel-Netz“ lasse er sich aber in jeder Stadt abmildern, steht dann in der Mitteilung. Außerdem könnten Städte rund um die Welt schöner werden, wenn Straßen-Transport in den Untergrund verlegt werde. Und man komme schneller voran als mit üblichen Nahverkehrssystemen, weil Boring-Loops Passagiere von Punkt zu Punkt befördern, ohne an jeder Station zu halten. Mit zunehmendem Bohrtempo werde das auch zwischen Städten möglich, dann in einem Hyperloop-System.
Neubau direkt an Tesla-Fabrik in Texas
Nach dem Start bei SpaceX in Los Angeles scheint Boring das Zentrum seines Betriebs inzwischen nach Texas verlegt zu haben, wo Tesla eine neue Gigafactory als seinen Hauptsitz gebaut hat und SpaceX ein großes Start-Zentrum an der Küste. Schon in diesem Februar soll das Unternehmen Bohr-Genehmigungen unter einem eigenen Grundstück nicht weit von der neuen Tesla-Fabrik entfernt beantragt haben. Und in dieser Woche wurde zusätzlich bekannt, dass Boring sogar Bau-Pläne direkt neben der Gigafactory in Texas hat.
UPDATE: A follower pointed out to me that the filing below to build a 220,000-square-foot warehouse for $11 million next to Giga Texas appears to be for The Boring Company. The bottom left of the photo below names @boringcompany.
Source: https://t.co/7y8lO3Pca9 https://t.co/72S7lKvFGq pic.twitter.com/2slrI7mXua
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) April 23, 2022
Im vergangenen November wurde gemeldet, dass eine Privatfirma von Musk 250 Hektar Land dort gekauft hat, von dem Tesla-Gelände nur getrennt durch den Colorado River. Im Februar beantragte sie den Bau einer 20.000 Quadratmeter großen Lagerhalle auf dem Grundstück, und am Samstag wies der Beobachter @SawyerMerritt darauf hin, dass wohl Boring dahinterstehe: Der Name des Unternehmens sei auf einem der Pläne für das Projekt zu sehen. Vorerst räumlich kommen sich Musks Milliarden-Firmen also näher, was der Idee von einer X Holding für alle inklusive Twitter zumindest nicht widerspricht.