Wenn die neuesten Ankündigungen von Elon Musk Bestand haben, dann wird der Tesla Cybertruck Mitte 2023 tatsächlich in die Produktion gehen – so hat es der CEO seit diesem Juni mehrfach gesagt, und im Q3-Finanzbericht ist mit Texas erstmals offiziell ein Produktionsort für den elektrischen Pickup angegeben, für den zudem schon das „tooling“ laufen soll. Noch etwas länger wird wohl der Begleiter Cyberquad auf sich warten lassen, den Tesla 2019 zusammen mit dem Cybertruck vorstellte. Im verkleinerten Format gab es das Elektro-Quad im ähnlichen Stahl-Stil zwar sogar schon eine Zeitlang zu kaufen – doch jetzt wird es wegen Sicherheitsmängeln ersatzlos zurückgerufen.
Keine kleinen Quads mehr im Tesla-Stil
Ende 2021 zeichnete sich schon ab, dass der zunächst für jenes Jahr vorgesehene Produktionsstart des Cybertruck nicht nur ein Jahr länger, sondern sogar bis 2023 auf sich warten lassen würde. CEO Musk kündigte ein Produkt-Update bei der nächsten Telefon-Konferenz im Januar an, bei der er die Verschiebung bestätigte. Zwischendurch aber weckte sein Design-Chef Franz von Holzhausen noch einmal Hoffnung, indem er mit einem Twitter-Video darauf aufmerksam machte, dass das Cyberquad im Kleinformat in den Online-Shop von Tesla in den USA aufgenommen wurde.
Für 1900 Dollar konnte man das als Cyberquad for Kids bezeichnete Produkt bei Tesla bestellen – viel Geld für ein Spielzeug, wobei dieses bis zu 10 Meilen pro Stunde schnell und 15 Meilen weit fahren konnte. Empfohlen war es für Kinder ab acht Jahren, aber die mögliche Beladung mit 68 Kilogram ließ auch leichte (oder wagemutige) Erwachsene zu. Wie viele andere teure Produkte im Tesla-Shop war es gefragt und bald ausverkauft. Und wer jetzt noch keines hat, wird auch kein Kinder-Quad im Cybertruck-Stil mehr bekommen. Denn am Donnerstag verkündete die US-Produktsicherheitsbehörde CPSC einen kompletten Rückruf dafür.
Das Cyberquad for Kids entspreche nicht US-Regeln zur Sicherheit von Jugendlichen-ATV, schreibt die CPSC in ihrer Rückruf-Mitteilung. Daran wird auch schon das Problem erkennbar: Das wohl als Spielzeug gedachte Produkt wird als nutzbares Fahrzeug für junge Menschen eingestuft, und dafür gelten Regeln zur technischen Ausstattung sowie zur Aufklärung über Risiken. Abgewickelt wurden die Bestellungen bei Tesla über den Partner RadioFlyer, der auch kleine fahrende Model S sowie ein Model Y als Bobby-Car im Programm hat. Alles mit drei oder vier Rädern, einem Motor, einem Sitz und einer Lenkstange gilt in den USA als ATV, also auch das Kinder-Quad, erklärt RadioFlyer jetzt auf einer Rückruf-Seite.
Cybertruck-Begleiter soll ebenfalls kommen
Besitzer sollen es ab sofort nicht mehr benutzen. Reparaturen oder ein Nachfolger sind nicht geplant. Um den vollen Kaufpreis von 1900 Dollar erstattet zu bekommen, muss man das Produkt nicht einmal ganz zurückschicken, sondern nur den Motor-Controller – für die Entsorgung oder Aufbewahrung des Rests stellt RadioFlyer zudem 50 Dollar in Aussicht. Tesla habe bei der Gesamtgestaltung des kleinen Cyberquad beraten und unterstütze auch den Rückruf, klärt der Partner über diese Frage auf.
Bei der Behörde CPSC kann man außerdem erfahren, dass an Unfällen mit dem Produkt bislang einer bekannt ist, bei dem eine Erwachsene zusammen mit einem Kind gefahren, umgekippt und dadurch an der Schulter verletzt worden sei. Als ungefähre Anzahl betroffener Fahrzeuge wird 5000 genannt. Das Tesla-Spielzeug hat also in seiner kurzen Verfügbarkeit rund 9,5 Millionen Dollar Umsatz gebracht. Jetzt muss es fahrunfähig gemacht werden, immerhin gegen volle Rückerstattung. Und falls das kleine Quad nur als Platzhalter für den ausgewachsenen Pickup Cybertruck diente – der soll ja in nicht allzu ferner Zukunft zu haben sein. Dass auch das Cyberquad als sein Begleiter auf den Markt kommen soll, hatte CEO Musk kurz nach der Vorstellung bestätigt, zuletzt allerdings nicht mehr erwähnt.