Immerhin eine Seite speziell für „Flotten und Firmen“ hat Tesla auf seiner deutschen Website, aber von einer engen Betreuung großer Unternehmenskunden, wie sie etablierte Autohersteller leisten, ist bei dem Elektro-Pionier nichts bekannt. Vielleicht hat er das nicht nötig – nach Aussagen von CEO Elon Musk fehlt es bei Tesla nur an Produktionskapazität, nicht an Nachfrage, um noch schneller zu wachsen. Doch laut einem Bericht käme Tesla als Dienstwagen-Lieferant für zwei große deutsche Unternehmen auch gar nicht in Frage – beiden geht das Service-Angebot nicht weit genug.
Immer mehr Teslas pro Service-Center
Tesla erhöht die Zahl seiner Service-Präsenzen in Deutschland und vielen weiteren Ländern zwar immer weiter, mit der Zunahme seiner Elektroautos aber hält das kaum Schritt. Nach Schätzungen der in Tesla investierten Anlagefirma Loup Ventures gab es im Jahr 2020 in den USA ein Service-Center pro 5700 Fahrzeuge. Von 1900 Teslas pro Center soll die Zahl seit 2017 kontinuierlich gestiegen sein. Außerhalb der USA sieht es laut einer Loup-Studie mit zuletzt 3210 Tesla-Fahrzeugen pro Service-Center besser aus, aber auch hier geht der Trend nach oben.
Private Kunden finden sich mit den teils langen Anfahrten zum Service-Center ab oder rufen einen der mobilen Tesla-Ranger, die allerdings nicht alle Reparaturen vor Ort erledigen können. Professionelle Autokäufer aber scheinen schlicht mehr zu verlangen – und dabei auch dem Drängen von Mitarbeitenden nicht nachzugeben.
Das gilt jedenfalls für den deutschen Software-Konzern SAP mit weltweit rund 100.000 Beschäftigten, wie dessen Flotten-Chef Steffen Krautwasser jetzt der Nachrichten-Agentur Bloomberg sagte. In Deutschland ist er für 17.000 Dienstwagen zuständig. Im Gespräch berichtete Krautwasser von „extrem hohem Interesse“ bei SAP-Personal an den Elektroautos von Tesla. Doch die könne er aktuell schlicht nicht anbieten: Es müsse möglich sein, dass kurzfristig Reparatur-Teams zur Verfügung stehen, und Tesla habe hier „noch etwas Arbeit zu erledigen“.
Deutsche Marken dominieren Dienstwagen
Bei SAP sind derzeit Hybridautos von BMW und Mercedes als Dienstwagen am beliebtesten, berichtet Bloomberg weiter – beide Marken würden Service während des Arbeitstages nahe der Zentrale in Walldorf anbieten. Der Flotten-Chef bekommt nach seinen Angaben pro Monat inzwischen Dutzende Anfragen nach einem Tesla, doch die werden abschlägig beschieden. Ähnlich sieht es laut dem Bericht bei dem Chemie-Konzern BASF mit 50.000 Beschäftigten in Deutschland aus. Auch hier seien nach Angaben einer Sprecherin keine Tesla-Dienstwagen zulässig. Ändern werde sich das, „sobald die angemessene Infrastruktur aufgebaut ist“.
Klar an der Spitze des Dienstwagen-Marktes in Deutschland steht laut Bloomberg Volkswagen mit 360.000 Neuzulassungen in 2020, gefolgt von den anderen heimischen Marken Mercedes, BMW und Audi (und dann Ford mit noch 133.000). Tesla dagegen kam nur auf 6100 Gewerbe-Zulassungen und war damit letzter. Europaweit lässt sich das Unternehmen damit einen Markt mit 360 Milliarden Dollar Gesamtvolumen entgehen – aber wenn die private Nachfrage bedient ist, dürfte Tesla auch Wege finden, professionelle Auto-Anforderungen zu erfüllen.