Auf einer Startup-Konferenz in Italien hat sich Tesla-Chef Elon Musk mit John Elkann, Erbe des Fiat-Großaktionärs Gianni Agnelli und President des neuen Vielmarken-Konzerns Stellantis, über Herausforderungen als Unternehmer sowie große Fragen der Menschheit unterhalten. Dabei kam unter anderem heraus, dass die beiden sich gut zu kennen scheinen – Musk dankte Elkann öffentlich für Unterstützung in der schweren Zeit des Produktionshochlaufs für das Model 3. Beide Männer zeigten sich außerdem einig mit Blick auf die Energie-Versorgung: viel Solarenergie, aber vorerst nach Möglichkeit auch mehr Atomkraft.
Musk mit Solar-Rechnung für Europa
Musk hatte schon früher zu verstehen gegeben, dass er ein Anhänger der vor allem in Deutschland wenig beliebten und vor der Abschaltung stehenden Kernenergie ist. Er sei der Meinung, dass die Öffentlichkeit sie wirklich positiv betrachten sollte, sagte er jetzt. „Wir sollten mehr Kernkraftwerke haben oder mindestens nicht die abschalten, die wir schon haben“, erklärte der Tesla-Chef unmissverständlich. Seine gut überlegte Meinung sei, dass sie keine Gefahr darstellten. Aktuell gebe es eine ausgeprägte Abkehr davon, aber das sei nicht gut, schon gar nicht, wenn Atom- durch Kohlekraft ersetzt werde.
Elkann stimmte dem Tesla-Chef zu, dass Kernenergie eine Lösung zur Energie-Versorgung sei, von der man wisse, dass sie sicher sei. Diese Technologie solle weiterentwickelt werden, während parallel die Nutzung erneuerbarer Quellen vorangetrieben wird. Langfristig wird Photovoltaik die Lösung sein, sagte der Fiat-President. Und auch für Musk ist Kernenergie wohl nur eine Zwischenlösung, denn er betonte, wie viel Energie die Sonne liefern kann.
Ohne sie wäre die Erde nur eine dunkle Kugel mit Temperaturen von 3 Grad über dem absoluten Nullpunkt, ließ der Tesla- und SpaceX-Chef sein Weltraum-Wissen aufblitzen. Die Sonne habe schon immer die Energie für das gesamte irdische Ökosystem geliefert, sagte er. Der Zusatzbedarf für die menschliche Zivilisation sei daran gemessen gering. Offenbar hat Musk das für Europa sogar schon einmal kurz durchgerechnet: Eine Fläche von 40.000 Quadratkilometern (etwas mehr als ein Zehntel von Deutschland) mit Photovoltaik würde nach seiner Aussage genügen, um den gesamten Kontinent zu versorgen. Zur Speicherung von Strom für den Nacht-Bedarf seien außerdem Batterien erforderlich, die aber weniger Platz bräuchten als die Solaranlagen.
„Saisonale Speicher bei Tesla später
Frischer Sonnenstrom fällt nicht nur nachts weg – im Winter kann die Produktion über mehrere Wochen selbst bei gutem Wetter gering sein. Dieses Problem der saisonalen Speicherung von erneuerbarer Energie erwähnte der Tesla-Chef, per Video zugeschaltet aus Texas, bei dem Gespräch mit Elkann nicht. Es ist ihm aber bekannt, wie er in diesem April erkennen ließ, als er in einer Telefonkonferenz eine ähnliche Solar-Rechnung wie jetzt für Europa für die USA aufmachte. Tesla habe noch keine Zeit, sich mit saisonaler Speicherung zu befassen, sagte Musk damals. Er habe aber keinerlei Zweifel, dass sie sich mit Lithium-Ionen-Akkus lösen lasse.