Bild: Bjorn Nyland
Das Model 3 in der seit Ende 2020 auch in Europa üblichen China-Variante mit LFP-Akku von CATL hat selbst den erfahrenen Tesla-Tester Bjorn Nyland aus Norwegen überrascht – und das gleich zweimal. Erst kühlte er die schwere Batterie mittels voller Heizleistung für den Innenraum und anschließend einer kalten Nacht im Freien gezielt aus, um auszuprobieren, wie schnell sie sich in diesem Zustand laden lässt. Dann versuchte er das Gleiche mit einem vorher erwärmten Akku. Die Ergebnisse waren erstaunlich – einmal im negativen und einmal im positiven Sinn.
Model 3 lädt kalt nur mit 20 kW
Für den ersten Test hätte Nyland das Model 3 auch einfach einige Tage lang im Freien abstellen können, wo nach seiner Aussage die Temperaturen derzeit knapp über 0 Grad liegen. Um das abzukürzen, ließ er die Heizung des stehenden Tesla abends über längere Zeit mit voller Leistung laufen, während die Fenster geöffnet waren – pure Verschwendung, um dem Akku zusätzlich Wärmeenergie zu entziehen. Am nächsten Morgen zeigt die Mess-App 3,5 Grad Batterie-Temperatur an.
Beschleunigen lässt sich der kleine Tesla trotzdem schon sehr gut, wie Nyland auf dem Weg zu einer schnellen Ladestation feststellt. Auch Rekuperieren in den kalten Akku hinein ist fast sofort möglich. Das verspricht einigermaßen schnelles Laden, doch daraus wurde nichts: Nach dem Einstecken zeigt der Bildschirm im Model 3 maximal 20 Kilowatt Leistung an, und selbst die sinken rasch weiter auf 15 und dann 13 Kilowatt. Gleichzeitig zeigt die Ladestation stets etwa 5 Kilowatt mehr an, die wohl für Heizung von Batterie und Innenraum draufgehen. Der Akku hat sich bis dahin nur auf etwa 8,5 Grad erwärmt.
Davon hat Nyland schnell genug. Er beendet diesen Ladetest und wendet für den nächsten einen Trick an, der sich allmählich herumspricht: Bei Tesla wird der Akku bei Bedarf vorgewärmt, wenn man sich nach Navigation auf dem Weg zu einer schnellen Ladestation befindet – mittlerweile funktioniert das in Europa nicht nur mit den eigenen Superchargern, sondern auch mit den wichtigsten Fremdanbietern. Der YouTuber hat als Ziel zwar eine Station, die Tesla noch nicht anzeigt, aber er wählt einen Supercharger in der Nähe aus, damit sein Akku bei der Ankunft warm genug ist.
Die kurze Strecke im Kalten reicht dadurch immerhin für eine Zell-Temperatur von 13 Grad bei der Ankunft – und löst damit die zweite Nyland-Überraschung aus, nämlich Laden mit bis zu 113 Kilowatt nach dem Einstecken. Bald darauf fällt die Leistung auch hier, bleibt aber nahe 100 Kilowatt, während sich der Akku weiter erwärmt. Über einige Minuten lädt das Model 3 mit durchschnittlich 88 Kilowatt und die Temperatur in seinem Akku steigt auf 25 Grad.
Tesla-Chef setzt auf LFP-Batterien
Das ist nicht rasant, aber natürlich weitaus besser als beim Kälte-Test. Laut Nyland sollte es zudem der Normalfall sein, weil man ein Elektroauto eben nicht vor sich hinfrieren lassen sollte, wenn es morgens nach kurzer Anfahrt schnell geladen werden soll: Wenn es über Nacht langsam Strom zieht, wird die Batterie am Auskühlen gehindert.
Wohl mit dem gleichen geliehenen Tesla Model 3 mit LFP-Batterien machte Nyland kurz darauf noch einen Test bei dem, was wohl in etwa die Ideal-Temperatur für sie ist. Die App zeigt 43 Grad an, und Fotos dazu auf Facebook 95 Kilowatt Ladeleistung bei 82 Prozent Akku-Stand sowie 90 Kilowatt bei 85 Prozent (und zum Schluss 33kW / 99%). So viel Leistung bis kurz vor dem Ende ist von anderen Tesla-Akkus nicht bekannt. Die LFP-Chemie, die bei Tesla laut CEO Elon Musk die dominierende Rolle spielen soll, mag also bei tiefer Kälte lahmen, einmal aufgewärmt aber bleibt sie lange in Fahrt.