Bild: teslamag.de
Fabrik-Führungen und ein riesiges Fest gab es dieses Mal nicht, aber am zurückliegenden Wochenende hat sich Tesla mit seiner deutschen Gigafactory erneut für die Öffentlichkeit geöffnet. Nach dem „Giga-Fest“ im vergangenen Oktober und dem „Delivery Day“ zur Eröffnung auf dem Gelände in Grünheide im März fand am Sonntag eine nüchtern als solche bezeichnete Informationsveranstaltung in einer Halle in der Nähe statt. Bürger sollten sich dort über Themen informieren können, die ihnen Sorgen bereiten – und bekamen umfangreiche Ausbau-Pläne für die deutsche Gigafactory präsentiert.
13 Info-Stände nahe deutscher Gigafactory
„Eine Anmeldung ist nicht notwendig“, hieß es in der nur von der Gemeinde Grünheide und lokalen Medien angekündigten Veranstaltung in der Müggelspreehalle in Hangelsberg etwa 10 Kilometer entfernt von der Fabrik. Tatsächlich konnten Besucher nach Belieben das Gebäude betreten, in dem Tesla 13 Info-Stände und dazu Spielbereiche für Kinder aufgebaut hatte. Ungefähr 50 Beschäftigte des Unternehmens in schwarzen T-Shirts mit Vornamen-Schild einschließlich deutscher und europäischer Führungskräfte waren vor Ort. Sie beantworteten bereitwillig und freundlich Fragen, dürfen aber wie bei Tesla üblich nicht namentlich zitiert werden.
Auf der rechten Seite der Halle warteten unter anderem Mitglieder des Gigafactory-Betriebsrats auf neugierige Besucher und bestätigten, dass die Gehälter in der Tesla-Fabrik schon ohne Sonderzahlungen höher seien als bei anderen Auto-Unternehmen in Brandenburg, wenn auch nicht ganz so hoch wie in Wolfsburg. Neben ihrem Stand konnte man sich über Einstiegsmöglichkeiten informieren – vor kurzem fingen in der deutschen Tesla-Fabrik 120 Auszubildende an, was sie zum größten Ausbildungsbetrieb Brandenburgs macht.
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— Gigafactory Berlin News (@Gf4Tesla) September 11, 2022
Auf einem großen Bildschirm lief ein Image-Video mit einigen Daten, an weiteren Ständen informierte Tesla, teils zusammen mit Vertretern von Behörden, über Wald-Ausgleichsmaßnahmen, Umweltschonung bei der Produktion und das Thema Wasser, das die deutsche Gigafactory fast von Anfang an als heikel begleitete. Nach ihrer Genehmigung gibt es nicht mehr genügend davon für weitere Projekte, befand der lokale Wasser-Verband, und hat seitdem beispielsweise eine Google-Ansiedlung abgelehnt. Tesla aber zeigte jetzt eine Grafik, laut der in dem Gebiet noch etwa 30 Prozent Wachstumsreserve vorhanden ist. Außerdem informierte das Unternehmen über Pläne zum Wasser-Sparen und gab als Ziel einen geschlossenen Kreislauf aus.
Tesla will Wasser sparen und mehr Platz
Die Spar-Pläne um 30 Prozent trotz zugesagter Belieferung mit rund 1,8 Millionen Kubikmetern pro Jahr für die aktuell genehmigte Phase der deutschen Gigafactory sprechen dafür, dass Tesla in Grünheide noch mehr vorhat. Dem weiteren Ausbau, der schon in diesem Mai mit einem Antrag für einen Bebauungsplan für ein Gelände direkt östlich der Tesla-Fabrik öffentlich zum Thema wurde, waren die Stände auf der linken Seite der Halle gewidmet. Eine Abstimmung über die Einleitung des nötigen Verfahrens wurde von der Gemeinde Grünheide zunächst verschoben, dem Vernehmen nach, weil eine Mehrheit unsicher war. Es habe noch Abstimmungsbedarf gegeben, hieß es am Sonntag.
Auch Vertreter der Gemeinde nutzen die Gelegenheit, sich direkt an der Quelle über die weiteren Vorhaben zu erkundigen. Wohl zum ersten Mal präsentierte Tesla öffentlich eine neue Gesamtplanung für seine deutsche Gigafactory. Darauf wird gezeigt, dass die bisherigen rund 300 Hektar nicht ausreichen würden, um alle geplanten zusätzlichen Anlagen unterzubringen. Denn neben dem bisherigen Grundstück soll auf noch einmal gut 100 Hektar eine Art Logistik-Zentrum entstehen (s. Foto oben). Züge sollen sowohl Material bringen als auch fertige Elektroautos abholen, was laut Tesla deutlich weniger CO2-Ausstoß bedeuten würde. Außerdem sollen jetzt viel mehr Teile vor Ort auf Lager gehalten werden, weil das Logistik-Konzept der „just in time“-Belieferung durch anhaltende Lieferketten-Störungen zu unsicher geworden ist.
Um der Gemeinde die Ausbau-Pläne weiter schmackhaft zu machen, hat Tesla einen Kindergarten auf dem anvisierten neuen Gelände vorgeschlagen, in dem auch externer Nachwuchs untergebracht werden könnte. Um solche Details geht es aktuell aber noch gar nicht, wie einer der anwesenden Mitarbeiter erklärte: Man wolle erst einmal, dass das Verfahren für einen Bebauungsplan eingeleitet werde, in dem dann alle weiteren Regelungen zur Nutzung im Austausch vereinbart werden können. Grünheides Bürgermeister Arne Christiani war am Sonntag ebenfalls in Hangelsberg. Mit einer neuen Abstimmung noch im September rechnete er nicht.
Neuer Meilenstein bei Model Y naht
Zwei Antworten hätte teslamag.de von den anwesenden Tesla-Beschäftigten auch ohne Namensnennung gern bekommen, scheiterte bei diesem Versuch aber ebenso wie nach Berichten andere besuchende Medien: Niemand wollte genauer sagen, wann die Batterie-Produktion in Grünheide beginnt und wie viele Model Y dort aktuell pro Woche produziert werden.
Bei den Batterien könne es bald losgehen, war dazu nur zu hören. Eine weitere Genehmigung brauche Tesla dafür jedenfalls nicht – die geplante Produktion mit trockener Elektroden-Beschichtung sei so sauber, dass dafür nicht einmal ein Verfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz nötig gewesen wäre, hieß es. Zur Produktion von Elektroautos wurde gern bestätigt, dass sie 1000 Model Y pro Woche überschritten hat – aber das meldete Tesla schon in diesem Juni. Aktuell soll es weiterhin reichlich kleine Probleme zu lösen geben, aber keine gravierenden. Die offizielle Tesla-Meldung zum Überschreiten der 2000er-Marke bei der wöchentlichen Produktion dürfte demnächst kommen, deutete einer der (überwiegend) Männer im schwarzen T-Shirt am Sonntag immerhin an.