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Riesiger Tesla-Rückruf droht: US-Untersuchung von Autopilot-Unfällen geht in nächste Stufe

tesla model-3 unfall polizei

Bild: Florida Highway Patrol Orlando

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Das Autopilot-System von Tesla soll schon in vielen Situationen zu Unfällen beigetragen haben, doch für ihre Voruntersuchung des Systems suchte sich die US-Behörde NHTSA im vergangenen August einige besonders spektakuläre aus: Seit Anfang 2018 habe es elf Unfälle gegeben, bei denen Teslas bei Autopilot-Fahrten stehende Einsatz-Fahrzeuge gerammt hätten, teilte sie mit, und forderte kurz darauf massenhaft Daten dazu an. Eine solche Voruntersuchung ist der erste Schritt in einem Verfahren, das zu einem Rückruf führen kann. Seit seinem Beginn hat die NHTSA nach ihren Angaben Kenntnis von sechs weiteren Fällen dieser Art erhalten (das Foto zeigt einen davon in Florida) – und jetzt geht es in die nächste Stufe.

NHTSA sieht Muster bei Tesla-Unfällen

Das teilte die Behörde am Donnerstag in einem offiziellen Dokument mit. Neben den eigentlichen Blaulicht-Unfällen hat sie demnach in ihrer bisherigen Voruntersuchung 106 vergleichbare identifiziert, bei denen kurz vor einem Aufprall Autopilot-Funktionen aktiv waren. Bei deren Analyse mit Hilfe von Daten sowie teils Videos von Tesla hätten sich „Muster“ gezeigt, schreibt die NHTSA. Bei etwa jedem zweiten dieser Unfälle gebe es Anzeichen dafür, dass die Person am Steuer ihre Fahraufgabe nicht richtig wahrgenommen habe. Bei ungefähr einem Viertel sei das System wohl unter Bedingungen eingesetzt worden, unter denen es laut Tesla nicht oder nur eingeschränkt funktioniert.

Beides hört sich nicht nach technischen Fehlern als Unfall-Ursache an, doch damit will die NHTSA Tesla offenbar nicht davonkommen lassen. In den Handbüchern zu seinen Elektroautos wird darauf hingewiesen, dass die Autopilot-Funktionen sämtlich nur Assistenten sind und die Verantwortung beim Fahrer bleibt. Doch die NHTSA erklärt in ihrem Dokument, dass bei der Entwicklung solcher Systeme auch ein unkorrekter Umgang der Nutzer damit zu berücksichtigen sei. Unter anderem müsse gewährleistet werden, dass die Person am Steuer „effektiv“ weiter ihre Aufgabe wahrnimmt, die beim Einsatz von Fahrassistenten in deren Überwachung bestehe.

Nach den ersten Untersuchungen hat die Behörde aus ihrer Preliminary Investigation jetzt eine Engineering Analysis gemacht. Damit fällt schon einmal die Möglichkeit weg, dass das Verfahren nach der Voruntersuchung ohne Folgen beendet wird – ohnehin dauerte schon diese deutlich länger als die laut NHTSA üblichen vier Monate. Für die technische Analyse sind weitere zwölf Monate vorgesehen, in denen die Behörde auch eigene Tests vornimmt. Parallel dazu wird mit dem Hersteller kommuniziert, der stets die Möglichkeit hat, selbst einen Rückruf einzuleiten – solche Fälle hat es mit Tesla und der NHTSA außerhalb von formalen Untersuchungen schon gegeben. Wenn es eine solche dann als freiwillig bezeichnete Aktion nicht gibt, kann die Behörde nach Abschluss die Analyse ein internes Verfahren für einen verfügten Rückruf einleiten.

Autopilot-Kontrolle könnte strenger werden

Tesla äußerte sich auf Anfrage verschiedener US-Medien nicht zu der neuen Entwicklung bei der Autopilot-Untersuchung. Nach den aktuellen NHTSA-Angaben betrifft sie grundsätzlich geschätzte 830.000 Model S, Model X, Model 3 und Model Y, die von 2014 bis 2022 produziert wurden; im vergangenen August waren es noch 765.000 Teslas – die Behörde zählt also offenbar die laufenden Verkäufe mit. Wenn sie einen Rückruf zum Beispiel mit einer Einschränkung der Bedingungen verfügt oder von Tesla erreicht, unter denen sich die Autopilot-Helfer aktivieren lassen und aktiv bleiben, ließe sich der wohl per Software erledigen. Er würde also zumindest keine hohen Kosten bedeuten – aber für das Image von Tesla als führend auf dem Weg zum autonomen Fahren wäre er bestimmt nicht hilfreich.

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