Bild: Tesla (Feuerwerk zur Eröffnung von Gigafactory Texas)
Sowohl die Tesla-Fabrik im deutschen Grünheide als auch die wenig später gestartete im US-Bundesstaat Texas sollten eine Revolution in der Produktion von Elektroautos bringen. Dafür hat Tesla Batterien in dem größeren Format 4680 entwickelt, die in einem Akku-Paket zum Teil der tragenden Struktur werden können, vorn und hinten komplettiert durch große Gussteile aus Giga-Pressen. Für die deutsche Fabrik schob Tesla diesen Plan allerdings schon vor dem Start auf und baut Model Y wie in China und Fremont vorerst mit Akkus aus 2170-Batterien. Texas dagegen begann mit dem strukturellen Paket aus 4680-Zellen – doch jetzt werden offenbar auch dort konventionelle Model Y produziert.
Texas-VINs für Besteller von Model Y LR
Dazu hatte es zuvor schon Gerüchte gegeben, weil sich die Produktion von 4680-Batterien bei Tesla im hohen Volumen verzögert. In einem erst am Mittwoch veröffentlichten Interview von Ende Mai hat CEO Elon Musk sie bestätigt: Es habe Probleme mit dem Hochlauf in der Produktion der Batterien und der strukturellen Pakete gegeben, sagte er. Die Fabrik in Texas könne auch Model Y mit 2170-Batterien produzieren, aber die dafür nötigen Werkzeuge hätten wegen des Lockdowns in Shanghai in China festgesteckt.
Damit war zumindest die Absicht bei Tesla klar, und wie es aussieht, wurde sie inzwischen umgesetzt. Denn am Donnerstag meldeten im Internet mehrere Besteller, die Fahrzeug-Identifizierungsnummer (VIN) für ihr Model Y in der Variante Long Range bekommen zu haben, was meist eine bevorstehende Auslieferung bedeutet. An der Zeichen-Reihe lässt sich unter anderem erkennen, in welcher Fabrik ein Tesla produziert wurde, und nach dem A an der elften Stelle stammen diese Model Y aus der Fabrik in Austin, Texas.
Theoretisch könnten auch darin 4680-Batterien und -Akkupacks stecken, aber das ist nicht nur wegen der 2170-Aussage von Musk unwahrscheinlich. Denn das Hauptproblem scheint zu sein, dass es noch nicht genügend davon gibt. Die Fabrik in Texas startete zwar offiziell Anfang April, doch danach wurden nur vereinzelt Auslieferungen von dort bekannt. Dabei handelte es sich um die neue Version Model Y AWD mit weniger Kapazität als bei Long Range, die aber nach wie vor nicht im Tesla-Konfigurator gezeigt wird. Stattdessen wurde LR-Bestellern per E-Mail angeboten, früher ein Model Y AWD aus Texas zu bekommen. Einige davon sollen zuletzt auch als schnell verfügbare Bestandsfahrzeuge für alle auf den Tesla-Seiten gestanden haben.
Schnelle Problem-Lösung bei Tesla
Insofern ist fast sicher, dass Tesla jetzt wie in Grünheide von Anfang an auch in Texas Model Y in konventioneller Bauweise mit 2170-Batterien produziert. Die Werkzeuge aus China sind also zumindest rechtzeitig vor Ende des zweiten Quartals in die USA gelangt und dort schon im Einsatz. Alle aufgezählten Probleme würden viel Aufmerksamkeit erfordern, sagte CEO Musk in dem Interview Ende Mai, in dem er unter anderem erklärte, die beiden neuen Tesla-Fabriken würden aufgrund der noch niedrigen Produktion Milliarden verbrennen. Die Probleme würden aber auch „wirklich schnell gelöst“, erklärte der Tesla-Chef weiter. Wie man sieht, ist er dazu sogar bereit, wenn nötig einen vorübergehenden Rückschritt in Kauf zu nehmen.