Bild: Loup Ventures
Die Polizei in der Region um die US-Stadt Houston verzeichnet einen beunruhigenden Trend: Immer häufiger seien in den vergangenen Monaten Einsatzfahrzeuge in Unfälle verwickelt worden, berichtete der TV-Sender abc13. Allein am letzten Februar-Wochenende habe es zwei solcher Fälle gegeben, der zweite mit einem Tesla Model X, das ein mit Blaulicht am Rand einer Autobahn stehendes Polizei-Auto rammte. Bei dem anderen Crash in Houston war kein Tesla im Spiel, aber bei zwei weiteren Unfällen, die sich im März in den USA ereigneten. Wie die Verkehrsbehörde NHTSA jetzt mitteilte, untersucht sie aktuell insgesamt 23 Unfälle mit Elektroautos von Tesla. Das lässt sie wie ein Sicherheitsrisiko erscheinen, doch ein Tesla-Investor erklärte anhand von Daten, dass das Gegenteil der Fall sei.
Neue Tesla-Unfälle mit Polizei-Autos
Der schwerste der drei aktuellen Tesla-Unfälle ereignete sich in der zweiten März-Woche in Detroit. Ein Model Y fuhr mit offenbar hoher Geschwindigkeit gegen einen querenden Lastwagen-Auflieger, sodass er darunter stecken blieb und sein Dach bis kurz vor die Heckklappe weggerissen wurde; die Beifahrerin erlitt schwere Verletzungen.
Die NHTSA bestätigte, den Fall zu untersuchen, nach frühen Polizei-Aussagen war dabei aber nicht der Tesla-Autopilot aktiviert. Anders sah es Ende Februar im US-Bundesstaat Michigan aus, als ein anderer Tesla nachts ein Polizei-Auto rammte, dessen Besatzung gerade einen anderen Unfall aufnahm: Laut einem Bericht von Michigan Live war dieses Elektroauto mit aktiviertem Autopilot unterwegs. Zu dem Unfall in Houston gibt es noch keine Informationen zu dieser Frage.
No injuries to troopers or anyone involved. Driver of the Tesla, a 22 year old man from Lansing was issued citations for failure to move over and DWLS. pic.twitter.com/zTSJOhuJMP
— MSP First District (@MSPFirstDist) March 17, 2021
Aber das dürfte sich bald ändern, denn laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Reuters wird auch dieser Unfall nach deren Angaben von der NHTSA untersucht. Insgesamt gibt es demnach aktuell 23 offene Untersuchungen der Behörde, bei denen Tesla eine Rolle spielt; weitere vier seien schon abgeschlossen. In den letzten Monaten scheinen relativ viele dazugekommen zu sein, denn laut Reuters hatte die NHTSA im Juli noch die Zahl von insgesamt 19 Tesla-Untersuchungen genannt. Bei drei tödlichen Unfällen mit Fahrzeugen von Tesla sei bislang festgestellt worden, dass das Autopilot-System aktiviert gewesen sei.
Das klingt gefährlich, aber als Tesla noch klassische Pressearbeit betrieb, wies das Unternehmen bei (bestätigten oder vermuteten) Autopilot-Unfällen stets darauf hin, dass das System erstens nur als Fahrer-Unterstützung gedacht sei und zweitens die Zahl der Unfälle mit Autopilot weitaus niedriger sei als ohne. Laut dem neuesten Safety Report für das vierte Quartal 2020 etwa kam es in den USA nur alle 3,45 Millionen gefahrene Meilen zu einem Tesla-Unfall bei aktiviertem Autopilot-System, während dieser Wert im Durchschnitt aller Autos knapp unter 0,5 Millionen Meilen lag.
Anlagefirma sieht guten Autopilot-Trend
Die Zahlen lassen sich nicht direkt vergleichen, weil Teslas neuer sind als der US-Durchschnitt und der Autopilot vor allem auf Fernstraßen eingesetzt wird, die möglicherweise sicherer sind als Stadtverkehr. Aber wie die lange in Tesla investierte Anlage-Firma Loup Ventures festhielt, lässt sich an den Daten klar ablesen, dass das Assistenzsystem für sich genommen immer sicherer wird.
Bei Unfällen gebe es eine erhebliche saisonale Komponente, erklärt Loup Ventures, weshalb für einen Vergleich nur Daten aus demselben Quartal verschiedener Jahre herangezogen werden sollten. Und dieser zeigt laut einer Grafik (s. oben) in der Kurzstudie: Ende 2018 gab es noch alle 2,91 Millionen Meilen einen Autopilot-Unfall, Ende 2019 waren es 3,07 Millionen Meilen und zuletzt alle 3,45 Millionen Meilen. Der Trend zeigt also eine deutliche Verbesserung, was sich laut Loup dadurch erklärt, dass die Tesla-Flotte immer größer wird und so immer mehr Daten zur Verbesserung der Algorithmen sammelt.
Es werde auch weiterhin Unfälle mit Autopilot und später der FSD-Software geben, erklären die Tesla-Anleger. Zudem müssten sich Menschen erst daran gewöhnen, dass Maschinen zunehmend Fahrfunktionen übernehmen – es sei einfacher und bequemer, wenn an einem Unglück ein Mensch schuld sei. Auf längere Sicht aber hätten autonome Systeme das Potenzial, die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr so drastisch zu verringern wie Sicherheitsgurte in den 1970er Jahren.