Bild: Tesla
Zur Demonstration der Fähigkeiten seines neuen Spezialcomputers für FSD (Full-Self Driving) veröffentlichte Tesla im April 2019 ein Video, das ein Model 3 unterwegs auf öffentlichen Straßen zeigt – während die Hände des Fahrers die ganze Zeit auf seinem Schoß liegen. Nicht jeder glaubte damals, wirklich eine autonome Fahrt gesehen zu haben. Doch wie neue Daten des kalifornischen Verkehrsministeriums belegen, steuerte tatsächlich nur der Computer den Tesla – und offenbar gelang die Fahrt beim ersten Anlauf, ohne dass ein Mensch eingreifen musste.
Das Department of Motor Vehicles in Kalifornien veröffentlicht alljährlich eine Liste aller Unternehmen, die auf den Straßen des Bundesstaats Tests mit autonomem Fahren vornehmen dürfen; jedes von ihnen muss zudem melden, wie viele Meilen in welchem Monat gefahren wurden und wie oft ein Mensch in die Steuerung eingreifen musste.
Auf der jetzt veröffentlichten Liste für 2019 stehen viele bekannte und große Namen wie Apple, BMW, Mercedes-Benz Research, Toyota oder Waymo und auch kleinere mit zum Teil vielen Einzeleinträgen für mehrere Fahrzeuge. Für „Tesla, Inc.“ dagegen findet sich nur ein einziger: 12,2 Meilen im April 2019, also in dem Monat, in dem Tesla das FSD-Video veröffentlichte. Die Zahl der menschlichen Eingriffe bei Autonomie-Fahrten von Tesla laut der Übersicht: null.
Yep, 12.2 miles pic.twitter.com/3xMSBM6VUS
— Lift (@MRBLift) February 26, 2020
Wie sich der Hacker und Autopilot-Beobachter @greentheonly auf Twitter zeigen ließ, beträgt die Länge der Strecke von Tesla in Palo Alto zur Sand Hill Road laut Google Maps 12,2 Meilen. Dies und der Termin im April sprechen dafür, dass das Demo-Video tatsächlich aus einem autonom fahrenden Tesla Model 3 aufgenommen wurde, dessen Fahrer beziehungsweise Aufpasser nicht eingreifen musste. Zudem bedeuten die Daten, dass das Video und somit die Fahrt beim ersten autonomen Anlauf gelungen sein muss.
Tesla-Justiziar bestätigt autonome Fahrt
„Vielleicht hatten sie einfach Glück beim ersten Versuch“, spekuliert @greentheonly über diesen Umstand. Möglicherweise sei die Route aufgezeichnet und dann solange mit Autopilot simuliert worden, bis alles funktionierte, bevor der Tesla-Autopilot auf die echten Straßen durfte, schlug ein anderer Nutzer vor. Außerdem wurde darauf verwiesen, dass die Demo-Route von Tesla auf keinen Fall erstmals für das Video gefahren worden sei, nur eben bei dem Video vielleicht zum ersten Mal im autonomen Modus.
Der Blog Electrek veröffentlichte dazu einen Brief an das Ministerium, in dem ein Tesla-Justiziar bestätigt, dass die Fahrt um Palo Alto im April 2019 autonom war und in dem Demo-Video gezeigt wurde. Außerdem erinnert er daran, dass Tesla seine Autopilot-Software intensiv durch Flottenlernen verbessert. Fast alle Kunden hätten zugestimmt, dass das System auch unaktiviert im Schatten-Modus mitläuft, was virtuelle Tests mit realen Straßensituationen ermöglicht. Nur Tesla habe eine „Flotte von Fahrzeugen bei Kunden in der Größenordnung von hunderttausenden“ und könne anonymisierte Daten zu „Milliarden gefahrenen Meilen“ sammeln, schreibt der Justiziar.