Bild: Deloitte
Die Unternehmensberatung Deloitte hat Verbraucher in aller Welt zu ihren Präferenzen und Haltungen mit Blick auf Autos befragt, und Elektroautos spielen darin – heutzutage fast selbstverständlich – eine bedeutende Rolle. Die Umfrage in mehreren Ländern liefert interessante Ergebnisse und erlaubt zudem Vergleiche, was wo im Vordergrund steht. So ist das Elektroauto-Interesse in Deutschland mit am höchsten und ausgerechnet im Tesla-Heimatland USA am wenigsten ausgeprägt. Fast überall werden Klimasorgen und niedrigere Kosten als entscheidende Faktoren für den Kauf eines Elektroautos angesehen. Und deutsche Konsumenten verlangen im Schnitt 616 Kilometer Reichweite.
Höchste Elektroauto-Kaufabsicht in Korea
Die 2022 Global Automotive Consumer Study von Deloitte basiert nach den Angaben darin auf einer Online-Befragung von gut 26.000 Personen, die recht gleichmäßig auf 25 Länder verteilt sind. Einzelergebnisse werden aber jeweils nur für die USA, Südostasien, China, Indien, Deutschland, Japan und Südkorea genannt. In einer Grafik zu der Frage, welcher Antrieb bei der nächsten Auto-Anschaffung bevorzugt würde, stehen diese Länder und Regionen in genau dieser Reihenfolge: 69 Prozent der US-Amerikaner planen einen Benziner- oder Diesel-Kauf, aber nur 37 Prozent der Koreaner.
In Deutschland liegt dieser Anteil laut der Umfrage bei 49 Prozent, was im Länder-Vergleich ein eher niedriger Wert ist. Spiegelbildlich dazu wollen sich relativ viele Deutsche als Nächstes für ein Elektroauto entscheiden: 15 Prozent. Dieser Wert wird nur von China mit 17 Prozent und vom Spitzenreiter Südkorea mit 23 Prozent übertroffen. In den USA, Südostasien und Indien ist er mit 5 Prozent am niedrigsten. Wenn man Plugin-Hybride mit dazu zählt, verschiebt sich die Reihenfolge kaum, wobei auf diese in Indien und Südostasien sogar ein höherer Kaufabsicht-Anteil als auf reine Elektroautos entfällt.
Relativ einig sind sich die Völker der Welt laut der Umfrage darüber, was am stärksten für ein Elektroauto spricht: Emissionen bzw. Klima-Sorgen sowie niedrigere Energie-Kosten wurden in den einzeln aufgeführten Ländern und der Region fast immer als wichtigster oder zweitwichtigster Faktor genannt (s. Grafik oben). Die einzige Ausnahme bildet hier China, wo das Klima ebenfalls an erster Stelle stand, an zweiter aber ein besseres Fahrerlebnis.
Dass die Kosten ansonsten allerorten eine so bedeutende Rolle spielen, könnte beunruhigend für Hersteller und für Regierungen wie in Europa sein, die mit Elektroautos ihre CO2-Ziele erreichen wollen. Denn Strom verteuert sich derzeit massiv. Teurer zu fahren als Verbrenner sind Elektroautos vor allem deshalb trotzdem noch nicht, weil auch die Preise für Benzin und Diesel rapide steigen. Beides hängt ja auch, solange Strom zum Teil noch in fossilen Kraftwerken erzeugt wird, miteinander zusammen. Aber sollte sich das Preis-Niveau angleichen, gaben zum Beispiel 41 Prozent der deutschen Interessierten an, sich dann nicht mehr für ein Elektroauto entscheiden zu wollen.
Deutschen würde Tesla Model 3 reichen
Recht gemischt ist das internationale Bild bei der Frage, was Verbraucher sonst noch vom Kauf eines Elektroautos abhält. In Deutschland, den USA und China ist es vor allem die Reichweite, fehlende Lade-Infrastruktur steht ebenfalls oft ganz vorn. Dass die Modell-Auswahl noch nicht ausreicht, findet jeweils nur ein geringer Anteil, und auch Unsicherheit über den Wiederverkaufswert wurde selten als größtes Hemmnis genannt.
Dem Faktor Reichweite ist darüber hinaus noch ein eigener Punkt gewidmet. „Wie viel Reichweite müsste ein voll geladenes reines Elektroauto haben, damit es für Sie in Frage kommt?“, wollte Deloitte wissen und berechnete dann den Durchschnittswert für die einzelnen Länder. US-Kunden wären demnach im Schnitt erst bei 518 Meilen Reichweite zufrieden. Die gibt es bei ihnen sogar schon, in Form des allerdings teuren Elektroautos Lucid Air. Deutschen würden 616 Kilometer genügen. Das wiederum entspricht ungefähr der europäischen Tesla-Angabe für das Model 3 Long Range. Durch einen neuen Infotainment-Computer ging sie vor kurzem etwas zurück, doch mit den Standard-Felgen sind nach WLTP jetzt 626 Kilometer möglich und auf 19 Zoll 602 Kilometer.