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Beiden Seiten geht es ums Prinzip, und beide verfügen über erhebliche Ressourcen, also könnte der Konflikt noch lange anhalten: In Schweden streiken mittlerweile Mitglieder von zehn Gewerkschaften, um Tesla dazu zu bringen, für seine Beschäftigten einen kollektiven Tarif-Vertrag abzuschließen. Das ist in dem Land gute Sitte, und eine Tesla-Ausnahme zuzulassen, würde das ganze schwedische Modell untergraben, argumentieren sie. Auf der anderen Seite soll Tesla-CEO Elon Musk persönlich dem lokalen Management verboten haben, in der Tarif-Frage nachzugeben.
Post-Streik provoziert Musk-Reaktion
Seinen Anfang nahm der Schweden-Streik Ende Oktober mit einem begrenzten Ausstand der IF Metall, die sich für die Service-Beschäftigten bei Tesla zuständig sieht. Dieser Streik wurde schnell auf alle Standorte im Land ausgeweitet, aber mit wenig Wirkung auf den laufenden Betrieb, wie Tesla nahe stehende Beobachter vor Ort meldeten. Als eine der ersten schloss sich die Gewerkschaft Transport an und verweigerte das Abladen neuer Elektroautos in schwedischen Häfen – was Tesla nach Berichten mit Einfuhren über die Straße umging.
Manche Beschäftigte bei Tesla selbst tragen den Konflikt nicht mit, wie sie mit Westen mit der Aufschrift „danke, uns geht es gut“ zum Ausdruck brachten (s. Foto oben). Zusätzlich soll das Unternehmen mit Personal aus dem Ausland Lücken in Schweden geschlossen haben. Allmählich aber scheint die stetige Ausweitung des Streiks auch Tesla-CEO Musk zu beunruhigen. „Das ist wahnsinnig“, schrieb er am Donnerstag auf X.
This is insane
— Elon Musk (@elonmusk) November 23, 2023
Konkret bezog sich der Musk-Kommentar auf Informationen von einem schwedischen Tesla-Aktionär, laut denen sich jetzt auch die Post-Gewerkschaft an dem Streik beteiligt. Die Folge ist, dass die Verkehrsbehörde keine Kennzeichen für neue Elektroautos von Tesla mehr verschicken kann, denn sie ist vertraglich an den Anbieter mit den streikenden Mitgliedern gebunden. Derlei Sympathie-Aktionen sind in anderen Ländern verboten, in Schweden aber zulässig. Bei Tesla wird die IF Metall nach eigenen Angaben jetzt von neun anderen Gewerkschaften unterstützt.
Seit diesem Freitag sind außerdem ihre eigenen Mitglieder aufgerufen, Tesla zusätzlich über ein anderes Unternehmen unter Druck zu setzen: 50 Beschäftigte bei Hydro Extrusions, die sonst Aluminium-Profile für das Model Y aus der deutschen Gigafactory herstellen, sollten diese Arbeit bis auf Weiteres einstellen. Laut einem Bericht von Reuters sagte der Verhandlungschef von IF Metall, Hydro sei der einzige europäische Lieferant, den Tesla für diese Komponenten habe. Er hoffe, damit das Unternehmen zurück an den Verhandlungstisch zu zwingen.
Tesla und Gewerkschaften unversöhnlich
Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass Tesla in der Tarif-Frage einlenkt – denn so sehr die schwedischen Gewerkschaften auf ihrem Tarif-Modell beharren, so sehr lehnt Tesla-CEO Musk kollektiv verhandelte Verträge ab. Bevor er die Streik-Ausweitung in Schweden auf X für Wahnsinn erklärte, hat er nach Angaben des dort eingesetzten Chef-Mediators eine klare Richtung für das lokale Management vorgegeben: Tesla Schweden habe „null Spielraum“ für Verhandlungen mit der Gewerkschaft und erhalte Anweisungen direkt von Musk, sagte der Vermittler laut einem Bloomberg-Bericht.
Eine Einigung ist also nicht in Sicht – und die Gewerkschaften könnten Musk mit weiteren Sympathie-Aktionen weiter reizen. Schwedische Fans diskutierten auf X schon, ob Tesla sich schlicht aus dem Land zurückziehen werde oder sollte. Irgendwie aber scheint man dort auch ohne Tarif-Vertrag durchkommen zu können, wenn man wirklich will: In FAQ zum Streik schreibt die IF Metall zwar, dass sich reihenweise US-Unternehmen letztlich darauf eingelassen hätten. In der Frage zu dieser Antwort steht aber auch, dass Uber und Amazon wie Tesla bislang darauf verzichten.