Eine der wichtigsten Fragen bei Elektroautos lautet angesichts der herrschenden Knappheit stets, woher die Batterie-Zellen dafür kommen sollen – und das gilt auch für Tesla, obwohl der Pionier sich mit diesem Kernaspekt früher und intensiver beschäftigte als jeder andere Hersteller. Zum Tesla Model Y aus der entstehenden Gigafactory bei Berlin hieß es zwischendurch, es werde zunächst mit Zellen aus einer Pilotproduktion neben dem Werk Fremont in den USA ausgestattet – das eigene 4680-Format ist Voraussetzung, um die Batterien als festen Teil der Fahrzeug-Struktur einbinden zu können. Jetzt aber wird berichtet, dass deutsche Model Y anfangs Zellen von LG Chem aus China bekommen sollen; das dürfte vorerst eine konventionellere Bauweise bedeuten.
LG Chem will China-Produktion verdoppeln
Über die neuen Batterie-Pläne von Tesla zusammen mit LG Chem berichtete am Dienstag die Nachrichten-Agentur Reuters – und die haben es auch sonst in sich. Demnach soll die Zell-Produktionskapazität des südkoreanischen Unternehmens für Tesla in China im kommenden Jahr mehr als verdoppelt werden. Und diese Zellen sollen ebenso wie weitere aus Südkorea zum Teil nicht nur für das Model Y nach Deutschland exportiert werden, sondern auch zu Tesla in den USA, schreibt Reuters unter Berufung auf zwei informierte Personen.
„Tesla hat einfach nicht genügend Zellen“, wird eine davon zitiert, „also wird LG Chem seine Produktion in China mehr als verdoppeln.“ Beim Batterie-Tag Ende September hatte CEO Elon Musk eine intern entwickelte Zelle im XL-Format 4680 vorgestellt, die für hohe Leistungsfähigkeit zusammen mit effizienter Produktion ausgelegt ist. Diese will Tesla terawattstundenweise selbst produzieren, aber Musk machte auch deutlich, dass die Zusammenarbeit mit den bisherigen Lieferanten LG Chem, CATL und Panasonic fortgesetzt und ausgebaut wird. Alle drei ließen anschließend Interesse an einer Produktion auch der großen Tesla-Zellen erkennen.
Laut Musk haben die eigenen Batterien noch eine weitere Besonderheit: Sie sind groß und stabil genug, um in einer Sandwich-Konstruktion mit Platten darüber und darunter zum Teil der tragenden Struktur von Elektroautos zu werden. Dieses Prinzip stellte er beim Batterie-Tag vor und ergänzte später, es werde auch beim Tesla Model Y aus der deutschen Gigafactory zum Einsatz kommen. Inzwischen ist außerdem bekannt, dass die Zellfertigung in der Fabrik in Grünheide die größte der Welt werden soll. Aber das ist noch nicht einmal beantragt, und Ende Oktober erwähnte Technikchef Drew Baglino, Tesla könne für die beginnende Produktion der Akkus im deutschen Model Y zunächst 4680-Zellen aus der ebenfalls langsam hochlaufenden Pilotfertigung in Fremont nutzen.
Normale Zellen für deutsches Tesla Model Y
Damit schienen zwei Dinge klar: Die Zellen für das Tesla Model Y aus der Giga Berlin kommen anfangs (gerechnet wird mit Mitte 2021) aus den USA, und sie werden schon als Teil der von Musk beschriebenen „revolutionären“ Sandwich-Struktur verbaut. Doch wenn die aktuelle Reuters-Meldung stimmt, dann ist diese Revolution wohl vorerst verschoben: LG Chem dürfte es nicht vor Tesla selbst gelingen, die Massenfertigung der neuen Zelle in den Griff zu bekommen, was Musk als äußerst schwierig bezeichnet hat. Und wenn die deutsche Fabrik zunächst mit konventionellen Zellen (oder fertigen Akkus daraus) beliefert wird, könnte der Boden des Model Y zunächst auch nicht als Batterie-Sandwich gebaut werden.
Das wiederum würde heißen, dass Tesla die Produktion in Deutschland nach dem Start noch einmal grundlegend umstellen müsste, wenn das Batterie-Format wechselt. Aber das scheint Musk jetzt lieber zu sein, als mit dem Gigafactory-Start zu warten, bis Tesla selbst oder ein anderes Unternehmen genügend 4680-Zellen für das Model Y liefern kann.