Bild: whitehouse.gov
Noch im September 2020 konnte oder wollte sich Tesla-CEO Elon Musk nicht festlegen, ob er sich bei der nahenden US-Präsidentschaftswahl für den Amtsinhaber Donald Trump oder den demokratischen Herausforderer Joe Biden entscheiden würde: Er wolle erst die TV-Debatten der beiden abwarten, sagte er in einem Interview. Jetzt aber ist Biden gewählt, und Musk zeigte sich so erfreut darüber, dass wohl klar ist, wo er letztlich sein Kreuz gemacht hat. Und kurz darauf kündigte der neue US-Präsident tatsächlich eine Maßnahme an, von der Tesla mit am stärksten profitieren dürfte.
Biden will Elektroautos aus US-Produktion
Schon die Vereidigung von Biden vergangene Woche nach massiven Störversuchen aus dem Trump-Lager hatte der Tesla-Aktie, wenn sie ihn denn brauchte, weiteren Schub verliehen. Unter anderem wird von der neuen Regierung erwartet, dass sie die Regeln zu einer Steuergutschrift von 7500 Dollar für den Kauf von Elektroautos, die für Tesla schon erschöpft ist, so verändert, dass sie unabhängig von der bereits verkauften Stückzahl gilt. Auch von einer möglichen Verdoppelung ist die Rede. Am Montag kündigte Biden zudem an, die gesamte Fahrzeug-Flotte der US-Regierung auf „saubere Elektroautos“ umzustellen.
Wie die Nachrichten-Agentur Reuters berichtet, geht es dabei um insgesamt 645.000 Fahrzeuge, also mehr als die gesamte Jahresproduktion von Tesla im vergangenen Jahr. Konkretere Angaben zu einem Zeitplan für Umstieg machte Biden nicht, und auch das Weiße Haus reagierte zunächst nicht auf eine Reuters-Nachfrage dazu. Aber der neue Präsident erklärte, in Frage kämen nur Elektroautos, „die direkt hier in Amerika von amerikanischen Arbeitskräften“ produziert werden. Außerdem kündigte er an, bisher vorhandene Schlupflöcher zu schließen, nach denen Autos für die Regierung auch dann noch als in den USA produziert gelten, wenn wichtige Komponenten dafür aus dem Ausland bezogen werden.
Tune in as President Biden delivers remarks on his plans to strengthen American manufacturing and signs the Buy American Executive Order. https://t.co/tb74k1srWi
— The White House (@WhiteHouse) January 25, 2021
Abhängig davon, wie der angekündigte Wechsel gestaltet wird, könnte Tesla massiv davon profitieren, denn in den USA gibt es bislang weniger lokal produzierte Elektroauto-Auswahl als in Europa. Mit dem Model 3 hat der Pionier ein relativ bezahlbares Elektroauto mit hoher Reichweite im Programm, mit dem Model Y eines in einer ähnlichen Preisklasse und mehr Platz, und mit Model S und Model X zwei recht repräsentative. Bald soll außerdem der Tesla Cybertruck kommen, der mit seine Karosserie aus hochfestem Stahl überdurchschnittlichen Schutz bietet – auch wenn die Vorführung der laut CEO Musk kugelsicheren Scheiben bei der Präsentation im November 2019 gründlich schiefging.
Tesla-Chef deutet Unterstützung an
Zu der Elektroauto-Entscheidung von Biden konnte sich Musk in einem jetzt veröffentlichten Interview mit dem Magazin Fortune nicht äußern, weil es schon vorher geführt wurde. Insgesamt aber zeigte er sich darin sehr erfreut über den Ausgang der Wahl: Er sei „super-begeistert“ darüber, dass sich die neue US-Regierung auf Klimapolitik konzentriere, sagte er. Der Tesla-Chef mit seinen 43 Millionen Twitter-Followern beobachtet dort selbst nur gut 100 Personen – und die neueste davon ist Präsident Biden.
Angesichts der Prioritäten der Biden-Regierung sei er jetzt „sehr optimistisch für die Zukunft von nachhaltiger Energie“, sagte Musk in dem Fortune-Gespräch weiter. Er wolle zwar nicht selbstzufrieden werden, aber der Wechsel bringe „Rückenwind für die Lösung der Klima-Krise“.
Eine Zeitlang war der Tesla-Chef zuvor Mitglied eines Berater-Gremiums für den früheren US-Präsidenten gewesen, aus dem er sich dann zurückzog, nachdem Trump den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen beschlossen hatte. Biden hat die Aufkündigung schon rückgängig gemacht, und auch direkte eine Beteiligung von Musk oder Tesla an der Gestaltung der US-Politik erscheint wieder möglich. Noch habe er keinen Kontakt aufgenommen, sagte der CEO in dem Interview. Aber wenn das Weiße Haus bereit sei, „werden wir unser Bestes tun, um die neue Regierung mit Blick auf das Klima zu unterstützen“.