Bild: Tesla
In den letzten drei Monaten von 2024 hat Tesla die Erwartungen der Börse verfehlt, doch dieses Jahr könnte sich als das bislang wichtigste in der Geschichte des Unternehmens erweisen. Das sagte CEO Elon Musk in der Telefon-Konferenz nach der Veröffentlichung des Berichts für Q4 2024 am Mittwochabend. Konkret kündigte der Tesla-Chef den Start eines echten Robotaxi-Dienstes im US-Bundesstaat Texas für diesen Juni an. Kunden in Europa und China werden allerdings sogar auf die noch von Menschen überwachte Version der dafür vorgesehenen FSD-Software noch länger warten müssen.
Autonome Elektroautos bei Tesla
Nach einem kurzen Einbruch legte die Aktie von Tesla nach der Q4-Veröffentlichung nachbörslich um bis zu gut 5 Prozent zu. Denn der Bericht enthält nicht nur die enttäuschenden Daten zu Umsatz und Gewinn, sondern auch viele optimistische Aussagen für die Zukunft. Unter anderem bekräftigte Tesla (ohne nähere Angaben dazu), dass noch ab der ersten Jahreshälfte ein bezahlbareres Elektroauto produziert werden soll. Viel mehr Potenzial sieht CEO Musk zudem in Autonomie-Produkten, und auch damit soll es bald losgehen, wie er in der Konferenz mit Analysten erläuterte.
„Wir werden im Juni unüberwachtes FSD als bezahlten Service in Austin starten“, sagte der Tesla-Chef in seiner Einleitung; er sei zuversichtlich, dass ein erster Dienst dieser Art angeboten werden könne, schränkte er im nächsten Satz ein. Dennoch wird die von Musk lange angekündigte autonome Tesla-Zukunft offenbar konkreter – später sagte er explizit, dass bei dem Dienst in Austin kein Fahrer im Auto sein wird. Zuvor hatte Tesla schon einen Ausblick darauf gegeben: Auf X wurde ein Video veröffentlicht, in dem neue Elektroautos aus der Fabrik in Fremont ohne Mensch am Steuer zu ihren Parkplätzen fahren (s. Foto oben).
Dieses Video sprach Musk auch in der Q4-Konferenz an. Allein auf dem Fabrik-Gelände in Kalifornien seien bereits tausende Autos ohne Fahrer unterwegs, und die gleiche Methode wolle Tesla in allen seinen Fabriken weltweit einführen, beginnend mit Texas, erklärte er. Mit dem geplanten Robotaxi-Dienst in Austin kämen autonome Elektroautos von Tesla dann in die freie Wildbahn. Ebenfalls noch 2025 soll es Tests mit unüberwachtem FSD auch in anderen US-Bundesstaaten geben. Voraussichtlich vor Jahresende würden mehrere weitere Städte hinzukommen und bis Ende 2026 wahrscheinlich ganz Nordamerika, sagte Musk.
Wohl sogar in den meisten Ländern weltweit werde Tesla im kommenden Jahr unüberwachtes FSD einführen, erklärte der CEO später noch. Dies sei weniger ein technisches Problem als ein regulatorisches. Die ersten Robotaxi-Dienste werde man mit eigenen Fahrzeugen realisieren, ab 2026 sollen auch Tesla-Kunden ihre gekauften Elektroautos einbinden können.
FSD für Europa und China verschoben
Im September 2024 hatte Tesla überwachtes FSD wie bislang in den USA für Europa und China ab Q1 dieses Jahres angekündigt, vorbehaltlich behördlicher Zulassung. In beiden Regionen scheint es aber noch länger zu dauern: In Europa werde ein Vorschlag dazu wohl erst im Mai vorgelegt, und bis zur Zulassung könne es ab dann sogar noch ein Jahr dauern, sagte Musk am Mittwoch. Mit Blick auf China klagte er, die dortige Regierung verbiete die Auswertung von lokalen Videos in den USA, während die US-Regierung nicht wolle, dass FSD direkt in China trainiert wird. Also nutze Tesla einstweilen Videos aus dem Internet, die Straßen-Szenen in China zeigen.
Autonomes Tesla-Fahren hat Musk schon vor Jahren als technisch praktisch gelöstes Problem dargestellt, und die FSD-Option kann man seit langem weltweit kaufen. Außerhalb Nordamerikas, wo Ende 2020 der Beta-Test begann, enthält das Paket aber kaum Zusatz-Funktionen. Am Mittwoch bestätigte der CEO zudem, dass der in 2019 ebenfalls unter dem Namen FSD eingeführte Autopilot-Computer für echte Autonomie nicht ausreichen wird: Die ehrliche Antwort laute, dass für Elektroautos mit dieser Hardware ein Upgrade erforderlich sei, sagte Musk auf Nachfrage. Das werde schmerzhaft und schwierig, aber Tesla werde es erledigen.