Lange wurde im und für den Westen hauptsächlich an immer leistungsfähigeren Elektroauto-Batterien mit den teuren Rohstoffen Nickel und Kobalt gearbeitet, im vergangenen Oktober aber machte Tesla einen vermeintlichen Schritt zurück. Zunächst in China wurde das kleinste Model 3 mit einem Akku aus LFP-Zellen von CATL produziert, die pro Gewichtseinheit weniger Kapazität bieten, aber robust sind und deutlich weniger kosten. Später erklärte CEO Elon Musk, alle Tesla-Elektroautos mit „Standard“-Reichweite würden auf diese Chemie umgestellt. Beim Model 3 ist es seit Anfang November weltweit so weit. Und jetzt sagte Musk, LFP reiche sogar für mittlere Reichweiten.
Tesla will zwei Drittel LFP-Zellen
Eine weitere Besonderheit an LFP-Batterien ist, dass deren Produktion aus patentrechtlichen Gründen derzeit weitestgehend auf China begrenzt ist. Anfang 2022 soll sich das aber ändern: Dann läuft ein West-Patent für das Material aus, wie ein deutscher Hersteller teslamag.de vor kurzem erklärte. Führend bei LFP sind derzeit CATL und BYD aus China, aber mit dem Wegfall des Patents könnten andere Unternehmen verstärkt einsteigen. Schließlich kündigten nach Tesla weitere westliche Hersteller wie Volkswagen oder Mercedes an, bei manchen Elektroautos auf LFP setzen zu wollen.
CEO Musk sagte im Juli sogar, auf längere Sicht würden zwei Drittel der bei Tesla verwendeten Batterien auf LFP basieren. Das bezog sich auch auf den Energie-Bereich, in dem Tesla für seinen Industrie-Speicher Megapack neuerdings ebenfalls die billigeren und robusteren Zellen verwendet. Gleichzeitig plant das Unternehmen aber mehrere Elektro-Fahrzeuge wie den Cybertruck und den Semi, die nach bisherigen Angaben von Musk Batterien mit zumindest hohem Nickel-Gehalt benötigen. Vor diesem Hintergrund war die Aussage zu zwei Drittel LFP erstaunlich. Die Erklärung könnte aber darin liegen, dass der Tesla-Chef der bisherigen China-Chemie inzwischen sogar noch mehr zutraut.
Really just comes down to iron cathode for medium range vehicles & stationary storage vs nickel cathode for long range vehicles
— Elon Musk (@elonmusk) November 8, 2021
Denn am Montag äußerte er sich auf Twitter erneut zu dem Thema. Die Entscheidung über LFP- oder Nickel-Kathoden werde letztlich von der benötigten Reichweite abhängen, wiederholte er. Elektroautos mit viel davon würden Nickel benötigen, so Musk, für „mittlere“ Reichweiten aber genüge Eisen (LFP ist die Abkürzung für Lithium-Eisenphosphat). Der zweite Teil dieser Aussage ist insofern neu, als er in diesem Zusammenhang bislang stets von „Standard“-Elektroautos sprach. Das ist vielleicht nur ein feiner Unterschied, aber fällt dennoch auf.
Neues Model 3 kommt Long Range nahe
Zudem passt es zu der Entwicklung, die LFP in kurzer Zeit durchgemacht hat. Auch hier geht die Forschung weiter, und seit Anfang November bietet Tesla das Model 3 weltweit mit einem neuen Akku aus LFP-Zellen von CATL mit zusammen 60 Kilowattstunden Kapazität an. Nach WLTP genügen sie für 491 Kilometer Reichweite, was nur noch etwa 12 Prozent weniger sind als zum Europa-Start Anfang 2019 im damaligen Model 3 Long Range mit Panasonic-Akku. Gerüchteweise will sich Tesla zudem bald auch von BYD mit LFP-Batterien in der speziellen Blade-Bauweise (s. Foto oben) beliefern lassen. Von dieser Chemie dürfte bei Tesla sowie anderen also weiterhin viel zu hören sein.