Bild: Tesla (Produktion in deutscher Gigafactory)
Eigentlich braucht Tesla für seine Gigafactory im brandenburgischen Grünheide bei Berlin vorerst kein zusätzliches Wasser mehr: Zwar hat das Unternehmen nach Berichten im März Anträge für eine Vergrößerung der Fabrik auf 1 Million Elektroautos pro Jahr eingereicht, dabei aber erklärt, dass sie keinen höheren Wasser-Bedarf bedeute. Doch selbst diese Verdoppelung der bislang genehmigten Kapazität dürfte noch längst nicht das Ende gewesen sein. Vor diesem Hintergrund soll Tesla jetzt selbst nach Wasser in der Gigafactory-Region suchen – und dabei das normalerweise zuständige Landesumweltamt umgehen.
Tesla will Gigafactory-Brunnen testen
Davon berichteten am Donnerstag am Freitag das Magazin stern und der TV-Sender RTL, die seit einiger Zeit zum selben Medien-Konzern gehören; andere Publikationen erhielten auf Nachfrage teilweise Bestätigungen von Tesla und Behörden. Demnach ist das Unternehmen grundsätzlich schon fündig geworden: In diesem Sommer soll ein „Leistungspumpversuch“ in der Gemeinde Braunsdorf südöstlich der Gigafactory beginnen und im Herbst abgeschlossen sein. Eine zweite Erkundung sei ein Stück weiter in diese Richtung in Lebbin geplant, berichtete das Berliner Abendblatt.
Dass Tesla für die zukünftige Wasser-Versorgung der deutschen Fabrik auch eigene Wege geht, hatten stern und RTL erstmals Ende 2022 gemeldet. Zu der Zeit ging es noch um die Erkundung eines Vorkommens nahe der Stadt Fürstenwalde, die weiter östlich ebenfalls noch im Gigafactory-Kreis Oder-Spree liegt. Bei einem positiven Ergebnis wollte sich Tesla vom Landesumweltamt Brandenburgs eine Entnahme daraus genehmigen lassen.
„Schlupfloch“ für deutsche Gigafactory
Was aus diesen Plänen wurde, ist nicht bekannt, aber die neuen Aktivitäten könnten von dem Wunsch motiviert sein, die Landesbehörde zu umgehen. So wird es jedenfalls in dem Bericht über die Tesla-Erkundungen in Braunsdorf und Lebbin erklärt. Der Hintergrund dafür ist, dass Brunnen mit einer Entnahme von weniger als 2000 Kubikmetern pro Tag in Brandenburg nicht vom Umweltamt des Landes genehmigt werden müssen, sondern von Wasser-Behörden bei den jeweiligen Kreisen oder Städten. Genau dieses „Schlupfloch“ soll Tesla genutzt und im Januar beim Kreis Oder-Spree zunächst beantragt haben, in Braunsdorf und Lebbin testweise bohren zu dürfen.
Zu einem Schlupfloch könnte die regionale Regelung dadurch werden, dass auf Kreis-Ebene zwar die entnehmbare Menge pro Brunnen begrenzt ist, nicht aber die Zahl der Entnahme-Stellen. Wenn sich genügend davon bohren lassen, müsste Tesla also keine Sorge haben, dass die Wasser-Ressourcen für die weitere Expansion in Grünheide ausgehen. Aber genau an dieser Möglichkeit stören sich Kritiker.
Der Chef des für die Gigafactory zuständigen Wasser-Verbandes WSE zum Beispiel wird mit der Aussage zitiert, die negativen Folgen für das Ökosystem lägen auf der Hand. Auf Kosten der öffentlichen Daseinsvorsorge werde „auf Teufel kommt raus“ eine Gewerbe-Ansiedlung durchgedrückt. Das Landesumweltministerium erklärte dazu, bei wasserrechtlichen Verfahren werde auch geprüft, ob sich die geplante Entnahme nachteilig auf die öffentliche Versorgung auswirke.
Offenbar keine neue Tesla-Regelung
Kritik an zu viel Nähe der Landesregierung wurde bereits laut, nachdem ihr Wirtschaftsminister im März bei einem Besuch in der Gigafactory in Texas einen Brief übergab, in dem der Ministerpräsident Tesla Unterstützung bei der Lösung von Wasser- und Energie-Problemen bis zum Sommer zusagte. Das jetzt gemeldete „Schlupfloch“ über die Genehmigung kleinerer Brunnen kann mit dem Wasser-Teil der Zusage aber nicht gemeint gewesen sein, denn es existiert offenbar schon länger: Der Nachbar-Kreis Märkisch-Oderland soll bereits im November 2022 Erkundungsbohrungen in einem geplanten Gewerbe-Gebiet und in diesem März einen Brauchwasser-Brunnen genehmigt haben.