Bild: @slcuervo
Am Wochenende haben sich Tesla-Fahrer aus mindestens zwei Ländern Europas mit Twitter-Videos über ein lästiges Problem beschwert: Wer das Spur- und Abstand-Halten über Autopilot nutzen möchte, aktiviert damit zugleich den automatischen Scheibenwischer, dessen Regen-Erkennung oft hartnäckig falsch anschlägt. In einem Video aus Spanien ist deshalb sogar das Quietschen des Wischers auf der trockenen Scheibe zu hören. Tesla-CEO Elon Musk entschuldigte sich dafür – und zumindest bei Beta-Testern der Autopilot-Option FSD soll die Erkennung jetzt zwar nicht besser, aber abschaltbar sein.
Deutscher Tesla-Fahrer löscht Video
Während andere Hersteller zur Steuerung des Automatik-Wischers einen eigenen kleinen Sensor nutzen, mussten bei Tesla selbst Käufer von Model S und Model X zwischendurch auf diese Funktion verzichten. Anfang 2018 änderte sich das mit der ersten Beta-Version für Regen-Erkennung durch die Auswertung von Kamera-Bildern, von CEO Musk als neuronales Netz namens Deep Rain beschrieben. Die Kritik an ihrem Funktionieren hält seitdem trotz Updates an, und seit Tesla sie beim Autopilot-Aktivieren automatisch mit einschaltet, hat sich im deutschen Sprachraum „wischen only“ als Verballhornung von Teslas „Vision only“ eingebürgert.
Denn wie unter anderem ein deutscher Tesla-Fahrer am Wochenende auf Twitter zeigte, kann die Koppelung dazu führen, dass ständig ohne für Menschen erkennbaren Grund die Scheibe gewischt wird, wenn man mit Autopilot-Hilfe Autobahn fährt. Am Montag war das Video schon wieder gelöscht, wohl weil sich der Absender mit zu vielen Extrem-Positionen von Tesla-Verteidigern wie -Gegnern konfrontiert sah, wie er zwischendurch geschrieben hatte. Zwei Beiträge praktisch gleichen Inhalts aus Spanien blieben aber erhalten und erreichten über Umwege auch CEO Musk.
Sorry, this is one of the last neural nets to be updated to surround video (from single camera, single frame)
— Elon Musk (@elonmusk) May 29, 2023
Einen einfachen Knopf zum Abschalten wünschte sich @Alandbru als Kommentar zu dem kurzem Tesla-Video, das ein anderer spanischer Twitter-Nutzer am Samstag veröffentlichte (s. Standbild oben). Darauf reagierte ein Elektroauto-Account aus dem gleichen Land mit dem Video, in dem man das Wischer-Quietschen hört, was dann ein Tesla-Fan aus den USA aufgriff, indem er ebenfalls wenigstens um eine Abschaltmöglichkeit bat. Darauf antwortete Musk mit einem „sorry“ und der Erklärung, dass dahinter eines der letzten neuronalen Autopilot-Netze stecke, das noch mit Einzelbildern einzelner Kameras arbeite.
So despite 11.4.2 release notes not changing from .1, the differences underneath are substantial
There's now autowiper v4 with ability to disable "deep rain" (I guess that did not pan out all that well)
There's AEB for cut-in traffic (server side toggle)
And a bunch of more stuff— green (@greentheonly) May 27, 2023
Wann sich das ändern soll, schrieb der Tesla-Chef nicht. Ebenfalls erwähnte er nicht eine Neuerung, von der kurz vorher der Hacker @greentheonly auf Twitter berichtet hatte: In der neuesten Version der Beta-Software FSD für das Autopilot-System soll die Möglichkeit enthalten sein, das „deep rain“-Netz zu deaktivieren. Die automatische Scheibenwischer-Steuerung sei mit FSD 11.4.2 bei Version v4 angelangt, erklärte der IT-Experte mit Tesla und vielen Kontakten.
Verstecktes Abschalten mit FSD 11.4.2
Im Verlauf der Diskussion darüber informierte er, dass Tesla zur Regen-Erkennung bereits jetzt Bilder von allen acht Kameras in seinen Elektroautos auswerte. Der Schritt von einer zu mehreren hat also offenbar noch nicht die gewünschte Verbesserung gebracht. Aber Tesla scheint, beginnend mit der Gruppe der Beta-Tester in Nordamerika, ein Einsehen mit den Nöten seiner Nutzer zu haben, während an der Zuverlässigkeit der künstlich intelligenten Lösung auf unbestimmte Zeit weiter gearbeitet wird. In den Versionshinweisen zu FSD 11.4.2 wird die neue Abschaltbarkeit laut @greentheonly nicht erwähnt. Offen blieb zunächst auch, ob und wann sie den Weg in reguläre Tesla-Software findet.