In Europa könnte sogar die Marke von 1000 Kilometern fallen: In dieser Woche hat der Elektroauto-Hersteller Lucid Motors die offiziellen Reichweiten-Daten für seine Limousine Air bekannt gegeben, und die betragen schon nach der strengen US-Norm EPA bis zu 520 Meilen (837 Kilometer). Nach WLTP für Europa dürften es mindestens 900 Kilometer werden und selbst die 1000 Kilometer scheinen nicht ausgeschlossen. Ein Analyst bezeichnete das Unternehmen unterdessen als interessante Kombination aus Tesla und Ferrari.
Lucid Air effizienter als Model S
Lucid wird geführt von Peter Rawlinson, der 2009 von dem frühen Partner Lotus zu Tesla wechselte, um dort die Entwicklung des Model S zu leiten. 2013 ging er zu Lucid. Sein Ziel dort ist, nicht weniger als das beste Auto der Welt zu bauen – noch konsequenter als Elektroauto konzipiert als das Model S, wie Rawlinson dazu sagte. Tatsächlich übertreffen die meisten Varianten des Lucid Air nach den jetzt offiziellen Daten den grob vergleichbaren Tesla nicht nur bei der Reichweite, sondern auch bei der Effizienz.
Die am Donnerstag verkündeten 520 EPA-Meilen beziehen sich auf die Air-Version Dream Edition Range mit 19-Zoll-Felgen. Die Performance-Edition mit 1126 PS soll mit diesen Felgen ohne Nachladen 471 Meilen (758 km) weit kommen. Laut der EPA-Website braucht der Reichweiten-Lucid 27 Kilowattstunden pro 100 Meilen, das Tesla Model S als Long Range 1 Kilowattstunde mehr. Der Verbrauch der Plaid-Variante ist dort nur mit 21-Zoll-Felgen angegeben und beträgt 33 kWh/100 km. Beim Lucid Air als schnelle Performance-Version mit Rädern im gleichen Format sind es 3 Kilowattstunden niedriger.
Noch allerdings tritt Lucid in einem höheren Preissegment an – als Konkurrenz hat Rawlinson zuvor auch nicht Tesla genannt, sondern Mercedes mit der S-Klasse (deren Elektroauto-Pendant EQS der Air mit seiner Reichweite ebenfalls übertrifft). Die bereits ausverkaufte Dream Edition kostete 169.000 Dollar, aktuell kann das Luxus-Elektroauto als Grand Touring (mit bis zu 516 Meilen Reichweite) für 139.000 Dollar vorbestellt werden. Noch später soll ein Air Touring ab 95.000 Dollar folgen und zuletzt eine Pure-Version für 77.400 Dollar. Bei Tesla kostet das normale Model S in den USA derzeit 89.990 Dollar und die dreimotorige Plaid-Version 129.990 Dollar.
Analyst: „Tesla-Technik und Ferrari-Luxus“
Im Massen-Geschäft mit Model 3 und Model Y will Lucid Tesla also vorerst offenbar nicht in die Quere kommen – und genau das macht laut einem Analysten den Reiz des Unternehmens und seiner Aktie aus. Lucid sei eine Art Kombination aus Tesla und Ferrari, sagte laut einem Bericht von Yahoo Finance John Murphy von der Bank of America dazu. Konkret meinte er damit die Mischung aus moderner Technologie und Konzentration auf den Luxus-Markt. Der Analyst nannte ein neues Kursziel von 30 Dollar pro Lucid-Aktie – fast 40 Prozent über dem Schlusskurs von Donnerstag. Allerdings sind sich Börsen-Beobachter in dieser Frage keineswegs einig: Adam Jonas von Morgan Stanley sieht die Aktie laut Yahoo auf 12 Dollar fallen.