Der Komplex 39 im Kennedy Space Center bei Cape Canaveral in Florida ist der wohl legendärste Raketen-Startplatz der Welt. Hier starteten die Apollo-Mondraketen und von 1981 bis 2011 weit über 100 Flüge mit dem Space Shuttle. Seit 2017 heben auf „Launch Complex 39“, im Areal 39A, zudem regelmäßig die Falcon-9 und Falcon-Heavy-Raketen von Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX ab. Und jetzt will das Unternehmen dort auch einen Startplatz für die Starship-Rakete bauen.
SpaceX auf historischem Boden
Erste Arbeiten hatten schon 2019 begonnen. Sie wurden 2020 unterbrochen, als alle Testaktivitäten für Starship in der Starbase City im texanischen Boca Chiba konzentriert wurden. Dort fanden bis zum Frühjahr 2021 erste kleine Hüpfer und dann mehrere suborbitale Testflüge der Starship-Oberstufe auf 10 bis 15 km Höhe statt – mit dem vorläufigen Höhepunkt einer erfolgreichen Landung von Starship-Prototyp SN15 in diesem Mai. Es folgte eine lange Startpause, die bis jetzt andauert. Während dieser gab es viele Bodentests verbesserter Oberstufen und der Unterstufe, dem Super Heavy Booster.
Zugleich muss SpaceX auf das Umweltprüfungsverfahren der US-Luftfahrtbehörde FAA warten, das am Jahresende abgeschlossen sein soll. Der lang ersehnte erste Orbitalflug eines kompletten Starships aus Ober- und Unterstufe soll in Boca Chica nun im Januar starten, gefolgt von idealerweise bis zu 11 weiteren Testflügen in 2022. Im Jahr darauf sollen laut Musk erste kommerzielle Nutzlasten mit dem Starship in Erdorbits abheben und parallel die Entwicklung für den Mond- und Marseinsatz weitergehen.
39A is hallowed spaceflight ground – no place more deserving of a Starship launch pad!
Will have similar, but improved, ground systems & tower to Starbase.
— Elon Musk (@elonmusk) December 3, 2021
Über den Weiterbau auf Launch Complex 39A in Florida zeigte sich SpaceX-Chef Musk auf Twitter geradezu entzückt. „39A ist eine geheiligte Stätte der Raumfahrt – es gibt keinen Ort, der eine Starship-Startrampe mehr verdient hätte“, schrieb er. Mögliche Gründe für einen solchen weiteren Start- und Landeplatz, gut 1000 km Seeweg von Boca Chica entfernt, gibt es viele. Zum Beispiel könnte SpaceX auf einen anderen Startkomplex ausweichen, falls durch die riskanten nächsten Tests, vor allem mit dem Einfangen landender Raketenstufen durch das Greifsystem „Mechazilla“, in Boca Chica größere Schäden entstehen sollten.
SLS/Orion als neuer Nachbar
Außerdem ist noch nicht sicher, wie viele Testflüge in welchen Abständen in Boca Chica behördlich erlaubt sein werden. Und schließlich soll die NASA auch für das Starship ein guter Kunde sein, zum Beispiel für den Starship-Mondlander, der nach gegenwärtiger Planung 2025 erneut US-Astronauten auf den Erdtrabanten bringen soll. Der Starship-Mondlander soll in Kooperation mit dem NASA-Raketensystem SLS/Orion auf die Reise gehen, das auf der benachbarten Startrampe 39B im Kennedy Space Center betrieben wird.