Bild: Lucid Motors
Vieles in der Elektroauto-Welt lässt länger auf sich warten als erhofft oder angekündigt, und das gilt auch für die Luxus-Limousine Air, die bei Lucid Motors unter Leitung des früheren Chef-Technikers für das Tesla Model S entwickelt wurde – Peter Rawlinson bleibt sich in dieser Hinsicht also sozusagen treu. Seit Oktober 2021 aber wird der Lucid Air in den USA tatsächlich ausgeliefert (s. Foto), und mit ähnlicher Verspätung rückt jetzt offenbar der Start in Europa näher.
Lucid-Mail an deutsche Interessenten
Dafür spricht eine E-Mail, die teslamag.de vergangene Woche von der Lucid-Verkaufsabteilung für den Raum Deutschland, Österreich und Schweiz erhielt. Auf der Website des Unternehmens kann man sich für solche Updates anmelden, doch Informationen speziell zu Märkten außerhalb der USA hat es bislang nicht verschickt. Der Titel der neuen E-Mail dagegen lautet „Willkommen bei Lucid Europa“, und die Adressangaben zeigen, dass Lucid inzwischen eine Präsenz in Amsterdam eingerichtet hat.
Ein konkreter Termin für den Start in Europa ist in der Information, die auch weitere Interessenten erreicht haben dürfte, nicht enthalten. Man bekommt aber vorgeschlagen, im Web einen Lucid Air zu reservieren, um dann eingeladen zu werden, „den Lucid Air in erster Hand live zu erleben“, wie es in der auf Deutsch verfassten E-Mail heißt. Wer möchte, kann darauf antworten oder eine niederländische Telefon-Durchwahl nutzen, die in dem Schreiben angegeben ist. Lucid ist also in Europa schon vor Ort präsent und stellt Reservierern zumindest eine Live-Vorführung des Air in Aussicht.
Mit seinem Wechsel von Tesla zu Lucid wollte CEO Peter Rawlinson ein noch konsequenteres Elektroauto bauen, als es beim Model S möglich war, wie er im April 2020 erklärte. Elon Musk als der CEO von Tesla bestreitet, dass der frühere Lotus-Chefingenieur eine entscheidende Rolle beim Model S gespielt hat, aber in einer Presse-Mitteilung von April 2010 wurde er als Chief Vehicle Engineer bezeichnet.
Reichweite vor Tesla und Mercedes
Unabhängig von der Frage seiner Verdienste bei Tesla ist es Rawlinson mit Lucid gelungen, das Model S in mehrerlei Hinsicht zu übertreffen. Der Air lädt schneller als selbst der aufgefrischte Tesla und hat eine viel höhere Reichweite. Das liegt unter anderem an dem enormen Akku des luxuriösen Elektroautos, doch selbst sein Verbrauch ist nach EPA-Daten etwas niedriger als der des Model S. Dem steht allerdings auch ein erheblicher Preis-Unterschied gegenüber. Das Tesla Model S kostet in den USA derzeit mindestens 94.990 Dollar, der Air als Grand Touring mit 516 Meilen Reichweite 139.000 Dollar. Ebenfalls reservierbar sind zwei Versionen mit kleinerem Akku und gut 400 Meilen Reichweite wie beim Model S, die aber erst später kommen sollen.
Dass der Schritt nach Europa für dieses Jahr ansteht, nachdem er 2021 trotz Ankündigung ausblieb, hatte Lucid schon Anfang Januar auf Twitter wissen lassen. Länderspezifische Informationen sollten folgen. Die E-Mail an deutschsprachige Besteller könnte ein Hinweis darauf sein, dass es im DACH-Raum zuerst oder jedenfalls früh so weit sein wird. Fast sicher ist, dass der europäische Kontinent dann auch einen neuen Reichweiten-Spitzenreiter bekommt. Nach WLTP ganz vorn liegt hier derzeit der Mercedes EQS mit bis zu 766 Kilometern. Vom Lucid Air Grand Touring werden die schon nach der strengeren US-Norm EPA mit umgerechnet 830 Kilometern übertroffen.