Bild: Wu Wa (Beladung von Tesla-Schiff in China vergangene Woche)
Zu Beginn dieses Jahres sprach fast alles dafür, dass Tesla seine Produktion im ersten Quartal auf neue Höchstwerte steigern würde – vor allem mit weiterem Zuwachs bei der Gigafactory in China, aber auch schon mit Model Y aus der neuen deutschen Fabrik. Ein Lockdown in Shanghai ab Ende März verhinderte dann neue Rekorde, und auch die deutsche Tesla-Fabrik schaffte bis vor kurzem weniger als 500 Model Y pro Woche. Unterdessen läuft die Produktion in Shanghai seit Mitte April wieder, wenn auch stark eingeschränkt. An diesem Dienstag aber will Tesla laut einem Bericht dort wieder in die Vollen gehen – und seit Beginn der Woche wird auch in der deutschen Gigafactory regulär in zwei Schichten gearbeitet.
Tesla China wieder auf dem Weg zur Million
Die Tesla-Produktion in China musste wegen der praktisch kompletten Sperrung Shanghais ab Ende März 22 Tage lang ganz ruhen, dann begann eine begrenzte Produktion in einem „closed loop“-System mit Übernachtungen in der Fabrik. Angepeilt wurden nach Berichten 1200 Elektroautos pro Tag, doch an den restlichen April-Tagen erreichte Tesla nur jeweils etwa 800. Im Mai waren es nach Berichten zum Teil schon wieder mehr, und Tesla wollte ab Mitte des Monats wieder 2600 Model 3 und Model Y pro Tag produzieren. Dann wurde der volle Neustart um eine Woche und danach einen weiteren Tag verschoben, an diesem Dienstag aber soll es wieder richtig losgehen.
Das berichtete am Montag die Nachrichten-Agentur Reuters unter Berufung auf ein internes Memo. Darin soll auch die neueste Produktionszahl stehen: 1000 Elektroautos zu Beginn dieser Woche, also immer noch unter dem Ziel für den Teil-Neustart. Das Ziel einer kurzfristigen Steigerung auf mehr das Doppelte soll aber weiter gelten. Reuters nennt weiterhin geplante 2600 Model 3 und Model Y pro Tag und damit eine vorgesehene Gesamtproduktion in dieser Woche von 16.000 Einheiten. Dabei soll helfen, dass Shanghai zunehmend wieder geöffnet wird.
Auf eine Jahresrate hochgerechnet ergeben sich so gut 900.000 produzierte Elektroautos bei Tesla in China. Das ist bereits viel mehr als die offizielle Kapazität der Fabrik, die in den Quartalsberichten seit langem bescheiden mit „>450.000“ angegeben wird. Nach Berichten ist geplant, sie in diesem Jahr sogar noch auf gut eine Million Model 3 und Model Y zu steigern – und in weiteren Gebäuden in direkter Nähe noch einmal ungefähr die Hälfte dieser Kapazität aufzubauen.
Deutsche Gigafactory jetzt mit 2 Schichten
Fast einen Monat kompletten und dann noch einmal gut einen Monat teilweisen Stillstand muss Tesla trotzdem erst einmal wegstecken – genau wie europäische Kunden, für die in diesem Quartal deutlich weniger Ware eintreffen dürfte als zuletzt. Ein neuer Rekord bei Produktion und Auslieferungen (sowie in der Folge auch Umsatz und Gewinn) erscheint für das laufende Vierteljahr ausgeschlossen. Bei den Tesla-Auslieferungen erwarten Analysten laut dem Fondsmanager Gary Black aktuell 276.000 Stück, also etwa 35.000 weniger als im ersten Quartal, und beim Gewinn pro Aktie mit 2,30 Dollar fast einen ganzen Dollar weniger. Doch wenn die China-Fabrik jetzt rasch wieder in Gang komme, würden Anleger wohl ebenso rasch wieder den Blick auf das voraussichtlich starke Gesamtjahr richten, sagte er voraus.
Dazu könnte zunehmend auch die deutsche Gigafactory beitragen. Mitte Mai lag die Produktion dort noch bei nur 86 Tesla Model Y pro Tag, wie teslamag.de aus gut informierter Quelle erfuhr. Unter anderem waren häufige Nacharbeiten nötig, was den geplanten Produktionsrhythmus verlangsamte. Doch Tesla stellt in schneller Folge neue Mitarbeiter ein – allein 500 fingen vergangene Woche neu am Band in Grünheide an, wie ebenfalls zu hören war. An diesem Montag begann gesamte deutsche Tesla-Fabrik offiziell im Zwei-Schicht-System zu arbeiten, das es dort vorher nur vereinzelt gab, lauten die neuesten Informationen aus ihrem Umfeld. Deutschland und China könnten also zusammen in Gang kommen, zumal auch das Festsitzen von Teslas besten Maschinen-Experten in Shanghai dazu beigetragen haben soll, dass der von CEO Elon Musk angekündigte schnellere Hochlauf in Grünheide zunächst nicht zu gelingen schien.