Bild: Tesla
Auf dem Gelände der deutschen Gigafactory in Grünheide bei Berlin, wo bereits die Tesla Manufacturing Brandenburg SE ihren Sitz hat, ist jetzt noch ein weiteres Unternehmen angesiedelt: Mitte Februar wurde im Handelsregister die neue Tesla Insurance Ltd (Germany Branch) eingetragen, eine GmbH nach englischem Recht, die sich mit dem „Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft im Niederlassungsverkehr“ beschäftigen soll. Sie ist also Teslas deutsche Versicherungstochter – und könnte laut einem Bericht zeitgleich mit dem Verkauf der ersten Model Y aus der deutschen Gigafactory an den Start gehen.
Tesla berechnet dynamische Prämien
Über die Eintragung im Handelsregister berichtete am Montag zuerst die Zeitung Die Welt. Demnach sind jetzt für Tesla alle Voraussetzungen erfüllt, „um im deutschen Versicherungsgeschäft anzugreifen“. Dass Tesla in Grünheide eine Niederlassung seiner in Malta ansässigen Gesellschaft Tesla Insurance Limited betreibt, hatte die deutsche Finanzaufsicht Bafin schon im vergangenen April mitgeteilt. Jetzt wurde unter diesem Namen mit dem Zusatz „Germany Branch“ in Klammern dahinter offenbar zusätzlich die lokale Tochter gegründet.
In den USA bietet Tesla in bislang 4 Bundesstaaten eine dynamische Versicherung (plus in Kalifornien eine konventionelle) an und will sie bis Jahresende nach Möglichkeit auf insgesamt 45 Staaten erweitern. Auch die internationale Expansion ist schon bestätigt – in Deutschland suchte Tesla sogar schon öffentlich nach „revolutionären Aktuaren“ dafür. Denn die Prämien richten sich hier nicht nach einem abstrakten Risiko, das grob nach Typklassen und schadenfreien Jahren berechnet wird, sondern konkret nach dem Fahrverhalten jedes Kunden (s. Foto oben). Über die dafür nötigen Informationen verfügt Tesla dank Sensoren und Mobilfunk in seinen Elektroautos.
Laut dem Bericht der Welt wird in der Branche derzeit gemunkelt, dass Tesla sein deutsches Versicherungsangebot zusammen mit den Auslieferungen von Model Y aus der lokalen Gigafactory starten könnte. Dem steht allerdings eine Aussage von Finanzchef Zachary Kirkhorn Ende Januar entgegen: Tesla werde sich bei Versicherungen weiteren Ländern zuwenden, wenn die Expansion in den USA gut vorankomme, möglicherweise gegen Ende dieses Jahrs, erklärte er.
Versicherungen als Teil von Ökosystem
Auch der Analyst Dan Ives von Wedbush Securities sagte laut einem CNBC-Bericht an diesem Wochenende, Tesla lege derzeit wohl nur die Grundlagen und werde langsam vorgehen. Er tippte auf 300.000 versicherte Autos in 2025. Kurz- bis mittelfristig geht er davon aus, dass Versicherungen bei Tesla ein Nebengeschäft bleiben werden – eher ein zusätzlicher Elektroauto-Kaufanreiz als ein Gewinnbringer. Große Bedeutung könne es aber bei autonomem Fahren bekommen: Hier seien Versicherungen eine Ergänzung, mit deren Hilfe Tesla ein noch engeres Bündel aus Software und Hardware nach dem berühmten Vorbild des Apple-Ökosystems schnüren könne, sagte der Analyst.