Lange war von einem ersten bemannten Marsflug von SpaceX bereits Mitte der 2020er Jahre die Rede. Nun ruderte Elon Musk etwas zurück. In fünf Jahren sollte es frühestens, in zehn Jahren spätestens passieren, sagte er Ende 2021 in einem langen Podcast-Interview. Als Grund nannte er die Komplexität des Starship-Raketensystems und massive erforderliche Kostensenkungen.
Musk nachdenklich im Interview
In dem Interview bei dem KI-Forscher Lex Fridman reagierte der SpaceX-Chef auf die Frage „Wann, denken Sie, wird SpaceX, Menschen auf dem Mars landen?“ erst mit einem „Hm“, dann mit einer über 15 Sekunden langen Denkpause. Dann erst nannte er die erwarteten fünf bis zehn Jahre. Denn Starship sei um eine ganze Größenordnung komplexer und weiter entwickelt als alles andere bisher. Und das Systen muss nicht nur technisch zuverlässig funktionieren, sondern auch bezahlbar sein. Die Kosten für eine Tonne Nutzlast zur Mars-Oberfläche müssen laut Musk um einen Faktor von mindestens tausend reduziert werden, von rund einer Milliarde auf unter eine Million Dollar pro Tonne.
Denn wie Musk seit inzwischen gut 20 Jahren betont, will er nicht kurz zum Mars, um eine „Flagge und Fußspuren“ wie einst bei den Mond-Missionen zu hinterlassen, sondern eine sich selbst erhaltende Kolonie begründen – der erste Schritt zu einer „multiplanetaren Spezies“. Denn die Erde wird seiner Meinung nach über kurz oder lang ein Unglück ereilen, sei es ein menschengemachtes, ein Asteroiden-Einschlag oder die Ausdehnung der Sonne. Die wird bereits in 500 Millionen Jahren, lange vor ihrer endgültigen Explosion in fünf Milliarden Jahren, so heiß, dass die Erde lebensfeindlich wird.
Wer nun meint, auch 500 Millionen Jahre seien noch extrem viel Zeit, dem begegnete Musk mit der Aussage, dass es nur noch ein Zehntel so lang sei, wie die Erde bisher schon existiert. Und jetzt sei das Fenster offen für den Schritt zu einer multiplanetaren Spezies, vielleicht für lange, vielleicht aber nur als kurzer Slot. Schließlich räumte Musk in dem Interview ein, dass eine positive Zukunft gewiss wahrscheinlicher sei. Dennoch gebe es, und dabei bezog er sich auf den verstorbenen Astrophysiker Stephen Hawkins, ein einprozentiges Risiko, dass eine Katastrophe innerhalb der nächsten 100 Jahre die Menschheit auslöscht.
Neues Geld und Rückschlag für SpaceX
Näher an der Gegenwart könnten die Voraussetzungen für Musks Raumfahrtfirma kaum besser sein. Das Jahr 2021 endete für SpaceX mit einer Rekordzahl an Start seiner Falcon-9-Rakete und einem Rekordumsatz. Ende Dezember meldete zudem die Agentur Reuters, SpaceX habe 337 Millionen Dollar an zusätzlichem Kapital eingeworben. Damit stieg die Finanzierungssumme für Musks Firma über das gesamte Jahr 2021 auf 1,5 Milliarden Dollar – etwa die Höhe des Jahresumsatzes.
Was die Marspläne angeht, musste SpaceX zum Jahresende allerdings einen Rückschlag hinnehmen – der ein wenig an das Geschehen um die deutsche Tesla-Fabrik bei Berlin erinnert. Die Umweltprüfung der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA, die den so wichtigen ersten orbitalen Probeflug einer kompletten Starship-Rakete schon seit Herbst verzögert hat, dauert noch an. Ursprünglich sollte sie am 31. Dezember 2021 abgeschlossen sein, Musk hatte den Flug für bestenfalls in diesem Januar in Aussicht gestellt. Nun wird die Prüfung mindestens zwei weitere Monate dauern. Ein Start vor dem Frühjahr wird also unrealistisch.