Das Tesla Model 3 in der Basis-Ausführung mit der aktuellen Bezeichnung Standard Plus wiegt nach Angaben auf der Website in China, Deutschland und Kanada mit 1745 Kilogramm exakt gleich viel. Allein in den USA dagegen ist das Leergewicht des Model 3 Standard Plus mit nur 1625 Kilogramm angegeben. Das spricht deutlich dafür, dass etwas daran anders ist – und das wiederum lässt erkennen, dass Tesla nach dem Start mit LFP-Akkus in China und später Europa jetzt offenbar konsequenter auf diese robustere, billigere und weniger gewichtseffiziente Zellchemie setzt.
Tesla Model 3 in Kanada nahm zu
Die Gewichtszunahme beim Model 3 Standard Plus im Nachbarland der USA entdeckte in dieser Woche der Blog Drive Tesla Canada; bis vor kurzem sei das Leergewicht noch mit 1612 Kilogramm angegeben gewesen. Auch auf der deutschen Tesla-Website stehen aktuell die höheren 1745 Kilogramm, und hier wurde soeben bekannt, dass erneut ein Schiff mit Model 3 mit dem LFP-Akku von CATL von China aus auf dem Weg nach Europa ist.
Damit bietet sich als Erklärung für die neue Angabe in Kanada an, dass das Model 3 Standard Plus von nun an auch dort mit dem China-Akku verkauft wird. Dafür sprechen auch weitere Punkte. So hat Tesla-CEO Elon Musk wiederholt erklärt, bei weniger anspruchsvollen Elektroautos voll auf LFP-Zellen setzen zu wollen, weil es bei deren Haupt-Rohstoffen Lithium und Eisen keinerlei Knappheit gebe. Und nach Informationen eines Twitter-Beobachters lässt sich Tesla schon seit diesem April ungefähr 1000 Batterie-Pakete pro Woche aus China schicken, um sie in seinem Werk Fremont zu verbauen.
The Nevada factory used to have a couple of lines making storage cells for powerwalls and megapacks, but Tesla is now so "demand constrained" that I'm told all lines make cells for the 3/Y, while all storage cells plus ~1k battery packs/week for Fremont are imported from Asia.
— Carsonight (@carsonight) April 8, 2021
In diesem Fall werden also nicht komplette Elektroautos aus China verschifft, sondern nur die Akkus dafür – Kanada würde in dieser Konstruktion weiter aus Fremont beliefert. In der Gigafactory mit Panasonic im US-Bundesstaat Nevada seien bislang einige der Linien für Zellen für stationäre Powerwall- und Megapack-Akkus genutzt worden, schrieb der lokale Beobachter @carsonight weiter. Die würden aber sämtlich für Zellen für Model 3 und Model Y gebraucht – weshalb Tesla jetzt alle Zellen für stationäre Akkus und zusätzlich die 1000 Elektroauto-Packs pro Woche aus Asien importiere.
LFP-Software und -Hardware verbessert
Die ersten Tesla-Akkus mit LFP-Zellen von CATL kamen Ende 2020 in fertigen Model 3 nach Europa, aktuell befindet sich ein weiteres Schiff mit Nachschub auf dem Weg. Nach den ersten Auslieferungen machte sich zunächst Enttäuschung breit, weil die Ladeleistung der neuen China-Teslas weit unter der früheren lag. Das drohte die LFP-Strategie von CEO Musk und zunehmend auch anderen westlichen Unternehmen in Frage zu stellen. Nach einem Software-Update in diesem Februar wurden dann aber deutliche Verbesserungen bei Model 3 aus China festgestellt.
Darüber hinaus hat Tesla inzwischen auch Hardware-Verbesserungen an den LFP-Paketen vorgenommen, berichtete am Dienstag der Finanzprofi @TaylorOgan auf Twitter. Dass es anfangs Lade-Probleme mit den CATL-Akkus bei kalten Temperaturen gab, habe damit zu tun gehabt, dass Tesla sie in größter Eile auf den Markt gebracht habe, bestätigte er zunächst frühere Meldungen dazu aus China. Im November 2020 aber seien zwei dieser Pakete nach Kalifornien geflogen und dort genauer untersucht worden. Als einfaches Hauptproblem habe sich dabei herausgestellt, dass die Isolierung am Boden und an den Seiten zu dünn gewesen sei.
That had to do with Tesla rushing the CATL LFP pack to qualify for Chinese subsidies. Four engineers from CA flew to GF3 to quickly try to fix the problem, and ended up patching the BMS issues OTA.
— Taylor Ogan (@TaylorOgan) May 4, 2021
Das ist nach Angaben des CEO einer Fondsfirma inzwischen behoben – „LFP ist jetzt besser bei kaltem/heißem Klima“, schrieb er. Wenn in den nächsten Wochen wieder Tesla Model 3 Standard Plus aus China in Europa ausgeliefert werden, ist also mit unschönen Lade-Überraschungen erst recht nicht mehr zu rechnen – und auch nicht, wenn in Kanada und später vielleicht auch in den USA selbst weitere Teslas mit LFP-Akku zu den Kunden kommen.