Seit dem vergangenen Wochenende haben die USA ein weiteres Startup, das wie Tesla im eigenen Land gegründet wurde und produziert und jetzt auch erste Elektroautos an Kunden ausgeliefert hat: Für Samstag hatte Lucid eine ungenannte Zahl von frühen Bestellern eingeladen, in Kalifornien ihren Lucid Air entgegenzunehmen, und am Dienstag meldete der CEO und CTO Peter Rawlinson Vollzug. Nach den Worten des früheren hochrangigen Tesla-Entwicklers erfüllt das Lucid-Team mit dem Air das eigene Ziel, das beste Elektroauto der Welt zu bauen.
Lucid mit Rekord-Akku und -Reichweite
Die ersten Lucid Air wurden nur in der Dream Edition ausgeliefert, die satte 169.000 Dollar kostet. Anders als bei Tesla kann man in den USA noch 7500 Dollar Steuer-Gutschrift davon abziehen, aber auch dann sind das rund 40.000 Dollar mehr als für das Model S Plaid, obwohl dessen Preis in diesem Jahr schon mehrmals stieg. Bei der Beschleunigung legt sich Lucid mit dem schnellsten Tesla nicht an, bei Reichweite und Effizienz setzt der Air aber tatsächlich Maßstäbe.
Die Dream Edition des Luxus-Elektroautos kommt in zwei Versionen mit einem Akku von jeweils 118 Kilowattstunden. Das ist etwas mehr als nach früheren Lucid-Angaben und ebenfalls mehr als beim Mercedes EQS, der in diesem Jahr als erste Limousine mit mehr als 100 kWh Kapazität (108 kWh) auf den Markt kam. In Europa setzte das deutsche Elektrouto damit auch einen neuen Reichweiten-Rekord von bis zu 769 Kilometern nach WLTP. Die vor kurzem gemeldeten EPA-Werte für die USA fielen allerdings mit umgerechnet 563 Kilometern erstaunlich niedrig aus – anders als in Europa weniger als beim Model S.
Im Lucid Air Dream Edition in der Range-Variante dagegen reicht der Akku mit 10 kWh mehr als im EQS für eine EPA-Reichweite von 837 Kilometern – mehr als bei bislang jedem anderem Elektroauto, wie das Unternehmen erwähnt. Die alternative Performance-Variante kommt mit derselben Kapazität immerhin noch bis zu 758 EPA-Kilometer weiter. Noch effizienter als die Range-Variante der ersten Dream Edition wird laut Lucid der kommende Air Grand Touring. Er soll 112 Kilowattstunden Akku-Kapazität für bis zu 830 Kilometer haben, was 4,6 Meilen (7,4 km) pro Kilowattstunde bedeute.
Tesla reagierte auf Air-Basisversion
Mit den ersten Auslieferungen hat Lucid laut CEO Rawlinson am Wochenende einen großen Schritt gemacht. Vorher habe man als Unternehmen nicht wirklich etwas erreicht gehabt, habe er immer wieder gesagt. Als Nächstes stehe jetzt an, die Erfahrung mit dem eigenen Elektroauto einer wachsenden Zahl von Kunden weltweit zugänglich zu machen. Vom Air in der Dream Edition sollen insgesamt 520 Stück ausgeliefert werden, dann folge der Grand Touring, und im Lauf von 2022 sei die Einführung der Varianten Touring und Pure geplant. Für die letzte hatte Lucid im Oktober 2020 einen Preis von 69.000 Dollar nach Abzug der US-Prämie genannt, damals weniger als für das Model S. Tesla-CEO Elon Musk sah sich davon provoziert und zu einer Senkung knapp unter das Niveau des Air Pure veranlasst.