Website-Icon Teslamag.de

„Schreckliche Woche für Tesla“: West-Strategie geht laut Agentur in China nach hinten los

tesla stand auto shanghai security

https://twitter.com/leixing77

Bild: Gesichertes Tesla-Stand nach Protest auf der Auto Shanghai 2021 (Foto: @leixing77)

Anzeige

Wenn Elon Musk auf Twitter eine Verschwörung gegen Tesla wittert, findet er damit zumeist schnell viel Zustimmung – zum Beispiel, als er sich vor kurzem über einen ZDF-Beitrag über die deutsche Gigafactory beschwerte. Auf ähnliche Weise sagte in dieser Woche seine Fernost-Statthalterin, China-VP Grace Tao, in einem Interview, ein Messe-Protest wegen angeblich versagender Bremsen in einem Model 3 komme ihr verdächtig professionell vor. Doch diese Anspielung auf mögliche finstere Mächte stieß nicht etwa auf Unterstützung, sondern auf viel Kritik im Land; Tesla musste sich entschuldigen und Besserung geloben.

Viele Klagen über Tesla-Service

Tesla habe eine „schreckliche Woche“ in China gehabt, fasst Reuters die Abfolge von Messe-Protest am Montag, erster Reaktion von Tesla darauf, Kritik von Staat und Medien und anschließender Entschuldigung zusammen. Nach Einschätzung der Nachrichten-Agentur ist nicht nur diese konkrete Angelegenheit mit der Tesla-Entschuldigung und -Kooperation noch nicht aus der Welt: Sie steht auch symbolisch für tiefere Probleme von Tesla in China, die andere westliche Unternehmen schon hinter sich haben.

Wenn Tesla ein Problem hat, dann ist es der Service-Bereich. Darüber wird von manchen Kunden seit Jahren geklagt, und zumindest die Zahl der Fahrzeuge pro Werkstatt-Standort ist laut der Anlagefirma Loup Ventures seit 2017 in den USA wie weltweit weiter gestiegen. Für Deutschland hielt ein Tesla-Vertreter teslamag.de zuletzt verbesserte Service-Kennzahlen zu Termin-Wartezeiten oder Reparatur-Dauer entgegen. Zur Situation in China aber sagte laut Reuters jetzt ein lokaler Auto-Analyst, in sozialen Medien gebe es beständige Beschwerden über Qualität und Service bei Tesla.

Und wie nicht erst die (semi-)staatliche Reaktion auf den Vorfall auf der Messe zeigt, bleibt so etwas in China nicht lange ohne Folgen. Schon im vergangenen März wurde Tesla dort ermahnt, nachdem Käufer von Model 3 festgestellt hatten, dass in ihren Elektroautos anders als angegeben nicht die neueste FSD-Generation der Autopilot-Hardware verbaut war. Europäische Käufer, bei denen das Gleiche passierte, bekamen dagegen keine staatliche Unterstützung und erst ab diesem April Termine für den Hardware-Tausch. In diesem Februar wurden Tesla-Vertreter in China wegen anderer Kunden-Beschwerden zu fünf Behörden zitiert und erklärten anschließend, sie würden jetzt eingehend über Schwächen in den eigenen Geschäftsprozessen nachdenken.

CEO Musk will China als größten Standort

Der Verkauf von Tesla in China läuft bislang wie im Westen prächtig. Ebenfalls gibt es hier wie dort Kunden, die sich in Foren oder bei Behörden über ihre Erfahrungen nach dem Kauf beschweren – aber in China scheint das deutlich mehr Wirkung zu zeigen. Dass CEO Musk sich Konventionen verweigere und Tesla selten einen Fehler zugebe, komme in den USA gut an, schreibt Reuters dazu. In China aber gehe es nach hinten los, und Tesla lerne dort jetzt Lektionen wie etablierte Konkurrenten schon vor Jahren.

Aktualisierung: Laut Berichten in sozialen Medien hat es in der großen Hafenstadt Guangzhou eine Polizei-Aktion gegeben, die sich gezielt gegen Tesla oder seine Kunden richtete: Den Elektroautos sei nicht erlaubt worden, eine Schnellstraße in der Stadt zu befahren, meldeten mehrere lokale Nutzer. Laut dem chinesischen Portal sina sagte die Polizei dazu, es handele sich um allgemeine Verkehrskontrollen ohne Fokus auf eine besondere Marke. In einem Twitter-Video ist allerdings eine längere Reihe von herausgewunkenen Autos zu sehen, bei denen es sich ausschließlich um Teslas zu handeln scheint.

Nach der Einschätzung eines wichtigen Journalisten in China geht es dabei aber immerhin nicht etwa darum, Tesla aus dem Land zu drängen. Das Ziel sei, dass ausländische Unternehmen sich an den chinesischen Markt anpassen, sagte der Chefredakteur der staatlichen Publikation Global Times zu Reuters. Sie müssten „ernsthaft“ die lokalen Gesetze und Vorschriften beachten, Kultur und Konsumenten im Land respektieren und ein „positives Element in der chinesischen Wirtschaft werden“. CEO Musk wird nichts anderes übrigbleiben, wenn er wie vor kurzem angekündigt China langfristig zum weltweit größten Produktions- und Absatz-Standort für Tesla machen will.

Anzeige
Die mobile Version verlassen