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Streit um Studie: Sind Elektroautos in Deutschland klimaschädlicher als Verbrenner?

Tesla Model 3 Deutschland-23

Bild: Tesla (Symbolbild)

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Ein Tesla Model 3 verursacht von Produktion bis Ende der Nutzungszeit pro Meile gerechnet rund 60 Prozent weniger Kohlendioxid-Emissionen als ein vergleichbares Verbrenner-Auto. Diese Zahl für die USA gab Tesla vor kurzem in seinem Umwelt-Bericht bekannt, und sie bestätigte in der Tendenz Studien, laut denen Elektroautos weniger klimaschädlich sind als konventionelle. Diesen weitgehenden Konsens stellte vergangene Woche für Deutschland jedoch das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Frage, was für viel Aufregung in sozialen Medien sorgte. Am Dienstag äußerte sich außerdem ein anderes deutsches Forschungsinstitut kritisch zu der Studie.

Mehr CO2 durch Elektroautos?

Die Pressemitteilung des IfW mit der Überschrift „Zusätzlicher Strombedarf hebelt Klimavorteile von Elektroautos aus“ wurde ab vergangenem Freitag vielfach in Medien zitiert und im Internet teils wütend kommentiert – selbst von englischsprachigen Tesla-Fans. Nach der Studie wären die CO2-Emissionen im deutschen Straßenverkehr um satte 73 Prozent höher, wenn statt moderner Diesel nur Elektroautos unterwegs wären. Der Grund dafür ist laut der Studie ganz einfach: „Es ist umweltschonender, erneuerbare Energien zur Reduzierung der Verstromung von Kohle zu nutzen.“

Explizit wendet sich der IfW-Beitrag gegen „zwei jüngere Studien“, laut denen Elektroautos selbst beim jetzigen deutschen Strom-Mix in der Klima-Bilanz besser abschneiden als Verbrenner. Darin werde vernachlässigt, dass mehr Elektroautos einen erhöhten Stromverbrauch bedeuten. Und wenn deren Zahl stark zunehme, stehe dafür zu wenig klimaschonender Strom von Wind und Sonne zur Verfügung, was wiederum bedeute: Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht fahre ein Elektroauto aktuell „de facto mit 100 Prozent aus fossilen Energieträgern, heutzutage sogar zu 100 Prozent aus Kohle“.

Nach diesen Behauptungen und der Kritik an früheren Arbeiten veröffentlichte dann am Montag das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) eine Stellungnahme zu dem Beitrag – von diesem Institut stammt eine der Studien, die darin als „beschönigend“ für Elektroautos bezeichnet wurde. Und zumindest in der Darstellung des ISI lassen sich die neuen IfW-Ergebnisse nicht halten, weil sie auf Annahmen beruhen, „die wir und andere Forschungsinstitute nicht teilen“, wie es in einem Twitter-Hinweis heißt.

Beruhigung für Tesla-Fahrer

Unter anderem hält das ISI dem IfW-Kollegen vor, dass schon der „prinzipielle Ansatz“ für die Studie nicht neu sei, sich aber in der Wissenschaft bislang nicht durchgesetzt habe. Darin liegt tatsächlich eine entscheidende Frage: Welcher Verwendung schlägt man den verfügbaren sauberen Strom zu? Wenn Elektroautos gar nichts davon abbekommen, würde für sie nicht der teil-erneuerbare Strom-Mix gelten, sondern wie in der IfW-Rechnung ausschließlich CO2-intensive Kohle. Diese Grund-Annahme sei aber nicht zulässig – und ohne sie kommen die bekannten anderslautenden Ergebnisse heraus.

Abgesehen von diesem grundlegenden Abweichungen von der Mehrheitsmeinung (die sich wie immer in der Wissenschaft ändern kann) sieht das ISI allerdings auch Detail-Fehler in der Kollegen-Arbeit. So soll das IfW den Wert für CO2-Emissionen von modernen Dieseln um rund 10 Prozent zu niedrig aus einer Quelle übernommen haben. Wer aus Klima-Gründen einen Tesla und anderes Elektroauto fährt, kann also vorerst wohl wieder mit sich im Reinen sein – aber laut einer Umfrage ist Umweltschutz ohnehin nur für eine kleine Minderheit kaufentscheidend.

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