Ein Update per Funk sei kein Rückruf, teilte vor kurzem auf Anregung eines Clubs von Tesla-Besitzern eine Werbeagentur auf einem Großbildschirm in New York mit (s. Foto). Aber weder die US-Verkehrsbehörde NHTSA noch ihr kanadisches Pendant Transport Canada scheinen das zu berücksichtigen: Am Mittwoch veröffentlichte die US-Behörde erneut Dokumente über einen „Sicherheitsrückruf“ bei Tesla, der per Software-Update behoben werden soll, und am Donnerstag einen weiteren. Und auch die kanadische Behörde Transport soll einen Software-Rückruf für Elektroautos von Tesla planen.
4 Tesla-Rückrufe per Funk in USA
In den USA ist es bereits der dritte und vierte Software-Rückruf bei Tesla seit Anfang Februar: Vergangene Woche meldete die NHTSA eine solche Aktion zunächst für 53.822 Teslas aller Art, die an dem Beta-Test mit der Autopilot-Software FSD teilnehmen, weil sie an Stopp-Schildern nicht immer wie vorgeschrieben ganz zum Stillstand kommen. Schon daran entzündete sich Streit, ob überhaupt von einem Rückruf die Rede sein könne, weil das Software-Update mit behördlichem Segen ohne Werkstatt-Besuch zu erledigen ist. Zwei Tage später folgte ein Rückruf für 817.143 Elektroautos von Tesla, also wohl alle in den USA bislang verkauften Model 3 und Model Y sowie die relativ wenigen Model S und Model X seit deren Auffrischung Mitte 2021. Hier soll ein nicht zuverlässiger Gurt-Warnton per Update verbessert werden.
Das langsame Überrollen von Stopp-Schildern nach Kalifornien-Art war kein Fehler in der Tesla-Software, sondern eine Funktion – nur eben eine nicht zulässige, die dann verspätet von der NHTSA entdeckt wurde und jetzt abgestellt wird. Die Mängel bei der Gurt-Warnung könnte man trotz der hohen Zahl betroffener Fahrzeuge als Kleinigkeit betrachten. Unter den beiden neuen US-Rückrufen von Mittwoch und Donnerstag wiederum hat der erste einen geringen Umfang, betrifft aber ein potenziell gravierendes Problem. Und beim zweiten geht es zwar erneut um ausgesprochen viele Fahrzeuge, aber hier muss Tesla nichts weiter tun, als eine vor gut einem Jahr eingeführte Spaß-Funktion wieder abzuschalten.
30.000 Model 3 bis Model X mit Heiz-Problem
Schon seit Beginn des tiefen Winters berichteten viele Besitzer vor allem von Model 3 und Model Y davon, dass bei extremer Kälte ihre Wärmepumpe ausfalle. Tesla-Chef Elon Musk bestätigte, dass es ein Problem damit gebe, und stellte schnelle Abhilfe per Update in Aussicht. Kurz darauf kam tatsächlich die Version 2021.44.30.6, die eine Lösung enthalten sollte. Doch die Beschwerden bei Transport Canada gingen auch hinterher weiter, und auch die NHTSA befasste sich mit Hinweisen auf anhaltende Probleme mit der Tesla-Heizung.
Das Ergebnis davon ist der erste NHTSA-Rückruf dieser Woche. Bei Transport Canada war er am Donnerstag noch nicht zu finden, doch die Behörde bestätigte dem Blog Drive Tesla Canada, das er bald veröffentlicht werden soll. Als Lösung sei die Software-Version 2021.44.30.7 vorgesehen. In Kanada soll die Aktion nur 2084 Fahrzeuge betreffen. Auch in den USA ist die Zahl mit 26.681 Model 3 und Model Y, Model S und Model X ab dem Jahrgang 2020 vergleichsweise niedrig, zumal der Fehler nur in geschätzten 1 Prozent davon tatsächlich auftreten soll. In der Gesamtzahl sind laut NHTSA Elektroautos enthalten, die zwischen Dezember 2021 und Mitte Januar dieses Jahres Software zwischen den Versionen 2021.44 und 2021.44.30.6 erhielten.
Tesla muss Boombox-Funktion abschaffen
Die Verbreitung von Versionen oberhalb davon war laut Trackern Ende dieser Woche schon in Gang. Aber Tesla musste noch weitere neue Software-Versionen entwickeln, denn am Donnerstag veröffentlichte die NHTSA Dokumente zu einem weiteren Rückruf, der mittels Update erledigt werden soll. Hier geht es um die Ende 2020 eingeführte Funktion Boombox, bei der man beliebige Geräusche und Musik über den Tesla-Außenlautsprecher abspielen kann, der eigentlich zur Warnung von Fußgängern bei niedrigem Tempo dienen soll. Das ist laut der Behörde ein Verstoß gegen Zulassungsvorschriften und kann, so ihre übliche Formel, das Unfallrisiko erhöhen.
Diesem neuesten „Sicherheitsrückruf“ ging ein längeres Hin und Her mit Tesla voraus, wie sich der Beschreibung entnehmen lässt; dennoch erfolgte er letztlich freiwillig. Die Update-Aktion betrifft 578.607 Model 3 bis Model X neueren Datums. Software-Version 2021.43.101.2 bringt laut NHTSA in neu produzierten Teslas bereits Abhilfe, für schon ausgelieferte Elektroautos soll mit 2020.8 im Lauf des Februars Schluss mit lustigen Tesla-Tönen sein.