Bild: SpaceX
Mit einem lauten „Hey“ und „Welcome to Starbase“ hat Elon Musk in der Nacht auf den heutigen Freitag seine Präsentation über das Starship-System eröffnet. Es war das erste Mal seit gut zwei Jahren, dass der SpaceX-Chef vor großem Publikum über den Fortschritt bei weltgrößten Rakete sprach, die einst Menschen zum Mars bringen soll. Der Auftritt auf dem Testgelände im texanischen Boca Chica, das von Musk seit einiger Zeit als „Starbase“ bezeichnet wird, fand vor einem eindrucksvollen Hintergrund statt. Zum zweiten Mal seit vergangenes August war dort ein komplettes Starship aufgebaut: Rund 120 Meter hoch saß die Oberstufe auf dem Booster.
Starship notfalls nach Cape Canaveral
Das spannendste Thema der gut einstündigen Präsentation lautete, wie auch die vielen Fragen aus dem Publikum zeigten: Wann kann die Riesenrakete, mehr als zweimal so leistungsstark wie die einstige Mondrakete Saturn-5, endlich ihren ersten echten Raumflug in einen Erdorbit antreten? Seit den Tests der Oberstufe im Frühjahr 2021 und dem ersten probeweisen Zusammensetzen im August gab es zwar viel Konstruktionsarbeit, zahllose Prüfungen, Tests und Triebwerkszündungen am Boden, doch keinen weiteren Flug mehr. Hoffnungsvoll sprach Musk jetzt vom März. Dann könnte die seit vielen Monaten laufende Umweltprüfung der Luftfahrtbehörde FAA endlich abgeschlossen sein.
Doch der SpaceX-Chef gab auch zu, keinen direkten Einblick in den laufenden Prozess zu haben. Im schlimmsten Fall, wenn weitere Prüfungen erfolgen sollten, würde man nach Cape Canaveral in Florida ausweichen, sagte er. Dort entsteht bereits seit Ende 2021 eine neue Start- und Landeplattform für Starship. Denn von hier sollen in Zukunft ohnehin die wesentlichen Nutzlast-Flüge starten, während Boca Chica/Starbase ein Forschungs-, Entwicklungs- und Testgelände bleiben soll. Allerdings dürfte laut Musk noch mindestens ein halbes Jahr vergehen, bis SpaceX in Florida starten kann. Ein sehr baldiger Abschluss der Behördenprüfung ist also momentan die einzige Hoffnung für ein rasches Anlaufen der Starship-Orbitalflüge.
Dass SpaxceX dafür bestens vorbereitet sei, daran ließ Elon Musk keinen Zweifel. In seiner Präsentation ging er besonders auf die zweite Generation des Methan verbrennenden Raptor-Triebwerks ein, von dem 6 in der Oberstufe und 29 (später 33) im Booster die nötige Schubkraft bei den Starts erzeugen sollen. Raptor V2, das bei der Präsentation auch live zu sehen war, ist kleiner, einfacher und deutlich günstiger in der Produktion, aber dennoch leistungsstärker als sein Vorgänger.
Außerdem begeisterte sich Musk für die Arbeiten an dem 145 Meter hohen neuen Startturm für Starship, der ebenso komplex sei wie Rakete selbst. Besonderes Aufsehen hatte schon vorher der neue Roboter-Greifmechanismus, von Musk „Mechazilla“ genannt, erregt. Denn nach Tests mit riesigen Wassersäcken Mitte Januar konnte das Konstrukt in dieser Woche tatsächlich eine 50 Meter hohe (nicht betankte) Oberstufe vom Boden aus 80 Meter anheben, schwenken und auf den Booster setzen. In Zukunft soll Mechazilla auch die landenden Raketenstufen fangen und dann, so ähnlich wie bei diesem jüngsten Test, für den folgenden Start zusammensetzen.
Musk will mit SpaceX-Plänen inspirieren
So sollen dereinst mehrere Starship-Flüge pro Tag starten können. Denn nur auf diese Weise können die Kosten weit genug gesenkt werden, um in einigen Jahren mit der dauerhaften Besiedlung des Mars zu beginnen – Musks ultimatives Ziel ist, die Menschheit zu einer „multiplanetaren Spezies“ zu machen. Diesen Anspruch betonte der SpaceX- und Tesla-Chef auch in seiner Rede am Donnerstag: Die Wahrscheinlichkeit für eine Katastrophe auf der Erde sei zwar sehr gering, aber nicht gleich null. An welche Szenarien er dabei konkret denkt, hatte Musk kürzlich schon in einem Interview verraten. Außerdem wolle er mit seinen Starship und Mars-Plänen die Menschen inspirieren, wiederholte Musk: Sie solle gespannt und erwartungsvoll in die Zukunft blicken und morgens nicht mit einem Kopf voller Alltagsprobleme aufwachen.