Website-Icon Teslamag.de

„Toxische Superfans“: Blog-Autor kritisiert aggressiven Kult um Tesla und CEO Musk

Tesla-Elon-Musk

Bild: Tesla (Archiv)

Anzeige

Auf den freundlichen Hinweis folgte eine Breitseite: In diesem April veröffentlichte ein Mitglied des bekannten Podcasts Third Row Tesla auf Twitter einen Auszug aus einem amüsanten Video mit Tests der Verkehrskegel-Erkennung in einem Tesla Model 3. Das Original auf YouTube war nicht von ihm, aber trotzdem bat der ebenfalls bekannte Tesla-Twitterer Michael Bodner darum, beim nächsten Mal einen Link zur Quelle mitzuliefern, damit der Ersteller des Videos von der Erwähnung profitieren kann. Für diesen Hinweis hätte man sich bedanken und ihn beherzigen können, aber stattdessen ging das Gruppen-Konto von Third Row Tesla auf Bodner los, sprach von einem Angriff, verwendete das A-Wort und blockierte ihn auf Twitter.

Harter Kern samt Mutter von Tesla-Chef

Etwas ist nicht gut in Teslas Twitter-Land, denn derlei ungerechtfertigte Attacken scheinen sich zu häufen, wann immer selbst Fans es wagen, den leisesten Hauch von Kritik oder Zweifeln an Tesla, CEO Elon Musk und sogar seinem Fan-Umfeld zu äußern. Wer über Lack-Mängel am Model Y berichtet, sollte dazu lieber sagen, dass er trotzdem und immer noch Tesla-Fan ist – und trotzdem werden solche Meldungen bei einem harten Kern als erfunden, manipuliert oder übertrieben dargestellt. Wer auf Twitter ein Video von einer spontan berstenden Scheibe an seinem Tesla Model 3 veröffentlicht, bei dem wird bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgegangen, dass er lügt.

Die Bereitschaft zumindest eines Teils der Tesla-Community zu schnellen Verurteilungen trifft massiv auch Journalisten – manche Anhänger fühlen sich offenbar von der regelmäßig zur Schau gestellten Abneigung des Chefs gegenüber der Medienbranche dazu ermutigt. Daran beteiligt sich aktuell sogar die Mutter von Musk: Nachdem die angesehene Tech-Journalistin Kara Swisher am Mittwoch einen kritischen Kommentar über den Kampf des Tesla-Chefs für den Neustart der Fabrik Fremont veröffentlicht hatte, schrieb Maye Musk, sie bereue, Swisher einmal ein Interview gegeben zu haben.

Einem in Tesla-Kreisen sehr bekannten Vertreter der vom CEO und seinen Anhängern viel gescholtenen Journalisten ist das jetzt zu viel geworden: Fred Lambert, der bei dem Blog Electrek seit Jahren reihenweise Artikel über Musks Unternehmen schreibt. In diese mischten sich mit zunehmender Größe von Tesla auch (wenige) Beiträge, in denen Lambert über Probleme oder Fehler berichtete. Musk nahm das im vergangenen Jahr zum Anlass, ihm vorzuwerfen, er sei jetzt „Anti-Tesla“, und bei vielen Fans ist der Blogger-Journalist spätestens seitdem unten durch.

„Tesla-Fans agieren wie Gegner“

„Tesla-Superfans werden toxisch, negativ für Elektro-Revolution“, betitelte Lambert jetzt einen langen Kommentar, in dem er über den aggressiven Kult um das Unternehmen und seinen Chef klagt; wohl zur Sicherheit erwähnt er darin früh, dass er sich immer noch als Tesla-Fan und Musk als Helden betrachtet. Ohne Zweifel gebe es in sozialen Medien Trolle, die versuchen, Tesla in ein schlechtes Licht zu rücken, schreibt Lambert. Dass Tesla-Fans diesen entgegentreten, sei völlig angemessen – aber manche von ihnen würden dabei nicht mehr besser agieren als die Trolle selbst. Wie sonst Tesla-Leerverkäufern vorgeworfen wird, würden sie selbst Falschinformationen verbreiten, nur eben mit positivem Dreh.

Im Rest des Artikels gleitet Lambert in etwas ab, das wie eine persönliche Auseinandersetzung mit Third Row Tesla und insbesondere einem Mitglied des Teams wirkt (die kritisierte Person zog sich wenig später aus dem Podcast zurück). Zum Abschluss aber wiederholt er, einer der größten Fans von Tesla und Musk zu sein, und schlägt vier Regeln für konstruktive und freundliche Diskussionen in der Community vor.

Tesla-Podcast will besser werden

Unter seinem Kommentar bei Electrek bekam Lambert mehrheitlich Zustimmung, wurde jedoch wiederholt auch für angebliche Fehler und Vergehen kritisiert. Auch auf Twitter fand er zum Teil Unterstützung. Unter anderem Third Row Tesla, bis dahin um ein weiteres Mitglied dezimiert, kündigte am Mittwoch den Versuch an, sich zu bessern. Noch zwei Stunden zuvor allerdings bezeichnete das Twitter-Konto des Teams einen Journalisten der L.A. Times als „Teil einer gegen Tesla gerichteten Hass-Gruppe“, nachdem er öffentlich eine kritische Frage an die Polizei Fremont zum Umgang mit Tesla gestellt hatte.

Anzeige
Die mobile Version verlassen