Bild: Tesla
Von knapp über 1 Prozent Anfang 2020 ist der weltweite Marktanteil von Elektroautos mit LFP-Batterien laut Marktforschern drastisch auf zuletzt knapp 20 Prozent gestiegen. Als erster westlicher Hersteller setzte Tesla beim Model 3 in China auf diese robuste und vergleichsweise preiswerte Chemie, und mittlerweile ziehen viele Konkurrenten nach. Einer der Vorteile dabei ist, dass sie ohne die teuren Rohstoffe Nickel und Kobalt (s. Tesla-Grafik oben) auskommt. Doch zumindest vorübergehend gibt es auch bei LFP-Batterien ein Ressourcen-Problem.
Phosphat für Dünger oder Elektroautos
Die Abkürzung steht für Lithium-Eisenphosphat, und laut CEO Elon Musk sollen bei Tesla auf längere Sicht zwei Drittel seiner für Elektroautos und stationäre Speicher benötigten Batterien auf dieser Chemie basieren. Eisen gebe es auf der Welt schließlich mehr als genug, erklärte Musk zum Beispiel Anfang 2021. Dabei ließ er allerdings das „-phosphat“ dahinter unter den Tisch fallen, also die Tatsache, dass das Element für die Verwendung in LFP-Batterien erst einmal eine Phosphor-Behandlung braucht.
Und hier besteht derzeit offenbar ein Rohstoff-Konflikt für Elektroautos, wie man ihn bislang nur von Verbrennern kennt: Bei konventionellen Autos soll Bio-Sprit die rechnerischen Emissionen verringern, doch der Anbau der Nutzpflanzen dafür konkurriert mit der Lebensmittel-Produktion. Ähnlich hat die zunehmende Nachfrage nach LFP-Batterien laut einem Bericht von producer.com schon 2021 dazu geführt, dass China seine Exporte von Phosphaten drastisch einschränkte. Denn die werden nicht nur zunehmend für Elektroauto-Akkus gebraucht, sondern sind zugleich einer der wichtigsten Bausteine der Düngemittel-Industrie.
Durch die Elektroauto-Nachfrage werde die Verfügbarkeit von Phosphat-Düngern drastisch eingeschränkt, sagte laut producer.com im vergangenen November der President von Mosaic, einem der größten Anbieter in diesem Bereich. China sei mit etwa einem Drittel Anteil der wichtigste Exporteur solcher Mittel, habe aber entschieden, zur Sicherung der eigenen Landwirtschaft vorläufig den Großteil davon im eigenen Land zu behalten. Und für Mosaic selbst ließ der President erkennen, dass das Unternehmen darüber nachdenkt, in den Markt für gereinigte Phosphorsäure als Zutat für LFP-Batterien einzusteigen.
Tesla-Chef will Rohstoff-Knappheit angehen
Seitdem hat die Situation auf dem weltweiten Dünger-Markt noch deutlich verschärft, berichtete die Agentur Bloomberg am Montag. Zu steigenden Preisen für Erdgas als Grundlage für Stickstoff-Düngemittel und allgemeinen Logistik-Problemen kamen die chinesischen Export-Beschränkungen und zuletzt der russische Angriff auf die Ukraine hinzu. Viele kleine Bauern könnten sich Düngemittel in der aktuellen Anbau-Saison deshalb schlicht nicht mehr leisten, was zu niedrigeren Erträgen in diesem Jahr und in der Folge zu höheren Lebensmittel-Preisen führen werde.
Ähnlich wie bei anderen Rohstoffen für Elektroauto-Batterien dürfte das Problem auch bei Phosphat weniger in grundsätzlicher Knappheit liegen als im schnell steigenden Bedarf, der erst mit zeitlicher Verzögerung für neue Förder- und Verarbeitungssanlagen gedeckt werden kann. Aber in diesem Jahr kommt offenbar alles zusammen. Vor kurzem erinnerte Tesla-CEO Musk an Pläne seines Unternehmens, selbst in Rohstoff-Abbau und -Verarbeitung einzusteigen. Dabei bezog er sich auf Lithium, dessen Preis sich seit 2020 zeitweise mehr als verzehnfacht hat. Das Leichtmetall wird für LFP ebenso gebraucht wie für alle anderen bisherigen Batterien mit hoher Leistung. Wenn China seine Phosphat-Exporte nicht bald wieder freigibt, könnte Tesla angesichts seiner großen Pläne mit dieser Chemie auf die Idee kommen, sich auch darum selbst zu kümmern.