Noch spielt sich die Elektroauto-Entwicklung hauptsächlich im hochpreisigen Segment ab – Tesla begann mit dem Sportwagen Roadster und brachte dann die Premium-Limousine Model S und das Flügeltür-SUV Model X, um Geld und Erfahrung für das Model 3 eine Klasse tiefer zu sammeln. Dessen Preis wurde inzwischen mehrmals gesenkt, doch laut Tesla-CEO Elon Musk ist es immer noch nicht bezahlbar genug. Als nächstes Ziel nannte er im September 2020 ein vollwertiges Elektroauto für 25.000 Dollar – und nach Ansicht eines Tesla-Analysten ist damit längst noch nicht der Endpunkt erreicht.
Ford-Produktion als Elektroauto-Vorbild
Zum Teil wurden die Aussagen von Adam Jonas von der Investmentbank Morgan Stanley sogar als Grund dafür genannt, dass die Aktie von Tesla am Dienstag erneut einen schwachen Tag hatte. So dürften sie allerdings nicht gemeint gewesen sein, denn der Analyst bekräftigte sein Tesla-Kursziel von 880 Dollar und seine „übergewichten“-Einschätzung.
„Wir wären absolut nicht überrascht, wenn die Preise für viele Elektroautos letztlich unter 5000 Dollar pro Stück fallen würden“, zitiert der Blog Teslarati aus der Jonas-Studie. Die bei Tesla und anderen Herstellern zu beobachtenden Preissenkungen würden sich voraussichtlich mindestes bis Anfang des nächsten Jahrzehnts fortsetzen. Ermöglicht werde das durch höhere Volumina, optimierte Produktionsprozesse und verbesserte Fahrzeug-Designs. Derzeit bestünden Elektroautos noch aus rund 10.000 Teilen, in Zukunft könnten es 100 oder weniger sein.
Als Beleg für diese Prognosen führt Morgan Stanley das historische Beispiel des Model T an, mit dem Henry Ford Anfang des vorigen Jahrhunderts ähnlich wie jetzt Tesla-CEO Elon Musk den Auto-Markt auf den Kopf stellte. Ein durchschnittliches Auto in den USA habe im Jahr 1907 inflationsbereinigt 80.000 Dollar gekostet, das Model T aber gab es in 1925 für heutige 3.970 Dollar. Bei Elektroautos werde eine solche „Revolution“ durch Massenfertigung erst noch kommen, heißt es laut Berichten in der Studie. In nicht allzu ferner Zukunft sei deshalb mit dem kommerziellen Ende von teureren Verbrenner-Autos zu rechnen.
China-Mini hinter Tesla Model 3
Einen im Wortsinn kleinen Ausblick auf diese Zukunft gibt in China schon das Elektroauto Hongguang Mini EV von einem Joint-Venture von SAIC, GM und Wuling. Mit einer Reichweite von bis zu 170 Kilometern mit 13,9 Kilowattstunden Akku-Kapazität dürfte es nicht unbedingt die Vorstellung von Tesla-Chef Musk von Vollwertigkeit erfüllen. Aber es hat auf 2,92 Metern Länge vier Sitzplätze – und kostet in China mit dem genannten größeren Akku schon heute nur knapp 5000 Euro. Im Gesamtjahr 2020 war es das am zweithäufigsten neu zugelassene Elektroauto weltweit hinter dem Tesla Model 3.