Bild: Xlinks
Die saubere Zukunft der Energie ist eigentlich gar nicht so kompliziert, hat jedenfalls Tesla-CEO Elon Musk für Europa erklärt. Am besten würde man zumindest bestehende Atomkraftwerke laufen lassen, sagte er vergangene Woche bei einer Tech-Konferenz, und ansonsten würde eine Fläche von 40.000 Quadratkilometern mit verteilten Photovoltaik-Anlagen grob ausreichen, um genügend Strom für den ganzen Kontinent zu erzeugen. Außerdem brauche es Speicher, und zum Teil müssten die Solarfelder in Nordafrika errichtet werden. Und exakt einen solchen Plan im Gigawatt-Maßstab haben jetzt britische Wirtschaftsgrößen vorgestellt.
3800 km Kabel nach Großbritannien
Über die Pläne informierte in dieser Woche auf LinkedIn Simon Morrish, im Hauptberuf CEO des Umwelt-Dienstleisters Ground Control. 2019 hat er zusätzlich Xlinks gegründet, wo er im Vorstand vom früheren Chef der Supermarkt-Kette Tesco und vom CEO der Energie-Firma Acwa Power unterstützt wird. Demnach will Xlinks in Marokko 10,5 Gigawatt an erneuerbarer Kraftwerksleistung aufbauen, einen Teil des erzeugten Stroms in riesigen Akkus speichern und ihn ansonsten zuverlässig direkt nach Großbritannien schicken. Dort soll in einer Hafenstadt eigens ein Werk für die vier 3800 Kilometer langen Unterwasser-Kabel gebaut werden.
Die grundsätzliche Idee ist so naheliegend, dass weder Tesla-Chef Musk noch Morrish sie zuerst hatten: Schon 2003 gab es laut einem Bericht von gtm erste Bestrebungen für Strom-Lieferungen von Afrika nach Europa, 2009 wurde das internationale Industrie-Projekt Desertec daraus. Das scheiterte ebenso wie kleinere Nachfolge-Versuche, aber Xlinks will es besser machen.
Der Großteil der 10,5 Gigawatt Erneuerbaren-Kapazität in Marokko soll mit Photovoltaik bestritten werden, erklärte Morrish, der Rest mit Wind. Dabei helfe, dass diese Art Solar-Strom in Nordafrika nur noch etwa 15 Dollar pro Megawattstunde kostet. Und die massive Stromleitung soll anders als bei Desertec nicht zu den nächsten Punkten auf dem europäischen Kontinent verlegt werden, sondern an ihm vorbei direkt nach Großbritannien. Damit wäre Xlink nicht auf fremde Infrastruktur angewiesen und will sich viel Genehmigungsaufwand sparen.
Sonne, Wind und riesiger Akku
Mit den Kraftwerken im sonnigen und gelegentlich windigen Marokko will Xlinks jeweils mehr als 20 Stunden am Tag 3,6 Gigawatt an Leistung für Großbritannien zur Verfügung stellen. Dafür ist auch ein enormer Akku mit 20 Gigawattstunden Kapazität als Teil der Anlage geplant, also viele Male größer als alles, was Tesla und andere bislang an stationären Netz-Batterien aufgestellt haben. Auf diese Weise will Xlinks ab 2027 Strom für einen CfD-Preis von 48 Pfund (etwa 46 Euro) pro Megawattstunde ins britische Netz liefern können. Der Anschluss ist nach Angaben auf der Website technisch bereits vereinbart.
Die Umsetzung ist offensichtlich komplexer als die von Musk nur in groben Zügen geschilderte Energie-Vision, aber das Projekt geht exakt in diese Richtung. Die 3,6 Gigawatt gelieferte Leistung sollen immerhin auf einen Schlag 8 Prozent des gesamten Bedarfs in Großbritannien abdecken, und das weitestgehend ohne CO2-Emissionen. Auffällig unbeleuchtet blieb in Morrishs LinkedIn-Beschreibung die Frage der Finanzierung. In den Kommentaren verriet er aber immerhin, wie viel Geld Xlinks dafür auftreiben muss: 16 Milliarden Pfund oder umgerechnet gut 18,5 Milliarden Euro.