Über die Frage, ob die weltweiten Tesla-Preissenkungen zu Beginn des Jahres eher als defensive oder als offensive Maßnahme zu verstehen sind, kann man sich streiten. Das Unternehmen selbst begründete sie in China und Europa mit gesunkenen Kosten, Analysten aber sahen eher eine Reaktion auf nicht genügend Nachfrage zu den vorherigen Preisen. So oder so scheint die Aktion zu wirken: Aus China wurde eine Versechsfachung der Tesla-Verkäufe in der ersten kompletten Woche nach ihr gemeldet, und auch in Nordamerika soll der Andrang von Kunden zuletzt enorm gewesen sein.
Tesla-Rekorde in Nordamerika gemeldet
In China haben andere Elektroauto-Hersteller auf die Preis-Senkung bereits reagiert, weitere sollen Kunden im direkten Verkaufsgespräch Rabatte anbieten. Für den dortigen Markt werden wöchentliche Daten zu neu abgeschlossenen Pkw-Versicherungen jeder Marke veröffentlicht, die ungefähr den Verkäufen entsprechen. Bei Tesla betrugen sie vom 9. bis 15. Januar 12.654 Einheiten. Das lässt hochgerechnet noch keinen neuen Monatsrekord erwarten, war aber sechsmal so viel wie in der Woche zuvor, in deren Mitte die chinesischen Tesla-Preise sanken.
Zumindest der vorherige Abwärtstrend bei Tesla in China scheint also unterbrochen. Am Mittwoch meldete der Blog Electrek zudem das Gleiche für den nordamerikanischen Markt, in diesem Fall auf der Grundlage von Angaben informierter Personen. Und die sollen gesagt haben, dass viele Tesla-Vertretungen in der Region (hauptsächlich USA und Kanada) zuletzt Rekord-Verkäufe innerhalb einer Woche verzeichnet haben. Für ganz Nordamerika war von beispielloser Nachfrage nach den Elektroautos der Marke die Rede.
In den USA kommt zu den Preis-Senkungen hinzu, dass das Model Y Long Range dadurch für eine Steuer-Gutschrift in Höhe von 7500 Dollar in Frage kommt. Für Käufer hat sich der Preis dadurch effektiv um volle 30 Prozent verringert. Ähnlich kostet das Tesla Model 3 Performance jetzt weniger als die 55.000 Dollar, die bei Pkw die Grenze für die Gutschrift bilden (mit sieben Sitzen geht das Model Y als SUV durch, die bei Preisen bis zu 80.000 Dollar gefördert werden). Für die Limousine in ihrer sportlichsten Version zahlen US-Kunden dadurch rund 25 Prozent weniger als zuvor.
Model Y LR effektiv 33 Prozent billiger
Falls der Preis-Schritt von Tesla defensiven Charakter hatte, dann wurde er offenbar also zumindest offensiv gestaltet und zeigt nach den ersten Daten entsprechend Wirkung. In einer Studie von Mittwoch griff laut Yahoo Finance auch die Bank Goldman Sachs diese Zweischneidigkeit auf: An der Entscheidung sei zu erkennen, dass die Bestellungen zuletzt wohl schwach gewesen seien. Doch mit höherem Volumen könne Tesla seinen Kosten-Vorsprung gegenüber anderen Herstellern noch ausbauen. Ein weiterer Vorteil des Unternehmens sei, dass seine Elektroautos anders als die von Konkurrenten in großer Zahl verfügbar seien.