Bild: teslamag.de (Tesla-Chef Musk bei deutschem Gigafactory-Fest im Oktober 2021)
Mehrere Mitglieder der Landesregierung Brandenburgs haben Tesla-CEO Elon Musk schon persönlich kennengelernt, nicht aber Umweltminister Axel Vogel, dessen Ressort am direktesten mit der deutschen Fabrik des Unternehmens zu tun hatte. Das war eine der Informationen, die Vogel und Kollegen am Freitag bei einer Pressekonferenz anlässlich der Genehmigung der Gigafactory in Grünheide bei Berlin gaben. Am Abend sprach Musk dem Umweltministerium immerhin noch per Twitter seinen Dank aus. Denn mit der Erteilung können Produktion und Auslieferungen deutscher Model Y jetzt beginnen – im Prinzip jedenfalls.
Tesla muss noch Auflagen-Erfüllung belegen
Die Genehmigung mit gut 500 Seiten und mehr als 20.000 Seiten Begleitmaterial wurde Tesla-Vertretern am Freitag überreicht, wie Ministerpräsident Dietmar Woidke bei der Pressekonferenz sagte. Das Umweltministerium veröffentlichte später ein Foto mit zwei Reihen Aktenordnern und einem dicken Dokument in der Mitte dazu. Wenn Tesla nicht auf eigenes Rückbau-Risiko vorher 19 Anträge auf vorzeitige Maßnahmen gestellt und bewilligt bekommen hätte, dürfte das Unternehmen jetzt erst mit dem Bau anfangen. So aber ist die deutsche Gigafactory bereits weitgehend fertig und durfte testweise schon 2000 Model Y bauen.
Diese Vorab-Genehmigungen haben sich jetzt erledigt, teilte das Umweltministerium am Abend noch mit. Gegen den Bescheid kann man zwar Widerspruch einlegen, was fest erwartet wird, aber das hat keine aufschiebende Wirkung. Die Gigafactory fertig bauen darf Tesla damit wohl auf jeden Fall, und auch die Zahl der dort produzierten Model Y ist nur noch auf 500.000 pro Jahr begrenzt. Noch nicht erlaubt ist aber die „Inbetriebnahme“ der Fabrik, die Voraussetzung für den Verkauf der Elektroautos an Kunden sein dürfte: Vorher müssen die Behörden noch überprüfen, ob Tesla die Nebenbestimmungen dafür erfüllt, schrieb das Ministerium.
https://twitter.com/elonmusk/status/1499826328656388107
Auch ohne direkten Kontakt zum Minister schien Tesla-Chef Musk klar gewesen zu sein, dass dieser Schritt noch aussteht, bevor es mit der deutschen Fabrik wirklich losgehen kann. Jedenfalls wurde schon Anfang der Woche berichtet, dass die Genehmigung spätestens am Freitag erteilt wird – und dass weniger als drei Wochen später Musk nach Deutschland kommen will, um die ersten 30 Model Y aus Grünheide an Kunden zu übergeben (und sich auf bundespolitischer Ebene feiern zu lassen). Tesla habe sich zwei Wochen vorgenommen, um die ausstehenden Nachweise zu erledigen, bestätigte Umweltminister Vogel bei der Pressekonferenz am Freitag.
Produktion von Model Y kommt in Gang
Vor Ende März dürften also die ersten Tesla Model Y aus deutscher Fertigung ausgeliefert werden. Die Produktion läuft schon zunehmend gut, war gegen Ende der Woche direkt aus der Fabrik zu erfahren. Die Rede war von 70 Model Y pro Tag. Nach auf Twitter verbreiteten Angaben waren es sogar bis zu 100 Model Y pro Tag und geplante 1000 pro Woche bis Ende April. Eine zweite Schicht soll Ende Juni eingerichtet werden und im dritten oder vierten Quartal dieses Jahres die Verwendung lokal produzierter Batterie-Zellen im 4680-Format beginnen. Einstweilen habe die Tesla-Fabrik in China aber keine Probleme, fertige Akkus mit den alten 2170-Zellen für bis zu 5000 Model Y pro Woche zu liefern.
BREAKING: @TroyTeslike sources have told him the following info (he gave me permission to share on Twitter). There's a lot of new info so buckle up for a long thread!
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— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) March 4, 2022
Eine unschöne Nachricht für Tesla brachte der Freitag dann allerdings doch noch: Am Abend teilte das Verwaltungsgericht Frankfurt an der Oder mit, dass Kläger in einem Verfahren wegen erhöhter Wasser-Entnahme durch den für die Gigafactory zuständigen Wasser-Verband teilweise Recht bekommen haben. Der Start der Fabrik scheint dadurch nicht unmittelbar gefährdet. Aber das Thema Wasser, das schon früh eine Neigung zeigte, sich zum größten Hindernis für die Elektroauto-Fabrik in Brandenburg zu entwickeln, bleibt problematisch.
Zumindest die weiteren Pläne könnte es beeinträchtigt haben: Laut einem Bericht von Februar hatte Tesla schon eine Verdoppelung seiner deutschen Gigafactory-Hauptanlage für die doppelte Kapazität geplant, wofür auf dem Gelände auch Platz wäre, dieses Vorhaben aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Derzeit liegen von Tesla keinerlei Anträge für eine mögliche Erweiterung vor, sagte am Freitag Umweltminister Vogel.