Der Rückruf der Beta-Software FSD (kurz für Full Self-Driving) von Tesla in den USA scheint erledigt: Nachdem die Verkehrsbehörde NHTSA Mitte Februar über diese Maßnahme informierte, durften zunächst keine weiteren Kunden in den Test aufgenommen werden, an dem seit November 2022 jeder Tesla-Besitzer mit bezahlter FSD-Option in Nordamerika teilnehmen kann. In dieser Woche aber meldeten Tracker-Dienste, dass die nötige Software per Funk auf hunderte neue Elektroautos von Tesla aufgespielt worden sei. Kurz vorher hatte CEO Elon Musk von „hyperexponentiellem“ Wachstum bei der Nutzung berichtet – und davon, dass die aktuelle Architektur wohl bald erneut grundlegend überarbeitet werden muss.
Software-Vereinheitlichung bei Tesla
Bei ihrem Rückruf bezifferte die NHTSA die Zahl der betroffenen Fahrzeuge auf 362.758, was sich in etwa mit der Tesla-Angabe von Ende Januar deckt, laut der rund 400.000 Kunden die FSD-Software nutzen konnten. Bei vielen blieb das allerdings eher theoretisch, auch wenn sie dafür bezahlt hatten, denn Tesla bot ihnen nur nach und nach die Aufnahme in das Beta-Programm per Update an. Mit dem Tesla-Rückruf wurde die Vergrößerung des Kreises unterbrochen, aber bestehende Tester erhielten weiterhin neue Versionen.
Inzwischen aber scheint Tesla die an die NHTSA gemeldeten Sicherheitsprobleme mit FSD gelöst zu haben, denn laut dem Tracker @teslascope erhielten in dieser Woche viele Kunden in Nordamerika die Version 2023.12.10 der allgemeinen Software, in der die FSD-Version 11.3.6 enthalten ist. Zudem soll es Anzeichen dafür geben, dass Tesla die bislang getrennt gehaltenen „stacks“ für Kunden mit und ohne FSD jetzt zusammengelegt hat. Das würde zusätzlich für eine rasche Verbreiterung des Tests sprechen, mit der das Potenzial von 400.000 Nutzern oder inzwischen mehr ausgeschöpft wird.
We're receiving some responses that this could be a new version of Full Self-Driving (Beta), currently released to only vehicles on production builds.
Only vehicles within the United States (on our platform) and presently on non-FSD builds have received this software update. https://t.co/svPTKn8ra4
— Teslascope (@teslascope) May 23, 2023
Bei der Tesla-Hauptversammlung vergangene Woche sagte CEO Musk, die Nutzung von FSD nehme bereits hyperexponentiell zu, und zeigte eine steil steigende Kurve mit der Zahl der damit seit Anfang 2021 gefahrenen Meilen (s. Foto oben). Nur noch ein letztes Stück fehle, bis das gesamte System von Anfang bis Ende auf neuronalen Netzen basiere. Außerdem wiederholte Musk, dass die Tesla-Software auf längere Sicht zehnmal so sicher fahren werde wie ein Mensch.
Mit einem einfachen Update werde Tesla Millionen Elektroautos von manuellem auf automatisches Fahren umstellen können, erklärte der CEO ebenfalls nicht zum ersten Mal. Dies werde seiner Meinung nach den größten Vermögenswert-Zuwachs in der Geschichte zur Folge haben, weil sich ihr Nutzen dadurch vervielfache. Auf die Bitte eines Aktionärs hin, einen realistischen Zeitrahmen dafür zu nennen statt seine übliche „Elon Time“, zeigte sich Musk allerdings ungewohnt vorsichtig: Das Problem bei autonomem Fahren sei, dass man es oft für fast erreicht halte, dann aber feststelle, in ein lokales Maximum geraten zu sein, erklärte er. Um auf eine höhere Ebene zu kommen, müssten Teile der Software dann eine neue Architektur bekommen.
Musk mit vorsichtigen FSD-Aussagen
Und ein solcher Architektur-Wechsel scheint erneut anzustehen. In diesem Jahr werde Tesla voraussichtlich ein so hohes lokales Maximum erreichen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung mit unüberwachter FSD-Steuerung im Durchschnitt niedriger ist als mit einem Menschen am Steuer, sagte Musk weiter. Implizit bedeutet das, dass Tesla für Fortschritte darüber hinaus erneut grundlegende Veränderungen an der Software-Architektur vornehmen muss, was entsprechend lange dauern dürfte.
„Ich denke, wir werden dieses Jahr einen Punkt mit einem lokalen Maximum erreichen, bei dem das menschliche Sicherheitsniveau überschritten ist“, verkündete der Tesla-Chef gegen Ende der Hauptversammlung. „Aber ich schätze, wir werden sehen“, lauteten seine letzten Worte, bevor er sich für das Kommen der Anwesenden bedankte und die Veranstaltung beendete.